Die DAISY in Milfordhaven 2003

 

   

Atlantik Kanaren - Kapverden 2012

 

Atlantik Azoren - Coruna 2013

 

 

 

Logbuch Teil 1

Aktuell:

 

18.01.2016 Die Sonne scheint über der Marina von Almerimar, aber ein kühler Luftzug verhindert, dass man allzu schnell ins Schwitzen gerät. Der Skipper ist allein an Bord. Nun steht die Entscheidung an, ob DAISY in andere Hände kommt, oder ob sie den Etappenplan durchzieht. Der Start wurde erstmal um eine Woche verschoben. Die einen Interessenten wollen die DAISY aus dem Wasser nehmen lassen, bevor sie sich entscheiden. Andere basteln noch an der Finanzierung. Näheres ganz unten, am Ende der vergangenen Zeit. (Also am Ende von Logbuch Teil 2)

 

 


 

In der Abendsonne von Almerimar

 

DIE GESCHICHTE von Anfang an

2007 bis 2009
 

Es war der Start in einen neuen Lebensabschnitt. Seit Jahrzehnten träumte der Skipper davon, dem eigentlichen Wesen dieses Planeten ins Auge zu sehen, sich eines Tages vollständig, jedenfalls ziemlich vollständig, dem Meer in die Arme zu werfen. Das Universum schickte ihm dazu diese Segelyacht auf Kreuzkurs. Zweimal hatte er die DAISY gechartert für jeweils dreiwöchige Reisen und er sah ziemlich schnell ein, dass dies sein Schiff war. Anfang 2007 war die DAISY es dann auch wirklich und juristisch. Der Skipper heckte ein Nutzungskonzept aus, dem er den Namen „Segelprogramm FLIEGENDER HOLLÄNDER“ gab.

 

„Mein Schiff ist fest, es leidet keinen Schaden...“ Dieser Vers aus der romantischen Oper von Richard Wagner passte. Doch musste noch Einiges unternommen werden, ehe Die Außergewöhnlich Individuelle Segel-Yacht kurz DAISY den Ansprüchen dieses Programms genügte: Check aller Systeme, Austausch mangelhafter Komponenten, mehr Komfort für mitsegelnde Crew. Allein wollte der Skipper ja nicht losziehen. 


Segelreisen von einer Kultur zu einer anderen wollte er anbieten, wozu das Segeln über die Ozeane seit Jahrtausenden diente. Beim Testtörn über die Ostsee von Travemünde über einige Inseln der dänischen Südsee nach Eckernförde hatte sich ein Mangel besonders hervorgetan: Der Hydraulikzylinder der Ruderanlage blockierte.  Es musste die Notpinne eingesetzt werden, um nach Eckernförde zu gelangen. 


Manni Zappe, Gründer und Inhaber der dortigen Lütten Werft fackelte nicht lange: Er baute den Zylinder aus und nahm in mit. Als er ihn tags drauf wieder zurückbrachte und eingebaut hatte, meinte er nur: Der geht nicht mehr kaputt. Ich hab die Madenschrauben reingeklebt. Das war der Grund für die Blockade gewesen: Die Madenschrauben hatten sich gelockert. Soll nicht das erste Mal gewesen sein, aber nun war es das letzte Mal.

 

 

April 2007 -  Durch den Nord-Ostsee-Kanal und nach einem Stopp in Cuxhaven, wo Hartwig und Bärbel aus München zustiegen, landete DAISY in Helgoland. Flottes Segeln bei ruhiger See stimmte die sechsköpfige Crew auf eine erholsame Reise ein. Hans aus Kassel und Hannes aus Peißenberg waren schon in Travemünde an Bord gekommen. In Eckernförde stieß Günther dazu. Er wollte nur eine Woche Nordsee schnuppern, und ihn rechtzeitig für seinen Flug ab London an Land zu bringen, sollte in ein kleines Abenteuer münden.


Zuvor meisterte die Crew in schönstem Teamwork die Einsteuerung nach Terschelling in den Niederlanden. Im dicht besetzten Hafenließ eine massive Motoryacht mit passendem Namen „Goliath“ die DAISY für die Nacht längsseits ins Päckchen gehen. Der Skipper der DAISY besuchte tagsdrauf in Harlingen, dem Heimathafen der DAISY, den Notar, der die Umschreibung und Neuregistrierung des Schiffes betrieb. Noch am Nachmittag verließ DAISY mit dem letzten ablaufenden Wasser das verflixte Wattenmeer. Kurs England war angesagt und Ipswich hieß das Ziel. Günther wollte dort von Bord gehen: Seine Segelwoche war um.


Ein Tag in der umtriebigen hübschen Stadt am River Orwell lag hinter der Crew, als sie nach kurzer Flußfahrt in Harwich festmachte und von einem humorvollen Hafenmeister herzlich empfangen wurde. Von dort nahm DAISY früh morgens Kurs auf die Themsemündung. 


Segeln im Gezeitenrevier zwischen Sandbänken gegen lebhaften Westwind forderte volle Konzentration. DAISY pflügte unverdrossen durch die 1-2 m-Seen von Wende zu Wende. Noch vor der Abenddämmerung fiel der Anker in der ersten Themsebiegung in ruhigem Wasser. Hans hatte Gemüse gekocht und servierte ein perfektes Dinner.


Nach London zu kommen beanspruchte fast den gesamten folgenden Tag. Nach Anmeldung per Funk wurde DAISY gegen 18 Uhr in die reizvollste Stadtmarina geschleust, die der Skipper je gesehen hat: St. Katarine-Haven, ca. 200 m vom Tower entfernt. Die erste Etappe im Segelprogramm „Fliegender Holländer“ war geschafft. Die Crew genoss die zwei Tage in der Metropole. Der Skipper ging Seekarten kaufen und Wäschewaschen. 

 

Vor derTowerbridge ist DAISY am Ziel

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Langsam wird es Zeit, die Bordwandaufschrift der DAISY zu ändern. Die erforderlichen Klebebuchstaben sollte es laut Internet und der Auskunft des Hafenpersonals in Southampton geben. „A reason to sail to Southampton“. Der Gentlemen lachte herzlich. Er sprach etwas Deutsch, war in Berlin und Mönchen-Gladbach aufgewachsen. Papa war dort Soldat gewesen.Samstags war die Crew abgereist, glücklich über das Erlebte.

 

Schiffsputz in St. Kathrins-Dock. Plötzlich stand da Helmi aus München mit Seesack und Rucksack am gate. Helmi wollte - begeistert vom Programm „Fliegender Holländer“ - möglichst alle Etappen mitsegeln. Er war jetzt 68 und erzählte, er sei vor drei Jahren einige Monate in der Karibik und über den halben Atlantik bis zu den Azoren gesegelt. 


Er richtete sich an Bord ein. Dann ging's ans Proviantieren. Zwei voll beladene Einkaufswagen hielten bald vor der schweren, schwarz lackierten Eisenpforte der Marina. Da stand das nächste Crew-Member: Wolfgang aus Erlangen . Den 51jährigen Charterskipper reizte das ganz andere Revier. Mit ihm war DAISY startklar für die nächste Etappe bis Dublin. Noch eine Nacht in London, am nächsten Morgen ging es los.


Mitten in London: St. Kathrins-Dock

 

 

 

 

 

 

 

Abends ankerte das Schiff wieder am Themseknie bei munterem West und gegenläufigem Strom. Tags drauf ging es erneut durch die Themse-mündung. Diesmal mit raumem Wind und mit dem Strom. 11 und 12 Knoten über Grund halfen, die Strecke nach Dover bis zum Abend zu meistern. Die Wetterkarte legte einen Hafentag nahe. Acht Beaufort West und Regen!


Die Festung über Dover bildete die historischen Walls of England. Es gab eine Menge zu lernen und unten im historischen Pub „White Horse“ die vielen Kanalschwimmer zu bedenken, die sich dort an den Wänden verewigt hatten.


Weiter geht’s nach Southampton, durch den Kessel des westlichen Solent, und schon liegt DAISY in Dartmouth, dem reizvollen Städtchen am River Dart. Hier hatte  der Skipper die DAISY vor drei Jahren zum ersten Mal übernommen. 


Die Scillys sorgten für eine kleine Irritation:  Mittelmeer-Vegetation! Herrliche Sonne und ein Ankerplatz zum Verlieben. Das Dinghi brachte die Crew der Blumenpracht näher. Es folgten Milford Haven, Wales.  Jerome, der ehemalige Tankerkapitän, lag mit seinem rostigen Fischkutter achteraus in der Schleuse. Kam von den Äußeren Hebriden mit einer vollen Ladung Scallops im Schiffsbauch. Sie fingen in drei Monaten den Jahresbedarf an Kabeljau. Er lud die DAISY-Leute später zum Bier ein. Ein lustiger Abend. 


Dann der Sprung nach Irland.

 

Arklow war der Landfall in Irland. Kleines Städtchen mit sagenhafter Kneipendichte. Irisch eben. Ein abendlicher Überraschungsgast: Egon Friedrich aus Köln. Der ehemalige Studienrat läßt nun Brötchen und Brot backen und vertreibt es in den Naturkostläden Dublins. Natürlich hat er auch die DAISY versorgt. Richtiges Brot! Der weakpoint im sonst so sympathischen angelsächsischen way of life. 


Die Überfahrt nach Irland durch die berüchtigte Irische See bzw. den St. Georges-Channel gestaltete sich sehr kommod: NW 3, kaum Welle. Ach ja: Helmi hatte in Milford Haven die DAISY verlassen. Die Seekrankheit hatte ihm zu sehr zugesetzt. Der Arme fuhr mit dem Zug nach London, um in sein geliebtes München heimzufliegen.

 

Der Hafen Dun Loaghaire - Vorort von Dublin - empfing DAISY mit Regen und einer Regatta vor der Hafeneinfahrt und im Vorhafen. Als der Skipper höflich im Vorhafen die Fahrt drosselt, um dem Feld sportlich Vortritt zu lassen, donnerte eine Stimme aus dem Funkgerät: "This is a Port go ahead!" Okay. Die Holzjollen mussten also um die Stahlketsch herumkurven. 


DAISY bekam einen komfortablen Liegeplatz in der Riesen-Marina: fast ein Kilometer Weg über Schwimmstege bis zum Land! Dublin! Vier Tage blieb DAISY dort liegen zum Crewwechsel, Wäschewaschen und Ergänzen der Vorräte. 

 

3. Etappe: Dublin - Bergen
 

Uschi, Matthias, Albrecht und der Skipper fanden sich zu einer Crew zusammen, die über Schottland nach Norwegen segeln wollte. Zwei kurze Schläge führten DAISY an der irischen Küste nach Norden. Der Ankernacht im Strangford Lough ging eine sehr konzentrierte Einsteuerung voraus. Untiefen waren zu umschiffen und der richtige Platz mit Rücksicht auf die Gezeit zu finden. 


Morgens nach dem Frühstück ließ sich DAISY mit dem gewaltigen Ebbstrom hinaustragen - und erlebte ein bläuliches Wunder: Die Overfalls an der Mündung! Brandungswellen von zwei Metern, wo der Strom über die Barre hinweg auf stehendes Wasser trifft! DAISY rauschte durch die Zone von einer Kabellänge und befand sich auf dem Weg nach Schottland bei blankem Himmel und leichtem NE. Mit einem kleineren Boot nicht zu empfehlen!


Hinter den Rhins of Galloway sollte der nächste Ankerplatz liegen: Loch Ryan. Das waren dann schon 83 sm, und nach dem Ankerfallen auf sechs m Wasser gab es Lammbraten mit Bratkartoffeln  und Gurkensalat. Ein idyllischer Platz: grüne Berge rundherum. 


Der nächste Schlag sollte eine Steigerung bringen: Campbeltown. DAISY war schon mal da, und Mr. McCillester machte große Augen, als ihn der Skipper mit Namen begrüßte. DAISY mußte im Päckchen liegen mit einer ansehnlichen Holzketsch, und der Charme der alten schottischen Stadt nahm die Crew gefangen.

 

Hier gibt es ein Skipperdinner im feinsten Hotel: Argyll Arms Hotel. Die Registrierung der DAISY auf den Namen ihres neuen Eigners in den Niederlanden war perfekt! Tags drauf geht's weiter, leider weitgehend ohne Wind nach Norden. Zwischen Jura und Isla fand sich gegenüber von Port Askaig ein wunderbarer Ankerplatz. Der Caledonische Canal ist nicht mehr weit!

 

Fort Williams. Neunundzwanzig Schleusen sind zu bewältigen. Nach der Eingangsschleuse festmachen und im Office bezahlen. 170 GBP. Dann gehts los durch wunderschöne Natur. Mit dem Schiff durch den Wald! Vor jeder Schleuse anlegen, festmachen, warten. Anlegen, durchfahren, wieder anlegen. 


In einer der ersten Kammern sieht uns der Schleusenwärter in seinem blauen Pollover und der roten Sicherheitsweste vom Schleusentor herab interessiert zu. Als Uschi und Albrecht an Land sprangen um die Leinen festzumachen und wieder an Bord zurück waren, rief der Mann uns zu:  "I think, you need one hand more!" Ich dachte erst, der wollte uns Hilfe anbieten. Nein, es war ein Ratschlag. 


Als wir uns entschließen, das Leinenpersonal in Gestalt von Uschi und Albrecht samt Leinen gleich an Land zu lassen in der Schleusentreppe, läuft die Schleusung völlig stressfrei. Nur muss man daran denken, beim Abwärtsschleusen die Leute vor der letzten Kammer wieder an Bord zu nehmen! Und das Landpersonal muss peinlich darauf achten, nicht über Poller und Ringe zu stolpern!


In Inverness, dem östlichen Ende des Kanals, wird die erste Übernachtung nicht berechnet. Man hat sie mit der Kanalgebühr von 295 GBP bereits beglichen. Da wir zwei Tage bleiben wollen, übernachten wir noch vor der letzten Schleuse nach der Caleway-Marina. Dort gibt es übrigens einen gutsortierten Schiffsausrüster. Auch dort an der Pier kostet die Nacht nichts für die DAISY, und auf Landstrom sind wir - dank unseres Fisher-Panda - nicht unbedingt immer angewiesen.


Norwegen empfing die DAISY mit zarter Sonne am frühen Morgen. Das Einlaufen in die Felslandschaft der Fjorde bewältigten Albrecht und der Skipper an Deck, während Uschi sich schlummernd von den Strapazen der beiden zurückliegenden Nächte erholte. Die Fahrt durch die Ölfelder Norwegens hatte zwar kaum Aufregung gebracht, der Wind stimmte weitgehend. Aber nun die Fjorde. 


Felsen überall. Die nächsten Wochen bestimmten sie die Navigation.

Bergen: Anlegen im Päckchen ist Voschrift

Hjellestadt, nah am Bergener Flughafen. Beflissen sucht der Skipper den Hafenmeister auf und fragt nach Zoll bzw. Grenzpolizei. Der Mann schaut ihn groß an: Zoll? Kein Mensch geht hier zum Zoll. Na gut. Tolerantes, liberales Skandinavien. 


Nach einem kurzen Stopp in diesem buchstäblich erstbesten Yachthafen ging die Reise weiter Richtung Bergen und in eine kleine Bucht mit gelber Boje. Der Gezeitenstrom wendete die DAISY im Tidentakt, während zahllose Wochenendausflügler mit Motorbooten durch einen kleinen Kanal dem dahinterliegenden See zustrebten. 


Nach dieser Eingewöhnung wagten wir uns nach Bergen. Vor den alten Hansehäusern an der Hanse-Brygge gab es genau einen Liegeplatz für die DAISY. Die Mittsommernacht kündigte sich an. Der Trubel nahm turbulente Formen an.

 

Crewwechsel. Albrecht muss am frühen Morgenlos, Uschi erst am nächsten Tag. Hannes trifft per Taxi ein und Gerlinde kommt mit dem Bus. Nach ein paar Ausrüstungsergänzungen - vor allem ein Hafenhandbuch, das es für Mitglieder der Reddningsselskapet kostenlos gibt, weshalb der Skipper sich dort gleich eintragen lässt, und weiteren Seekarten - legt DAISY montags darauf wieder ab. 

4. Etappe Bergen - Narvik

 

Die Gewässer Norwegens werden von Motorbooten beherrscht. Kein Wunder: In den Fjorden, von Bergen gesäumt, gibt es eher selten Wind. Erst im Mangersfjord setzen Hannes, Gerlinde und der Skipper das Groß und rollen die Genua aus. Aber gleich bläst es mit fünf Beaufort, und als die DAISY in den Fedjefjord kreuzt, kachelt es noch viel stärker. Es ist die erste Segelreise des Skippers in norwegischen Gewässern und mit norwegischen Karten.


Es bedarf der Eingewöhnung. Die dort gebräuchlichen Seezeichen, die Wegweiser und Baken wollen erkannt und interpretiert sein.

 

Jetzt aber wird schnell eine Bucht gesucht und gefunden: genau gegenüber, ausgestattet mit einer riesigen Tonne. Der  Liegeplatz für die nächsten 48 Stunden. Der Sturm tobt so wild, dass auf den 200 Metern zum Land in Luv eine See von mehr als einem Meter entsteht. DAISY wiegt sich gelassen, lässt den Wind in den Wanten singen und wird von zwei Trossen an der großen Kunststofftonne gehalten. Die Bordvorräte bieten die Grundlage für zwei Gourmettage. Erst am Mittwoch kann es weiter gehen.

 

Florø weit im Norden erreichen wir nach 74 sm gegen 22:45. Es ist beinah taghell. Der Skipper einer bildschönen schwarzen Holzketsch, der sein Schiff am Rhein selbst gebaut hat, schwärmt von Norwegen: Keine Polizei, kein Zoll, kein Hafenmeister, man hat echt seine Ruhe. Fein. 


Maløy, Alesund, Vingvägen, Rørvik, Mayhamna sind unsere weiteren Stationen. Dann findet der Skipper der DAISY in der Karte eine Bucht, an deren Ufer das Petter-Dass-Monument eingezeichnet ist. Alstahaug heißt die Halbinsel. Der Erfinder des Dass-Satzes?

 

Alstahaug nennt sich die Halbinsel, die eine schöne Bucht umschließt

Malerische Umgebung. Ein supermodernes Gebäude zeigt der Bucht eine Art Heck, viereckig, könnte auch eine Trompete sein. Kühn eingeschnitten in den Naturfels: das neue Petter-Dass-Museum. Geehrt wird damit der bedeutendste Barockdichter Norwegens. Leider sein berühmtester Text: Die Trompete des Nordens auf Deutsch nicht zu haben.

 

Das Petter-Dass-Monument und sein Kirchturm

Die DAISY verbringt abermals eine Nacht auf dem Nordmeer. Als sie am 8. Juli um 15:40 Uhr in Bodø fest macht, stehen wieder 10 Motorstunden im Logbuch, aber auch 16 Segelstunden. Endlich trifft der Skipper mal einen Leser seiner Bücher. Der Mann aus Hamburg kann es kaum fassen, den Autor des Segelromans vor sich zuhaben, den er gerade liest. Urlaubslektüre im Wohnmobil: „Mörderisches Meer“.

Tags drauf fällt um 7 Uhr morgens der Anker in Røthnesvaagen. Es gibt einfachkeine Nacht, die uns zum Anhalten nötigt. Also genießen Hannes und der Skipper ein Nachtmahl und legen sich in die Koje bis 15 Uhr. Um 16 Uhr gibt es dann Frühstück. Verrückte Sommerzeit.

Am 11. Juli 2007 machen wir DAISY in Narvik fest. Steuerbord längsseits an einer alten Holzbrücke. Wir sind früh dran, so bekommt Hannes seinen Flieger in Bodø.Kaum ist er weg, stehen zwei junge, smarte Herren in schwarzer Uniform auf der Brücke. „Dürfen wir an Bord kommen?“ In Narvik, das muss der Skipper nun erfahren, hat das liberale Norwegen ein Ende. Zoll an Bord und 26 Flaschen Wein, die nicht aus norwegischen Monopolläden stammten. Vergessen wir’s, war teuer genug.


5. Etappe: Narvik-Trondheim

80 km liegt der Flughafen entfernt, auf der Nordseite des Ofotfjordes. Gudula und Hartmut, bereits DAISY-erfahren, Maria, Helga und Eckehard kommen von dort mit dem Bus an, aber ohne Gepäck. Irgendwie schlau, denn tags drauf werden die Seesäcke direkt ans Schiff geliefert. Dann kommt auch Bernd wieder an Bord. Herzliches Wiedersehen. Die beiden Mountainbikes der DAISY werden heftig gebraucht. Das Stadtzentrum liegt drei Kilometer entfernt. Per Rucksack kommen die erforderlichen Dinge an Bord. Der Zoll hat ein paar schmerzliche Lückengeschlagen.

 

Am Sonntag legen wir ab und besichtigen erst mal den Beisfjord. Hier erinnert ein sichtbares Wrack an die dunklen Jahre unserer Heimat. Um21:30 Uhr fällt der Anker bei Skarstad. Chefsmutje Gudula bereitet frischen Fisch in Senfsauce. Ein Vorgeschmack, der viel verspricht. Unser nächstes Ziel heißt Svolvaer, die Hauptstadt der Lofoten. DAISY rauscht quer über den Vestfjord unter gerefftem Groß und halber Genua. Wieder ein Segelgenuss der feineren Art.

 

In Svolver sorgt Sig Tobiasson für einen neuen Akzent im Salon der DAISY. „Abschied der Wikinger“ heißt das kleine Ölgemälde, das der Skipper in der Galerie des sympathischen Kunstmalers findet und kurz entschlossen erwirbt. Trägt sehr zur Wohnlichkeit bei und passt irgendwie zum Charakter der DAISY. Immerhin war Onkel Knut, der Wikinger, schon in Neufundland. Manchmal blitzt eben etwas aus einem Vorleben des Skippers auf. Hat er tatsächlich mal in Haitabu gelebt? Der Hafentag wird allgemein genossen. Danach wenden wir den Bug der DAISY nach Süden.

 

Nun zahlt sich aus, dass der Skipper die wichtigsten Häfen und Buchten schon kennt. Und doch gibt es Neues zu erleben. In Bodø legt sich eine mächtige Ketsch ins Päckchen. Irgendwie bekannt. Skipper Lars erzählt beim 17-Uhr-Tee, dass es sich um die ehemalige THOR aus Eckernförde handelt. Die THOR, auf der Skipper Hermann mal einen Weihnachtsnachmittag verbracht hatte! Sie war nach Norwegen verkauft worden, ihr früherer Eigner habe ein Hotel in Kolumbien eröffnet, erzählt Lars. 


Um 19 Uhr verlässt DAISY Bodø. Es wird ohnehin nicht dunkel. Zwei Ankerbuchten und einen Regentag später läuft sie in den Holandsfjord ein. Ein etwas schwächlicher Schwimmsteg hält sie auf Position.

 

Vor dem Swartisen-Gletscher im Holandsfjord

 

 

Der Swartisen-Gletscher, das „Schwarzeis“, hat uns angelockt. Der zweitgrößte Gletscher Norwegens kommt fast bis auf Meereshöhe herab. Mehrere Stunden verbringen wir auf den erstaunlich blanken Felsen im Bett des Gletschers. 


Gegen 22 Uhr läuft die MS COLOMBUS ein, ankert mitten im Fjord und setzt 360 Passagiere aus. Genau gegenüber der DAISY. Zwei davon gehen gar nicht erst an Land, sondern kommen gleich an Bord: Esther und Dietmar, enge Freunde Bernds aus Oberhausen, verbringen einen romantischen Abend im Kreis der DAISY-Crew.


Alstahaug, Bronmoysund, Granvikvaagen, Rørvik undStorfosna heißen die Anker- und Anlegeplätze der DAISY auf dem Weg nach Trondheim. Der Lochberg Torhatten wird halb umkreist und die Sage der sieben Schwestern ist seit Alstahaug sehr präsent. In der Königsstadt Norwegens kommen die Fahrräder wieder zum Einsatz, denn der sehr sichere Liegeplatz im Schatteneiner Futtermittelfabrik ist gut zwei Kilometer vom Stadtkern Trondheims entfernt.


Am letzten Tag dieser Etappe gibt der Heizstab des Wasserboilers seinen Geist auf. Zum Glück kommt Albrecht wieder an Bord. Während Herma-Bianca sich die Stadt anschaut, bauen wir die Warmwasseranlage um. Der E-Heizstab ist auf die Schnelle nicht zu kriegen, und Albrecht schließt die Schiffsheizung an den Boiler an. Ein gut sortierter Ausrüster hat dafür alle Teile vorrätig. So können wir künftig auch auf Dieselbasis Warmwasser bereiten. 


Der neue E-Heizstab wird bestellt und soll nach Kristiansund geschickt werden. Ebenso ein neues Rückschlagventil für das achtere WC. Da ist die vorige Crew aber bereits verabschiedet und Trondheims Historie und Sehenswürdigkeiten inklusive Rüstkammer mit der Dokumentation der unsäglichen Ereignisse vom 9. April 1940 eindrucksvoll verinnerlicht. Der Skipper trifft dort auf ein historisches Foto, das an prominenter Stelle seinen eigenen Vater zeigt. Kein gutes Gefühl. 

 

Denkwürdiger Platz in Trondheim

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


6. Etappe: Trondheim – Edinburgh


Am Montag, 6. August 2007, um 20:30 Uhr verlässt die DAISY den Hafen von Trondheim. An Bord: Herma-Bianca, Albrecht und der Skipper. Die Nacht hat uns wieder oder umgekehrt. Nach 11 Meilen fällt der Anker in der Bucht Tauterstraet, einer Insel mitten im Trondheimfjord. 


Die Lichter der Stadt geben ein prächtiges Bild. Hafengeld gespart und weg vom Stadtlärm. Aber die in Trondheim erstandene zusätzliche Leuchte für den Navitisch funktioniert nicht. Also am nächsten Morgen zurück. Die englische Segelyacht TUCAN liegt immer noch da. Gelegenheitshalber wird auch gleich getankt. Um 16:30 geht es dann noch mal los. Nach sehr schmackhaftem Gemüseeintopf mit Kartoffeln schläft gegen 21:30 der Wind ein.

 

Um 22:07 liegt DAISY längsseits in Svelves, und die Küche wartet mit einem Risotto mit Zucchini auf. In Kristiansund fragt der Skipper nicht ganz vergeblich nach dem Heizstab. Er ist nämlich nicht da, sondern wurde angeblich nach Kristiansand im äußersten Süden Norwegens gesandt. Wie eine Segelyacht in vier Tagen von Trondheim dorthin gelangen soll, hat sich die Dame von der Bestellannahme vielleicht nicht so richtig vergegenwärtigt. Neuer Versuch: Die Sachen werden nach Bergen geschickt. 


Im schönen Alesund hat man die Schwimmsteganlage bereits weggeräumt. Die Saison ist vorbei. Also muss die DAISY im engen Altstadthafen ein Plätzchen finden.

 

Das Drehen auf dem Teller zwischen den Häusern gelingt trotz Seitenwind. Harheidlandet, Kjelkenes und Sandnes, drei Ankerbuchten, eine malerischer als die andere. 


In Sandnes liegt auch die blaue Westerly LE DAUPHIN von Tom Aitken aus Schottland. Er hat der DAISY in Rørvik einen Liegeplatz verschafft. Man wird sich noch kennenlernen. Das Wetter wendet sich zum Schlechten: Grauer Himmel, Regen, starker bis sehr starker Süd. Von 8 Bft spricht der Wetterbericht. Da wird die Einladung nach Eivindvik auf Gulen noch verlockender: Eine Hinweistafel und ein Seitenblick durchs Glas machen die Entscheidung perfekt.
 

Eivindvik. Ein heimeliges Dörfchen mit passablem Hafen. LEDAUPHIN ist schon da. Skipper Hermann versucht zwar tags darauf, dem Wetter zu trotzen, kehrt aber reumütig nach sechs Meilen wieder um. Es kommt zu einem geselligen Teenachmittag an Bord der DAISY mit Tom samt Gattin und seinen Gästen aus Sidney, Australien. 

 

 

Englische Segelcrew zu Gast in Eivindik

 

 

 

Tags darauf wird Bergen angesteuert. Der innere Wegscheint für die DAISY zu riskant. Dafür müssen im Fedjefjord 15 Meilen gegenan gemeistert werden bis zum Abzweig in den Mangersfjord. In strömendem Regen wird die DAISY an der Hansebrygge eingeparkt: Vorn eineinhalb Meter und achtern ebensoviel. 


Mitten in der Nacht kommt Pia aus Berlin an Bord. Am Morgen sucht der Skipper den Ausrüster auf: Die Teile sind tatsächlich da. Nun kann es losgehen. 


Eigentlich sollte nach der Ankernacht im Huftafjord – Pia serviert Taschenkrabben und Salat – gleich die Reise nach Edinburgh starten. Aber die Gasflasche gibt unvorhergesehener Weise nichts mehr her.

 

Der Skipper wollte eigentlich den Erwerb einer teuren norwegischen Flasche vermeiden. So wird Leirvik angesteuert. Ein sehr guter Hafen für die DAISY. Es ergibt sich wieder mal alles zum Besten: Die Gelegenheit, ein gerissenes Lazyjack zu reparieren, ein gutes Norwegen-Abschiedsdinner und eine deutsche Segelyacht, die die letzte leere deutsche Gasflasche mitnimmt. Am Montag, 20. August 2007, um 17:55 Uhr legt die DAISY ab. Mit Winden aus NE bis 5 Bft. segeln wir über eine kaum bewegte Nordsee. Die entstehende See läuft mit uns. Ein sehr komfortables und schnelles Segeln.

 

Am 22.08.07 um 03:10 Uhr wird der 0-Meridian nach Westen übersegelt. Um 14 Uhr Landsicht, um 17 Uhr fest in der kleinen Marina von Peterhead. Gegen 19 Uhr passieren wir zu Fuß das Denkmal für den Fieldmarshall Kieth, born 1758, died 1796 in the battle of Hochkirch. Wilhelm I. von Preussen stiftete das Monument. 


Wir kehren beeindruckt in das schlichte Pub „Harbour Lights“ ein. Keine Erleuchtung. Der Naviabteilung der DAISY fehlen ein paar Seekarten von der englischen Ostküste. In Peterhead gibt es nichts Derartiges. Doch der sehr freundliche Immigration-Officer, der tags drauf die DAISY aufsucht – sie kommt ja von außerhalb der EU – weiß Rat: Thomas Gunn in Aberdeen hat alles.

Das stimmt fast. Eine Karte wird uns nachgeschickt nach Edinburgh bzw. Leith. Aber Aberdeen glänzt auch durch Hochbetrieb im Handelshafen und lebhafte Nächte. Die zum Geisterschloss-Pub umgebaute Kirche könnte Joanne Rowling inspiriert haben. Es gelingt uns, dem Großschiffsbetrieb unbeschädigt zu entkommen. 


Durch die Nacht gelangen wir nach Granton, dem Sportboothafen Edinburghs. Der Royal Forth Yachtclub nimmt uns gegen eine erträgliche Gebühr in seine Obhut. DAISY liegt erst an einer hohen, alten, verfallenden Beton-Holzbrücke in direkter Nachbarschaft zu zwei Lotsenbooten, die im Halbstundentakt losbrausen und wiederkommen. Sie setzen die Lotsen für den ebenfalls sehr betriebsamen Handelshafen Leiths über. Das Regattawochenende hat viele Gäste nach Granton gelockt.

 

Am Montag kann DAISY dann an den einzigen Schwimmsteg verlegt werden. Bei Ebbe steckt sie ihren Kiel etwa einen Meter in den Modder des Hafenbeckens. Eine Woche darf sie dieses Spiel der Gezeitenmitmachen. Nora und Doug kommen an Bord und wir feiern bei einem kleinen Candle-Light-Dinner Wiedersehen. Der Skipper hat Zeit, gegen den Rostanzugehen. Ein erhebliches Stück der Steuerbordseite an Deck wird neu gemalt. Sieht gut aus. Dann trifft Cornelia ein.

 

Am Samstagabend laden uns Nora und Doug zu einer supermodernen argentinischen Zirkusshow im Rahmen des Edinburgh-Festivals ein: Fuerzabanda. Eine beeindruckende Wasser-Akkustik-Körper-Artistik-Show. Ein Info-Aushang an der Reling der DAISY zeigt Wirkung: John fragt, ob er nach Ipswich mitsegeln darf. Er darf natürlich. Edith und Julian treffen ein. Nach dem Feuerwerk zum Ende des Festivals gelangen sie dank Doug an Bord.

7. Etappe: Edinburgh – Brest

Cornelia bleibt in Edinburgh, um montags wieder heimzufliegen. Edith und ihr Enkel Julian kommen an Bord.  Eyemouth könnte besser Haimouth heißen mit seiner Einfahrt, gespickt mit Klippen wie Haifischzähnen an beiden 
Seiten. Wir kommen unbeschadet rein und am nächsten Morgen über eine beachtliche Brandungswelle wieder raus. Edith und Julian vertragen die alte Nordseedünung eher schlecht, eigentlich gar nicht. Nach zwei Tagen segeln John und der Skipper ab Blyth allein zu zweit weiter. Übrigens bei ruhiger See, schönstem Wetter und guten westlichen Winden.

 

John besitzt selbst eine kleine  Ketsch, hat aber den Firth of Forth noch nicht sehr ausgreifend verlassen. Er genießt das Segeln auf der DAISY, und der Skipper der DAISY lernt viel Seemannsenglisch dazu. Leider taucht wieder ein Problem mit dem Großsegel auf. Die Lattenschuhe. Die Verbindungsbolzen rutschen dauernd aus den Schuhen. Kein Wunder, sie werden nur einseitig von einem Metallbügel gehalten. Das Widerlager ist eine Kunststoffplatte unter dem Segeltuch. Der Skipper schnitzt Holzplättchen, um dem Übel beizukommen. Die gesamte Segelgarderobe, ausgenommen der Beilken-Spinnaker, stammen übrigens von HEINO HAASE in Travemünde.


Der nächste Hafen ist Hartlepool, doch das Marine-Museum hat bereits geschlossen. So verziehen wir uns wieder hinaus auf die See. In Ipswich finden wir zwei Tage später auf Anhieb einen Platz in der Neptuns Marina. Als die nette Dame an der Rezeption nach dem Liegeplatz fragt, sage ich wahrheitsgemäß: At the Hammerhead D. Fragt sie: In front or behind? Sage ich: Sorry, only at the Hammerhead. Sieht sie mich ungläubig lächelnd an: The full length? Ich muss es gestehen. Oh, your boat is a bigger one?


8. Etappe: Ipswich - La Coruna


Tags drauf geht John von Bord, und Maximilian und Joe kommen an. Es bleibt bei der Bordsprache Englisch. Joe kommt aus Coloradosprings und spricht neben seiner Muttersprache nur Russisch. Gemächliche Flußfahrt nach Harwich. Dort legen wir an, nachdem der überaus freundliche Hafenmeister Platz an der Pier geschaffen hat für die DAISY, die er bereits kennt, s.o..

 

Der ehemalige Kümo-Kapitän Dieter aus Fehmarn, Deutschland, begrüßt uns. Er erweist sich wahrer Engel, fährt uns zum Supermarkt und zurück. Wir verbringen einen lustigen Pub-Abend. Morgens legen wir ab, segeln an der Themsemündung vorbei. Im englischen Kanal. Null Wind ab Dover. In Dartmouth taucht ein Problem auf: Es stinkt  furchtbar im Schiff. Wir bauen den Fäkalientank aus. Der Absaugstutzen ist total abgerostet. Der Tank wird geputzt und geschweißt und völlig neu verrohrt wieder eingebaut. Hat zwei Tage gedauert, aber nun ist das vordere Bad wieder total sauber und kein übler Geruch mehr festzustellen. 


Wir erreichen Lezardrieux in Frankreich nach einem Besuch in Guernsey. Wir bekommen dort einen Platz am Ponton und müssen hier wie dort das Schlauchboot klarmachen, um an Land zu kommen. Durch die Nacht segeln wir nach L’Aber Wrac’h und genießen französische Küche. 


Am Donnerstag, 20.September 2007, um 22 Uhr liegt DAISY in der Marina du Moulin Blanc in Brest. Harte Arbeit wartet auf den Skipper: Er reinigt die Toilettenableitungen. Und setzt die Pumpe im vorderen WC instand. Nun läuft alles wieder wie neu. Joe und Maximiian gehen planmäßig von Bord. 

 

Martin aus der Schweiz und Georg aus München treffen wie vereinbart ein. Kennenlernen bei einem französischen Dinner. PP


24.09.2007 - Brest - In ca. 48 Stunden legt DAISY 364 sm zurück. Es weht aus Nordwest, und das muss genutzt werden. Nach einer stürmischen Nacht im Hafen und umfangreicheren Einkäufen im fernen Einkaufszentrum wird um 16 Uhr abgelegt. Den Motor wird erst nach Verlassen der Bucht schlafen gelegt. Hinauskreuzen gegen den Wind bei dem Verkehr und angesichts eines auslaufenden Flugzeugträgers samt Begleitung scheint doch recht aufwendig. Aber dann geht’s los. 


Mit bis über zehn Knoten SOG rauscht DAISY nach Süden. Es wird auch wirklich Zeit, endlich in die Wärme zu kommen.


Erst mal vorbei an einigen Felszacken und denen des Cap du Raz. Dann abfallen auf Kurs Süd. Die Seen gehen hoch. Sie haben die ganze Biscaya zur Verfügung, um sich aufzubauen. Martin, Schorsch und der Skipper lösen sich nachts ab. Der Autopilot hält das Schiff unermüdlich auf Kurs. Um nicht vor den Wind zu geraten, muss Südkurs gehalten werden. Erst am zweiten Tag dreht der Wind zu unseren Gunsten. 


Wir halsen genau zweimal und erreichen San Sebastian am späten Nachmittag des 26. September 2007. Der beabsichtigte Liegeplatz im kleinen engen Hafen ist besetzt. Wir sehen es bei einem ersten Anlauf auf die Einfahrt. Also abdrehen und erst mal in der weiten Bucht ankern.


Aber der Seegang lässt die dort an Bojen liegenden Yachten lebhaft schaukeln. Auch als der Anker der Daisy im Grund festsitzt, wiegen wir heftig in der See, wenn auch viel weniger als draußen. Endlich erreicht der Skipper seine Tochter Julia per Telefon. Sie lebt in San Sebastian. Julia veranlasst, dass der Liegeplatz im Hafen frei gemacht wird. Nach einem erneuten Funkanruf Kanal 09 beim Yachtclub gibt es grünes Licht für die Einfahrt. Man kommt der DAISY sogar mit einem Motorboot entgegen, um sie in das Becken zu geleiten. Julia, Mikel und Aingeru erwarten die DAISY auf der Hafenmauer.

 

Inzwischen ist die Tide fortgeschritten. Das Anlegemanöver scheint reibungslos zu klappen, aber den letzten Meter zum Steg schafft die DAISY nicht mehr. Sie steht auf dem Sandgrund des Hafens. Das Wasser fällt weiter und DAISY neigt sich vor Donostia. Ca. 10 Grad legt sie sich zur Seite, um nach einer Dreiviertelstunde wieder aufzuschwimmen. Wir verlegen sie um eine Schiffslänge nach Süden, wo der Hafengrund tiefer liegt.  


Beim Dinner mit Coro und Antonio, Julias Schwiegereltern, legt Antonio einen interessanten Zeitungartikel auf den Tisch: In dieser Nacht erlebt die Küste hier die extremste Gezeit seit Jahrzehnten. Extremste Ebbe. Kein Wunder, dass DAISY  so schief liegt, als er Skipper gegen 23:30 zu ihr zurückkehrt.  

   

Jüngste Steuerfrau der DAISY: Aingeru 2007

 


 

Das kann die Crew nicht aufhalten, die Schönheit und Lebendigkeit dieser Stadt zu erleben. Hier gibt es alles, auch einen sehr feinen Yachtclub, nur keinen Ausrüster für Sportboote. So bleibt der Wunschnach einer lokalen Küstenkarte unerfüllt. Der englische Almanach Reeds begleitet uns also weiter an der Küste en

 

Es sind zehn Menschen an Bord, als die DAISY am Samstag, 29. September 2007, wieder ablegt. Johannes Bauer mit Freundin aus Indien, spanische Freunde von Julia und Mikel, Aingeru, Cornelia und die Crew. Bilbao ist das Ziel. Der Hafen Getxo, eine riesige Marina, wird um 20 Uhr nach schönen Segelstunden und rund einer Motorstunde erreicht. In Bilbao fliegt die internationale Gesellschaft wieder auseinander. Selbst in der großen Hafenstadt Bilbao gibt es nur sehr dürftiges Kartenmaterial. Aber mit dem Reeds ist DAISY ausreichend gerüstet, um Castro Urdiales zu erreichen. Eine uralte Stadt mit imposanter Kirche auf dem Felsvorsprung und mächtigem Kastell.

 

Auch Santander. Ein freundlicher Wind lässt DAISYs Segelqualitäten zur Geltung kommen. Wir ankern vor der mondänen Hafenpromenade. Nur riesige Fähren, Kreuzfahrer und Handelsschiffe oder Yachten bis 10 m finden hier Anlegemöglichkeiten. Wir setzen das Beiboot ein und bleiben in nobler Distanz zum Getriebe der Stadt. Ribadesella wird als wenig empfehlenswert beschrieben, also peilen wir gleich Gijon an. 


Der Westsüdwest zwingt uns zum Kreuzen, aber DAISY schafft mit knapp weniger als 50° am Wind die Distanz durch die Nacht. Mit dem Radar schauen wir durch den herbstlichen Nebel. Die Nacht dauert nun ungewohnt lang. Erst gegen acht Uhr dämmert der Tag herauf. Gegen neun liegt DAISY wohl vertäut im Hafen einer schönen spanischen Handelsstadt. Uns wird eine Box zugewiesen, so liegt DAISY wie selten eingeparkt in einer großen Flotte von Sportbooten. Die Gedanken des Skippers fliegen schon nach Lissabon und Sines, von wo aus die DAISY mit vielen leeren Kojen nach Las Palmas segeln wird.


Der Sprung nachCedeira La Coruna bekommt nur eine einzige Zwischenstation. Am Mittwoch, 10. Oktober 2007, fällt um 18:20 der Anker im Vorhafen von Cedeira


129 Seemeilen, davon rund 30 durch pottendichten Nebel. Martin, Schorsch und der Skipper wechselten sich in den Wachen ab. In Cedeira gibt es noch keine Marina, aber am Fischereihafen, auf dem Weg zur Stadt, verkündet eine riesige Tafel hochfliegende Pläne: Ein wohl geschützter Sportboothafen soll hier entstehen. 


Zum Dinner findet sich die Crew in dem kleinen Restaurant Bisra ein. Es gibt Lammkoteletts und frischen Fisch, dazu hervorragenden Wein. Kein Wunder, dass tags drauf die Maschine erst um 12 Uhr gestartet wird zum Anker auf gehen. Es sind ja nur noch 36 Meilen bis La  Coruna.


Der frische Nordwest bringt die DAISY gut in Fahrt. Mit dem ersten Reff im Groß und der Genua rauscht sie um die Westecke Europas. Herrliches Segeln! 


Um 18:15 Uhr liegt sie in der Marina  A Coruna fest vertäut am Hammerkopf eines Schwimmsteges, direkt hinter der gewaltigen Molenmauer. Doch der Schwell des Hafenverkehrs bricht sich heftig am Yachtheck. 757,7 sm haben wir zu dritt bewältigt. In die schönen Erinnerungen mischt sich ein kleiner Schatten, ein technisches Problem:

 

Die Hauptmaschine produziert heftigen weißen Qualm, Wasserdampf. Dabei verbraucht der Sechszylinder kein Öl und kein Kühlwasser aus dem inneren Kreislauf. Der Impeller der Seewasserpumpe arbeitet einwandfrei. Der Seewasserfilter ist sauber wie neu. Martin, der Maschinenbauingenieur aus der Schweiz und Spezialist für Schwingungen riesiger Schiffsdiesel, kommt der Ursache auf die Spur: Ein Knie in der Kühlwasserleitung ist aus zwar starkem aber doch flexiblem Gummi gefertigt.  Es hat sich gefaltet und vermindert so den Durchfluß. Aber es wird Ralph vorbehalten sein, dieses Knier auszuwechseln.  Martin reist früh morgens ab nach Hause und Schorsch folgt ihm am Mittag.


Mit Gabi aus Stuttgart kommt eine DAISY-Kennerin an Bord. Der Skipper findet Zeit, den neuen Heizstab in den Wasserboiler einzubauen. Eigentlich eine einfache Angelegenheit, wenn der alte nicht so verquollen und verbogen gewesen wäre.  
 
9. Etappe: La Coruna – Las Palmas

Ralph kommt am Samstag, 13. Oktober 2007, in La Coruna an und findet sich nachkurzer Irrfahrt von Marina zu Marina – die Taxifahrer scheinen nicht ganz auf dem neuesten Stand zu sein, was die Hafenanlagen der Stadt betrifft – an Bord ein. Er betritt zum ersten Mal in seinem nunmehr über 65 Jahre währenden Leben eine seegehende Segelyacht. 


Am 14.10.2007 gegen 13 Uhr legen wir ab zu einem Probeschlag auf die Bucht von La Coruna. Frischer Wind und Sonne satt begleiten die DAISY. Um 19.30 Uhr liegt sie wieder fest in der Nauta Coruna Marina.

 

Ralph findet eine klare Diagnose für den weißen Qualm, den die Hauptmaschine produziert. Aber die Zeit reicht nicht, um die Ursache zu beseitigen. Am Montag, 15. Oktober, wird Proviant eingekauft und Wasser gebunkert. Der Skipper gibt den Petroleumofen weg, der nur Platz weg nimmt in der Achterlast und dank einer funktionierenden neuen Webasto-Schiffsheizung nicht mehr gebraucht wird. Jose freut sich königlich und wird die DAISY kaum je vergessen. 


Abends trifft Gerlinde ein, und die Crew für die Reise nach Lissabon ist komplett. Am Dienstag, 16. Oktober um 09:00 Uhr ist es leicht bewölkt. Unmittelbar nach dem Ablegen um 09:10 werden die Segel gesetzt. Groß, Genua und Besan setzen den NE mit seinen 3 Bft in gute Fahrt um.


Nach 63 nm fällt um 22:00 Uhr der Anker in Laxe bei 43°13.280 N 009°00.082 W. Es gibt Steaks mit Nudeln und Salat an Bord und zum Dessert ein Eis. Am 17. Oktober 2007 um 09:50 Uhr hängt der Himmel voller Wolken. Um 11:00 läuft DAISY unter Maschine aus, da kein Wind die See kräuselt. Per SMS bestellt der Skipper ein Rückschlagventil für die vordere Toilette, das Rüdiger aus Hamburg mitbringen möge. Um 20:15 Uhr erfordert der NE mit seinen 4-5 Bft eine Halse. Um 21:00 Uhr gibt es Dinner mit Lammkoteletts mit Kartoffeln und Gurkensalat.

 

DAISY läuft mit 7 kn SOG (Speed over Ground) nach 160°. Am 18.10.07 gegen 09:00 Uhr segelt sie vor Groß und Besan nach 180° klar vor dem Wind. Um 10:00 Uhr ist der Wind ganz weg und der Diesel kommt zum Einsatz. Erst um 20:00 Uhr kann die Maschine wieder ruhen. Ein Nordwind mit 4 Bft schiebt kräftig an. Am Freitag, 19.10.07, gegen 07:00 Uhr hilft wieder nur der Sechszylinder beim Vorankommen. Um 22:00 Uhr liegt DAISY in der Marina Cascais, in der Mündung des Tejo. Gabi möchte sofort von Bord, um sich in einem Hotel von den Strapazen der Nachtfahrt zu erholen, bevor sie tags drauf nach Hause fliegt.

 

 

Die riesige Autobrücke über den Teijo in Lissabon. Ralph genießt schon das Bordleben. Von hier an segelt er allein mit dem Skipper.

 

Dann befindet sich DAISY bereits in Alcantara, einer Marina vor dem Stadtzentrum Lissabons schräg unterhalb der Tejobrücke. Sie gelangt unter Segeln dorthin und beweist dabei in einer kleinen Feierabendwettfahrt ihre Speedqualitäten. Als besonders schön erweist sich diese Marina nicht, aber als recht teuer. DAISY liegt vor Muring und Heckleinen hübsch eingeparkt. Auch Gerlinde findet ein Hotelzimmer, und so können Ralph und der Skipper in Ruhe die Ersatzteile besorgen, um dem Diesel das Qualmen abzugewöhnen. Zur Feier dieses Triumphes geht die Crew in Cascais bei B&B zum Dinner: Rindersteak. Das Lokal versprach mehr.

 

Am Dienstag, 23.10.07, immerhin 31. Geburtstag von Maximilian Engl, werden die Teile eingebaut. Ein Gummiknie in der Seewasserzuleitung muss durch ein starres Eisenknie ersetzt werden. Im Schiffsbestand finden sich entsprechende Schlauchleitungen und in kürzester Zeit hat Ralph das Problem beseitigt. Seitdem die Maschine ungehindert Seewasser ansaugen kann, läuft sie praktisch qualmfrei. Zur Belohnung gibt es Lachssteak mit Kartoffelpüree an Bord, dazu ein feines Gläschen Weißwein.

 

Am 24.10.07 wird noch einiges eingekauft. Aber der Versuch, eine neue Gasflasche zu bekommen, scheitert. Um 14:20 wird die Maschine gestartet zum Ablegen aus der Box A1. DAISY liegt mit dem Bug voran in der Box, an ihrer Backbordseite befindet sich eine neue hohe Hafenmauer aus Beton. Die ganze Marina scheint funkelnagelneu zu sein. Der Wind weht, völlig ungewöhnlich, wie wenig später einer der hilfreichen Marineros sagen wird, gegen die Hafenmauer. Es gelingt nicht, DAISY gegen den Wind zu drehen, ohne mit dem Heck die Hafenmauer zu touchieren.

 

Als ein Marinero mit einem Schlauchboot den Bug gegen den Wind drückt, passiert es: Das Schiff dreht sich um den Kiel, die stählerne Ecke der Heckplattform der DAISY berührt ganz sachte die Hafenmauer aber es reicht, um ein Stück aus der neuen Betonwand zu hauen. Aber DAISY kommt frei und Ralph drückt lange auf den Knopf, der das Horn der DAISY ertönen lässt, als sie die Rezeption der Marina Cascais passiert. Ihr Bug richtet sich auf die Kanarischen Inseln.

 

 

Atlantik mit Ralf

Auf dem Atlantik wird ein erstes Dinner serviert: Reis mit Putenfleisch und Salat.

 

 

Der Start in die erste Nacht hinaus auf den Atlantikgelingt besonders gut. Bei kräftiger Backstagsbrise läuft die DAISY den heranrollenden Seen fast davon. Nur fast natürlich. Ralph und der Skipper können im Mittelcockpit in aller Ruhe dinnieren. Der zunehmende Mond spendet Silberglanz und macht die Fahrt zu einem erhebenden Erlebnis. Vier Nächte undf ünf Tage rauscht das Schiff elegant durch die drei bis vier Meter hohen und sehr weiten Wellen. Ein paar Frachter kommen in Sicht, bleiben aber fern bis auf die „Wallenius“ aus Wilhelmshaven. Sie ändert tatsächlich ihren Kurs zum Ausweichen. 


Endlich taucht Lanzarote am Horizont auf. Ralph wundert sich, dass ihm die sanfte Schaukelei auf der DAISY überhaupt nichts anhaben kann. Bei bester Laune wird der Anker vor Playa Blanca an der Nordwestküste abgefiert und nach einem Gläschen voller Nachdenken über die glückliche Reise das Dinghi aufgebaut. 


Die Wüsteninsel beeindruckt durch unglaublichen Touristentrubel. Überrascht schlendert die Crew durch eine funkelnagelneue Marina. Tags drauf geht es weiter nach Fuerteventura, wo der Anker vor Morro Jable fällt. Dann sind es nur noch 59 sm bis Las Palmas, der Hauptstadt von Gran Canaria.

Die afrikanische Seite von Lanzarote: Ankernacht

 

 

Die Suche nach einem Liegeplatz im Hafen der Hauptstadt Gran Canarias scheitert an der ARC 2007. Die Organisatoren des Atlantic Race of Cruisers haben schon mehr als zwei Wochen vor dem Start den gesamten Hafen reserviert. So steht die Crew vor leeren Liegeplätzen und muss doch draußen im Vorhafen ankern. Immerhin müssen Wasser gebunkert und eine Menge Proviant gestaut werden. Da wäre ein Stegliegeplatz hilfreich. So kommen Ralph per Dinghi an Land und Walter, Hans und Rüdiger auf dem gleichen Weg an Bord.

10. Etappe – Las Palmas – Trinidad

Es bietet sich an, den Hafen tags drauf zu verlassen und Santa Cruz auf Teneriffa anzulaufen, um alles Erforderliche zu erledigen. Dort findet sich problemlos ein passender Liegeplatz in der Marina Atlantico. 21 Kisten liefert der Service von Corte Ingles an. 


Die Tanks sind randvoll, dazu noch fünf 5-l-Flaschen Frischwasser und 60 1,5-l-Flaschen Mineralwasser. Leider fällt die Kühltruhe aus: Der Wärmetauscher erweist sich als völlig versalzen und dicht. Das Ersatzaggregat, das der gut sortierte Chandler Blanco Mar in der Calle Santiago liefern will, soll am 8. November aus Barcelona angeliefert werden. Kostenpunkt: rund 500 Euro.

 

Tatsächlich klingelt um 13 Uhr das Telefon. Das Gerät ist da. Der Skipper holt es selbst ab. Raul, der Marina-Mechanikus, schließt bei Einbruch der Dunkelheit die Kühlmittelleitungen an. Perfekte Arbeit. Am 9. November um 08:30  legt DAISY ab. 144 Eier sind an Bord, 60 eingefrorene Semmeln, dazu rund 40 Joghurt-Brötchen, Obst, Salat, tiefgefrorenes Fleisch, Konserven etc. Der Skipper rechnet mit 17 Tagen bis Trinidad. 


Die ersten Tage lassen sich mäßig an. 

 

 

Vier Tage Spi-Segeln nach Westen

 


 

Dann kann der Spi vier Tage am Stück eingesetzt werden. Der 60-Fuß-Racer AKENA aus Frankreich zieht vorüber, der erste von zwei Funkkontakten der gesamten Reise. Die beiden Segler an Bord nehmen in einem Feld von 14 Booten an einem Race nach Salvador Bahia teil und suchen ebenfalls mehr Wind. Nach längerer Pause kommt der Wind zurück und der Spi geht wieder rauf. Doch in der zweiten Nacht geht eine Quernaht auf, genau zum Wachwechsel um Mitternacht. Walter macht fast täglich  Messungen mit seinem Sextanten. Als früherer U-Boot-Navigator kann er es nicht lassen.

 

Hans, der Autohändler in Ruhe, genießt die Reise, die er sich zum 60. geschenkt hat. Und Rüdiger, Seemann und langjähriger Mitarbeiter des BSH, freut sich am Bordleben und an den Segelqualitäten der DAISY. 


Der Impeller des Generators muss gewechselt werden, die Verklickerbeleuchtung am Besanmast wird erneuert und ein Scheinwerfer am Großmast ausgebaut. Langweilig wird es dem Skipper und seiner Crew nicht. Als der Wind länger als erwartet ausbleibt, und zwar bereits südlich des 20. Breitengrades, muss der Diesel helfen. 300 sm nach Südwesten schiebt er DAISY nun doch noch in die Passatzone hinein. Aber wertvolle Zeit ist verstrichen. Aus 17 werden 21 Tage.

 

Ach ja, der zweite Funkkontakt: Zwei Tage vor Tobago läuft ein Fischkutter entgegen, Abstand 2 Meilen.“Hello, hello!“, ruft es aus dem Funkgerät. „Are you okay?“ Der DAISY-Skipper meldet sich und erklärt sich. Mit einem munteren: “Have a nice trip”, verschwindet der Kutter hinter dem östlichen Horizont.

Die Einsteuerung nach Chagaramas, dem Sportbootzentrum Trinidads und Einklarierungshafen, bringt spannende Stunden: Bei Dunkelheit zwischen zwei engstehenden Bergen hindurch gegen kräftigen Strom und in einen dicht besetzten Hafen. 


Doch DAISY kann gleich am Customs-Dock festgemacht werden. Es gab Telefonkontakt mit Hannes und Uschi, die bereits einen Tag auf Trinidad verbracht haben, als DAISY mit nur einem Tag Verspätung einläuft. 


Rüdiger bekommt seinen Flug trotz rechtzeitiger Ankunft und allen Bemühungen leider nicht mehr. Die Einklarierungsformalitäten nehmen doch mehr Zeit in Anspruch. Rüdiger will nach USA weiterreisen und muss einen späteren Flug nehmen. Walter bleibt noch auf Trinidad und Hans fliegt einen Tag später nach Hause. 

11. Etappe Tinidad – Antigua

Die dramatischste Etappe bisher! DAISY bekommt eine Box in der Crews-Inn-Marina. Uschi, Pia, Albrecht und Hannes quartieren sich auf dem Schiff ein. 


Leider sorgt Pia für einen unschönen Eklat. Sie belegt zielstrebig die große Mittelkabine, die längst an Uschi und ihren Freund Matthias vergeben ist. Dann widersetzt sie sich der Anweisung, die große Salonluke geschlossen zu halten, mit den Worten: Der Skipper habe wohl überhaupt keine Ahnung. Die Crew begibt sich zum Provianteinkauf, ohne Pia, die währenddessen Baden gegangen war, um wenig später mit einem Six-Pack Bier aus dem DAISY-Bestand auf ein anderes Schiff zu verschwinden. 


Der Skipper will das alles bei einem gemeinsamen Dinner ausräumen und die gemeinsame Reise besprechen. Doch die Dame erklärte, dafür zu müde zu sein.  Das war's dann. 


Der Skipper muß entscheiden, sie  nicht auf die Reise mitzunehmen. Die Crew zeigt sich erleichtert. 


Bei Budget-Marina gibt es ein paar nötige Ersatzteile, zum Beispiel neue Strahler für die Deckscheinwerfer. Für 160 US-Dollar laufen 750 l Diesel in den Tank. DAISY ist gerüstet für die Reise nach Norden. 


Der erste Schlag führt gleich durch die Nacht nach Grenada. Karibisches Flair umfängt die Crew. Die Hitze setzt ihr allerdings auch zu. Das Meer ist so warm, dass es kaum noch erfrischt. Die Inselwelt der Tobago Cays, das herrliche Wasser dort, der Zauber von Bequia, wo DAISY in Port Elizabeth an die Boje geht, bilden die nächsten Stationen.


Doch dann wird’s kriminell: Weiter nach St.Vincent. Den kleinen Ort Chateaubelair wird die Crew nie mehr vergessen. DAISY erreicht am Nachmittag diese malerische Bucht, in der ich schon vor Jahren mit der ANTRES gelegen hatte. Auch diesmal ankern wir etwa hundert Meter vor der Betonpier, die Lort auf Betonsäulen in L-Form einen kleinen Hafen markiert. 


Dinghi zu Wasser. Uschi und ich unternehmen einen Landgang duch den Ort, vorbei an der Polizeistation. Wir treffen auf Kinder und zahlreiche Passanten, wir kehren in einer kleinen Bar ein für eine Cola. Zurück an Bord gibt es ein leckeres Dinner. Mitternacht schlafen wir. Die Schiebeluken der beiden Niedergänge sind von innen verriegelt. 


01:00 Schrille Hilfeschreie wecken mich. Ich springe aus der Koje und will meine Kabine im Achterschiff verlassen. Doch ich komme nicht weit: Ein bis auf die Augen vermummter schwarzer Kerl drückt mir eine Machte an den Hals und zischt: "I kill you, I kill you, give me money, I kill you!" Ich sage "Wait, wait, I give..." 


Ich gebe dem Typ einen Stoß vor die Brust, ich will ihn weg haben von mir. Der Typ taumelt etwas zurück aber mit seiner Machete versetzt er mir einen Hieb quer über die Brust und in meinen rechten Unterarm. Mit der Linken kann ich die Klinke der Kabinentür erreichen und die massive Mahagonitür zuziehen und geschlossen halten gegen alle Versuche des vermummten Kerls da draußen, sie wieder zu öffnen. 


Dann ist Ruhe, aber der Kerl versucht nun, durch die Decksluke in meine Kabine zu kommen.  Ich verriegle sie. Dann höre ich Geplätscher. Was plätschert hier? Ich habe panische Angst, dass mein Handgelenk abgetrennt sei. Aber dann spüre ich meine Finger an meinem Oberschenkel. Und ich fühle, dass ich in Flüssigkeit stehe. Aus meinem Unterarm schießt Blut heraus. Zentimeter hoch steht es in der Kabine. 


Ich fürchte Bewußtlosigkeit durch Blutverlust, versuche mit der Linken die Blutung zu stillen. Draußen ist es nun still. Ich verlasse die Kabine, sehe Lichtschein im Salon.  Ich stürze in den Salon und rufe die Namen meiner Crew. Sie sind alle im Salon. Albrechts rechter Oberarm ist mit einem Bettuch umwickelt, der Boden ist von Blutlachen bedeckt. Uschi kümmert sich um den Verband an Albrechts Oberarm. Hannes hält seine leere Geldbörse in der Hand. "Ich hab ihnen das Geld gegeben, dann sind sie abgehauen," erzählt er. 


Jetzt erfährt der Skipper den Hergang der letzten Sekunden: Albrecht hatte sich mit bloßen Händen auf einen der Täter gestürzt, der ihm dabei in den Oberarm hieb: eine sehr tiefe Fleischwunde. Hannes hat die Situation entschärft, indem er dem Täter seinen Geldbeutel hinhielt. Der nahm sämtliches Geld heraus, rund 700 Euro, und rannte zum Niedergang. Da das Schiebeluk versperrt war, musste der Täter tief geduckt durch den Niedergang und rannte mit Wucht gegen den Cockpittisch, was ihm eine mächtige Platzwunde am Hirn zufügte - und ihn ziemlich eindeutig kennzeichnete.


Per Funk, Telephon und Notraketen versuchzen wir Hilfe zu bekommen. Doch die Polizei stellt nur einen blinkenden Streifenwagen auf die Pier. Es beginnt zu regnen. Der Skipper bringt das Dinghi, das wie immer auf dem Vorschiff steht, zu Wasser. 


Schließlich fahren der Skipper und Albrecht im strömenden Regen mit dem Dinghi an Land. Sie werden von den Beamten in Empfang genommen und zur   Erste-Hilfe-Station gebracht. Da kein Arzt vorhanden ist, fährt ein Ambulanzwagen die beiden nach erster Wundversorgung in die Hauptstadt Kingstown zum einzigen Krankenhaus des Landes. Eine einstündige Berg- und Talfahrt durch den Urwald der Karibikinsel. 


Die diensthabende Ärztin näht die Verletzungen recht perfekt. Am Morgen gegen neun lässt der Verwaltungschef des Krankenhauses die beiden von seinem Fahrer wieder mit einem Ambulanzwagen nach Chateaubelair zurückfahren.


Der Chauffeur gibt sich alle Mühe, seinen Kollegen von der Nachtschicht noch zu toppen, was die Fahrzeit betrifft. Rallyetempo auf engsten Bergstraßen! In Chateaubelair ist inzwischen eine Sonderkommission der Kriminalpolizei am Werk. Die Direktorin des Tourismusdepartments ruft an und entschuldigt sich beim Skipper. Der Minister für Tourismus trifft mittags persönlich ein und tut desgleichen. Ein Abgeordneter nimmt den Vorfall haarklein auf und empört sich über die Untätigkeit von Polizei und Küstenwache.

 

Die Gemeinde ist aufgebracht über den Vorfall. Gegen Mittag werden im Polizeirevier drei Tatverdächtige der Crew vorgeführt. An ihren Stimmen werden die Täter eindeutig erkannt. Der größte von ihnen trägte einen großen Verband auf dem Kopf. Ein Gruppe von sechs Kriminalbeamten fährt zur DAISY hinaus und sammelt Fingerabdrücke und Blutspuren ein. Die Beamten kämpfen sichtlich mit den Schiffsbewegungen in der Dünung, die jetzt mäßig in die Bucht steht.


Da eine Abreise am gleichen Tag unmöglich geworden ist – der Skipper möchte nicht nachts in diesen Gewässern unterwegs sein –, schickt die Regierung ein Küstenwachboot vorbei. Dabei handelt es sich um ein großes Schlauchboot besetzt mit sechs schwer bewaffneten Beamtinnen und Beamten. Es wird höchste Sicherheit zugesagt. Am Morgen kommt eine Polizeistreife an Bord und übergibt ein Cuvert mit 100 Euro, 100 US-Dollar und 100 EC-Dollar als Spende der Gemeinde. Kriminalität gibt es überall auf der Welt. aber wo entschuldigt sich die Regierung persönlich dafür bei den Opfern? Hier ist es geschehen.

 

Eine Segeltour in die Karibik hat freilich wenig gemein mit einem Törn in der Adria oder auf dem Starnberger See. Man muss wissen, dass es sich um eine Reise in die Dritte Welt handelt. Und wer auf Abenteuerfahrt geht, sollte sich nicht wundern, wenn er welche erlebt. Er darf sich glücklich schätzen, wenn er sie überlebt. Aber wir lernen daraus. Hier gibt es nicht den doppelten Boden staatlich garantierter Sicherheit. Hier muss man auf sich selbst aufpassen, meint der Skipper dazu und wird das Schiff nachts künftig immer komplett dicht versperren.

Albrecht entscheidet, möglichst bald heim zu fliegen. Er kann den rechten Arm nicht gebrauchen. In Soufriere, St. Lucia, geht er von Bord. Dafür kommt Matthias, Uschis Freund, auf die DAISY. Das Dinner im Hotelresort in Soufriere, wo Matthias Station gemacht hatte, wird so zur Zäsur dieser Reise, außerdem geht dort der Ankerstick über Bord und taucht auf 20 m ab. Die resolute Hotel-Inhaberin spricht ebenfalls ihr Bedauern über den Vorfall aus. Viele Menschen bis hinauf nach Antigua werden das noch tun, denn die Naht am rechten Handgelenk des Skippers ist kaum zu übersehen.

 

Von nun an versichern alle, dass so etwas in ihrer Gegend nicht geschehen würde. Dennoch achtet der Skipper peinlich darauf, dass das Schiff nachts richtig verrammelt ist. Darunter leidet die Lüftung des Bootes, und der Vorsatz weicht auf. Aber mit Erreichen der internationalen Yachtszene in Martinique und Antigua wächst auch das Sicherheitsgefühl wieder. Hier sind Vorkommnisse wie das Erlebte in der Tat kaum denkbar.


Die DAISY läuft bei herrlichem Wetter English Harbour an der Südküste Antiguas an. InNelsons Dockyard findet sich ein Plätzchen zum Anlegen mit Landkontakt. DerBuganker fällt, und die Daisy geht nach schöner Mittelmeermanier rückwärts indie Lücke. Der Holländer nebenan äußert sich später anerkennend über dasgelungene Manöver. Vor den Ruinen und Bauten des alten englischen Stützpunktespackt die Crew ihre Sachen. Am Abend stehen Thomas und Marie vor dem Heck derDAISY, und wenig später trifft Gerlinde wieder mal ein. Der Wunsch, Weihnachtenund Silvester auf dem Schiff zu verbringen, verbindet sie.St. Kitts, Statia, St. Maarten. Lästig und teuer: das Ein- und Ausklariere  abgeklappert: n. Fast jed
 
12. Etappe: Antigua – Santo Domingo, Dominikanische Republik

Am Montag, 24. Dezember 2007, um 15 Uhr verlässt DAISY Nelsons Dockyard auf Antigua. Eine Stunde später fällt der Anker in der Morrisbay kurz um die Ecke, westlich von Port Elizabeth. Raus aus dem Trubel des quirligen Yachtzentrums. Es gibt Fischfilet mit Kapernsauce, Reis und Salat. Am 1. Weihnachtstag zieht allein die Genua die DAISY bei herrlicher Sonne und kräftigem Passat nach Bath auf der Insel Nevis. 50 sm in neun Stunden. Die ganze Perlenkette der Antillen wird abgeklappert: Saint Kitts, Sint Marten. Jede Insel ein eigenes Staatswesen.


Auf den  Spuren der historischen Räubereien der europäischen Nationen: Mächtige Forts an jeder Ecke, mal verfallen, mal wieder in Schuss gebracht und als Sehenswürdigkeit dargestellt. Doch wie viel Sklavenblut wurde dort vergossen! Die exotische Natur lässt es einen bald wieder vergessen. 


Als Höhepunkt betrachtet die Crew die Ankerstunden vor Dog Island im Inselstaat Anguilla. Eine Traumbucht, die allerdings nur tagsüber genutzt werden kann. Dann geht es nachts über die Sombrero-Passage in den Gorda Sound. DAISY kreuzt in die Britisch Virgin Islands. Zurück in der Zivilisation: Das schönste Segelgebiet der Welt.


Grüne Inseln rundumher, kräftiger Passat aus Ost, unglaublich blaues Meer und keine Welle. Ein Stelldichein der größten und teuersten Yachten der Welt. Und DAISY mitten drin. Sie bekommt einen Liegeplatz in Tortola in der Village Cay Marina. Aber dem Skipper wird nahegelegt, diesen Umstand beim Einklarieren nicht zu erwähnen. Dies habe hier streng nur am Anker liegend zu erfolgen. Es geht gut. 


Danach findet der Skipper Gelegenheit, in einem Restaurant die Homepage zu  erneuern. Ein Abend und ein Vormittag ohne Skipper für die Crew. Dann geht es weiter. Schließlich heißt das Reiseziel Santo Domingo in der   Dominikanischen Republik.



Einklariert und fast ausgeraubt


Zwischenstation in St. Thomas. US-amerikanisches Gebiet wie Puerto Rico. Friedlich liegt die DAISY an einer der Bojen des Yachtclubs vor Charlotte-Amalie. Rob, ein gemütlicher Grauschopf, der auf dem benachbarten Taiwanklipper lebt, kassiert in der Abendstunde 30 USD und gibt eine Menge Tipps, wie man den Abend an Land verbringen könnte. Aber ohne Einklarierung? I never saw you. 


Am nächsten Morgen landen und starten Wasserflugzeuge in dichter Folge direkt neben der DAISY. Ein Linienverkehr offenbar. Dinghi zu Wasser lassen und an Land fahren zum Einklarieren. Der Beamte von der Immigration hat dann dazu  einen Vorschlag: "Take the ferry to BVI, come back with the next ferry and a visum. I have never seen you and your yacht." Kostenpunkt 50 USD pro Person plus ein verlorener Tag. Die Entscheidung fällt leicht: Dann machen wir eben einen Bogen um die US-Virgin-Islands.


Es gelingt noch ein Einkaufsstreifzug, und die DAISY wirft die Leine zur Boje los. 


Nach 296 nm und durchsegelter Mona-Passage mit viel See und wenig Wind stellt sich die Frage wieder: Wo einklarieren, diesmal in der Dominikanischen Republik? 


Das Handbuch bietet den Hafen La Romana an. Aber dort findet sich nicht einmal ein Liegeplatz, auch keine Ankermöglichkeit. Aber die Boca Chavon öffnet weit ihre Arme und gewährt DAISY und einer englischen Motoryacht einen sicheren Platz zum Übernachten. Der Anker sitzt wieder auf Anhieb bei kompletter Kette und auf 5 m Wasser.

 

Dann wird es wieder ernst. Der nächste Zollhafen heißt San Pedro de Macoris. Später wird uns Palermo bestätigen, dass er besser Porto de Ladrones heißen sollte, Hafen der Diebe. Er bietet zunächst eine komfortable Ankermöglichkeit im Hafenbecken hinter einem schwimmenden Kraftwerk. Aber sobald das Schiff still liegt, kommt die Behörde längsseits. Und zwar mit Hilfe eines herbeizitierten Fischers. Der Skipper möge bitte an Land kommen zum Einklarieren.

 

Der sehr korrekt gekleidete Beamte im Büro kassiert 93 USD und schreibt für jeden eine Einreisebescheinigung aus. Kaum hat der Skipper das Büro verlassen, tönt die Stimme seines Vize Handfunkgerät: Hermann, wir haben die Behörde an Bord. Sechs Mann überprüfen alles. Komm schnell. 


Der Skipper eilt, was das Dinghi hergibt. Sechs Männer, teils in Uniform und bewaffnet, teils in Freizeitzivil, lungern auf dem hellerleuchteten Schiff herum, sitzen im Salon am Tisch. Im Handbuch steht, dass die Beamten gern ein Geschenk hätten. Was haben wir zu verschenken? Also bedenkt der Skipper die möglicherweise Wichtigeren mit je einer Flasche Wein und die übrigen mit Bier. Fröhlich verlassen sie die DAISY. Und mit dem vielstimmigen Hinweis: "Call us, if something happens." Einklariert und ausgeraubt, konstatiert Thomas trocken.


Anschließend kommt das Dinghi samt Motor und Tank per Kutterfall auf das Vorschiff. Die Lage scheint nicht ganz geheuer, obgleich das Schiff von Land her von starken Scheinwerfern beleuchtet wird. Man hätte.... 


Gegen 03:45 Uhr hört Thomas Geräusche auf dem Vorschiff, und sein Schrei jagt drei schwarze Burschen über die Reling ins Wasser, während der Skipper die Deckscheinwerfer anknipst. Verdammt, der Außenborder, er ist nicht am Dinghi, wo er hingehört.  Nein, er ist noch an Deck, liegt allerdings mit geknacktem Schloss neben dem Schlauchboot und sie haben bereits einen großen weißen Plastikkanister darangeknotet, klar zum Abtransport. Nochmal Schwein gehabt. Doch der Dinghi-Tank und der Schlauch dazu sind weg. Am Rand des Lichtscheins auf dem Hafenwasser verschwindet ein kleines Boot in die Dunklheit. 


Der Skipper hält nun selbst Wache. Seine Versuche, über Funk und Telefon Polizei oder Küstenwache zu alarmieren, bleiben vergeblich. Auch die EXPLORER OF THE SEA ruft in dieser Nacht, offenbar in ähnlicher Lage, um Hilfe. Bleibt offenbar ebenfalls ungehört. Am hellen Tag geht die DAISY längsseits an die Pier. Polizisten und Hafenbeamte hören sich die Geschichte interessiert an. Aber niemand gedenkt eine Anzeige aufzunehmen. Wie gesagt: Es gibt eben Regionen in dieser Welt, in denen kein doppelter Boden behördlicher Sicherheit verfügbar ist. Hier muss jeder selbst sein Schicksal in die Hand nehmen und selbst aufpassen. Als der Liegeplatz auch noch von einem riesigen Frachter beansprucht wird, legt der Skipper entnervt ab. 

 

 

 

 

Auf dem Weg nach Boca Chica

 


 

 

"Lasst uns nach Santo Domingo segeln". Nein, das Handbuch nennt noch Andres, sagt Gerlinde. Und die Kursänderung lohnt sich. Eine neue, perfekte Marina. Die Einfahrt etwas trickreich und seicht, aber mit Hilfe der sehr freundlichen Marineros auch für DAISY gut zu meistern.  Hier gibt es alles: Sicherheitsdienst, Waschräume, Restaurant, sogar ein Einklarierungsbüro der Kriegsmarine. Im Ort gibt es einfache Geschäfte für alles, sogar Nagelstudios.. 

Die Beamten wundern sich über die Kollegen aus San Pedro, die nicht einmal die Pässe stempelten.


Die DAISY bekommt einen Längsseitsplatz, und der Gedanke liegt nahe, hier noch eine weitere Nacht zu verbringen. Die Privatmarina gleicht einem Ghetto. Allespiekfein in wilder Umgebung. Wer nicht zu Fuß in den nahen Ort will, schwingt sich jenseits des Schlagbaumes auf den Sozius eines Motorradtaxis und lässt sich für ein bis fünf USD fahren. So kommt der Skipper tags drauf auch zu seiner Auslaufgenehmigung und Friseure. 


Am Abend läuft bei anbrechender Dämmerung ein Kat in den Hafen. Gegen ablandigen Windversucht Silvio anzulegen, fängt sich eine Bojentrosse in eine der Schrauben ein, befreit sie wieder und gelangt endlich doch an den Steg. Der Schweizer ist von Curacao allein herüber gesegelt. Auch er will nach Jamaika, aber erst gegen Ende des Monats. DAISY legt nachmittags ab, und nachdem 17-Uhr-Tee liegt die Silhouette der 2,6-Millionenstadt Danto Domingo vor ihrem Bug. .

 

 

Hier geht's nach Santo Domingo

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Der Hafen zeigt sich zunächst als kleiner, schmutziger Industriehafen. Wo soll sich hier bitte die Marina Sans Souci befinden? Thomas entdeckt sie als erster, da er schon mal für alle Fälle vorn am Bug den Anker klar legt. Hinter dem riesigen Bug eines Frachters tut sich tatsächlich eine Pier mit einer größeren Motoryacht, drei Segelyachten und einer Anzahl kleiner Motoryachten auf. DAISY wird gedreht, und während Thomas den Anker abfiert, rückwärts in die Lücke manövriert, die sich auftut, als Hafenmitarbeiter ein kleines Motorbootverlegen. Palermo ist am Werk.

 

Palermo. Er wird die scheidende Crew zum Flughafenbringen, den Skipper zum Supermarkt und mit der gesamten Ware zurück, zum Kartenladen in die Stadt fahren, 70 Gallonen Diesel besorgen sowie einen neuen gebrauchten Tank für den Außenborder samt manguera, einem Schlauch. Er tut das natürlich auch zu seinem und seiner Kumpel Nutzen. In welchem Maße, wird dem Skipper erst später klar. Aber hilfreich allemal. 

 

 

 

Da kommt der Diesel für die DAISY

 

Und so kommt der Diesel in den Tank


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Santo Domingo war einmal eine der bedeutendsten Städte der Neuen Welt. Das ist auch heute nicht zu übersehen. Der Bruder des Entdeckers Kolumbus gründete sie, und Spanier und Briten schlugen sich um sie. Sir Francis Drake, der Pirat Seiner Majestät, soll hier im Palast den vornehmen Spanierinnen den Schmuck abgenommen haben. Das Stadtbild fasziniert auch heute noch, wenn auch an jeder Ecke mehrere Polizisten stehen müssen, um einigermaßen Sicherheit zu gewährleisten.


Nun schreiben wir Montag, den 14. Januar 2008, und der Skipper gedenkt abzulegen, sofern er eine Erlaubnis der Kriegsmarine dafür einholen kann. Auf dem Weg vom Internetcafé zum Yachthafen hält neben ihm Palermo mit seinem alten Toyota. Er lädt ihn ein mitzufahren und bringt ihn zur Marina de Guerra, der Kriegsmarine. Der Skipper braucht ein Depacho zum Auslaufen. Ein Weg von gut drei Kilometern. Der Soldat dort füllt ein Formular aus, als täte er dies zum ersten Mal in seinem Leben. Und Palermo erklärt ihm, dass er dafür 500 Pesos zu kassieren habe, weil Santo Domingo est dinero.

 

 

Gegenüber dem Stadtzentrum liegt DAISY in der Marina von Santo Domingo

 

Der Soldat tut es auch entgegen des Skippers Hinweis, dass dieser Verwaltungsakt nirgends in der Dominikanischen Republik etwas kosten würde. Santo Domingo est ... Es wird Abend, und auf der Rückfahrt bekniet Palermo den Skipper, ihn für seine Leistungen zu bezahlen. Der Skipper ist der Meinung, das längst erledigt zu haben. Doch schiebt er ihm seine letzten 500 Pesos zu. Er kann sowieso nichts mehr damit anfangen. Ungefähr 15 USD. Nun aber nichts wie weg. Doch vor dem Auslaufen kommt noch ein junger Beamter der Drogenüberwachung. Er durchsucht das Schiff eher oberflächlich, und der Skipper staunt: Er bettelt nicht wie alle seine Kollegen um ein pequenio regalo.


13. Etappe: 

Santo Domingo - Montego Bay, Jamaika


Im letzten Licht holt der Skipper die Heckleinen ein, die Ankerwinsch zieht DAISY aus der Lücke. Der Skipper hat nun keine Hand frei, den völlig verdreckten Anker zu säubern. Er hofft auf ordentlichen Seegang, schäkelt den Anker ab und fixiert ihn in seinem Lager. Dann rasch zurück ans Steuer, und die Maschine schiebt DAISY durch den dreckigen Hafen auf die schwach bewegte See hinaus. Segelpersenning runter, Groß rauf, Yabsail raus, und schon rauscht sie, begleitet vom zunehmenden Mond, nach Südwesten. Cabo Beata ist das nächste Ziel, die Südspitze der Insel Hispaniola.


Erste Einhandfahrt und noch gleich durch die Nacht! Gerlinde ließ einen elektronischen Wecker da. Schließlich muss der Skipper auch mal schlafen, aber eben sehr kontrolliert. 20 Minuten müssen genügen. In dieser Zeit könnte ein Frachter vom Horizont die DAISY erreichen. Natürlich zielen nicht alle Frachter direkt auf Segelschiffe. Aber sicher ist sicher. Der Skipper hat noch immer die zerstörte Stahlyacht vor Las Palmas vor Augen. 


Das Mittelcockpit bietet sich für ein Nickerchen an. Doch es sind nördlichere Breiten erreicht, nachts wird's echt frisch dort oben. Eine Kuscheldecke hilft. Zunächst gilt es, einen südlichen Kurs so um die 190° zusteuern. Dann erlaubt der Windwinkel eine Halse, und der Kurs auf Cabo Beata kann direkt anliegen. Es wird spannend. Die Karte weist ein großes Gebiet zwischen Hispaniola und der Insel Beata als flach aus, seichteste Stelle 3,60m!


Die Fahrt wird rauer. Der Nordostpassat weht heftig über Hispaniola hinweg und schiebteine gut 3 m-Welle auf. DAISY nimmt's eher gelassen, aber wenn einige Wellen in Folge richtig treffen, kommt sie auf diesem Vorwindkurs ordentlich ins Geigen.Der Skipper bekommt Gelegenheit, die Schapps alle so einzurichten, dass nichts mehr klappert. Denn das ist das Nervigste bei der Geigerei.


Unter Genua und Groß ist der Kurswinkel vor dem Wind eingeschränkt. DAISY läuft hart an der Grenze prächtig dahin, hartes Geigen inklusive. Dann kommt das Kap endlich in Sicht. Und die flache Insel Beata. Und eine helltürkisfarbene Fläche bis zum Horizont. Die tiefste Rinne soll laut Karte an der Inselseite entlangführen. Das Echo zeigt sieben, dann sechs und dann fünf Meter. Dann wechselnd. Der Skipper nimmt das Vorsegel weg und startet die Maschine, für alle Fälle.


 In der Marina Boca Chica hatte das Echo 4,80 m gezeigt, und DAISY war sanft auf einen Sandhaufen gelaufen. Es dauert eine lange, lange Stunde bei reduzierter Fahrt. Drüben auf der Insel wiegen sich Palmen im Wind. Wäre kein schlechter Platz. Der Skipper will hier irgendwo ankern und ein paar Tage bleiben zum Schreiben und Relaxen. Aber Achtung, dort am Strand liegt eine ganze Reihe dieser urtümlichen Fischerboote. Also sind dort Menschen, Habenichtse vermutlich, denen jede Beute recht ist. Dies ist Wildnis hier. Also weg. 


Es dauert eine weitere Stunde, bis das Flach umfahren ist. Im Seegangschatten des Kaps findet sich ein Platz, mehr als eine Meile vom Land entfernt. Auf 4,80 m beißt der Anker sofort wie einbetoniert.


Relaxen, Tee trinken, Musik hören, Schreiben. Dinner, Umgebung kontrollieren mit dem Fernglas. Dort drüben an Land regt sich was. Ein Boot mit einem Mann und einem Kind am Strand. Fischer. Die Niedergänge werden von innen verriegelt, die Luken dicht, und ab ins Bett. Die Leuchtpistole liegt bereit. Tiefschlaf. 


Erwachen, wenn die Sonne aufgeht. Noch mal schlafen und dann Duschen und Frühstück machen. Am Strand bewegt sich wieder was. Das Boot kommt herüber mit dem Mann und dem Kind, Fischer. Sie sehen nach den Reusen, die ein paar hundert Meter östlich der DAISY liegen. Der Skipper hatte sie vor dem Ankern bemerkt und entsprechend Abstand gehalten. Schreiben, was das Zeug hält. So könnte es doch ein paar Tage gehen. Kostenloser Liegeplatz. Denkste.


Die Sonne senkt sich schon zur Kimm. Der Skipper hockt auf seinem Platz im Salon am PC. Plötzlich zuckt er zusammen. Draußen schreit jemand  "Hello, hola, hola!" Männerstimmen. Da dreht das Herz auf Hochtouren, da rast der Puls. Blick nach draußen, Scheiße, jetzt ist es soweit. 


Einer dieser Karibikkähne, großer Außenborder, fünf Mann drauf, zwei mit Schnellfeuergewehren, barfuß, Räuberzivil, dreckige Hosen, alte Armeejacken, Baseballcaps. 


„Yo parto“ schreit der Skipper, wirft die Maschine an und rennt an den Bug zum Anker. Die Winsch rattert. Das Boot kommt zum Bug. „Marina de Guerra,“ schreit der Größte von allen. Der Skipper versteht was von Depacho, Pasaporto, controlado. Das Boot geht längsseits, drei schwarze Männer entern an Deck. Sie winken und lachen: Marina de Guerra. Sie versuchen ganz offensichtlich zu beschwichtigen. Der Skipper lässt vom Anker ab und wendet sich dem Wortführer zu.


„Identification?“,fragt er und malt eine Ausweiskarte in die Luft. Wo er hinwolle, fragt der Boss unbeeindruckt. Nach Jamaika. Großes Erstaunen. Ah! Und wo sind die tripolantes? Yo solamente. Noch größeres Erstaunen. Der Skipper denkt: Jetzt haben sie ganz leichtes Spiel. Aber der Boss bedeutet nur, dass er das Schiff innen sehen will. Drei Mann kommen in den Salon, schauen sich staunend um, dann sagt der Boss: „Whisky? Rum?“ Der Skipper hat die Schnauze voll von der Bettelei.„Sorry, nothing. Nada. Una cerveca?“ „Si si.“

 

Drei Dosen Bier und eine Dose Cola holt er aus der Kühlung. Die Männer strahlen. „Ah frio!“, und schwupp sind sie wieder draußen. Der Große aber dreht sich noch mal um und sagt: „Do Gallones gasolin por nuestra machina. para volver a la isla Beata“. Es sind gute drei Gallonen, die sie aus dem Benzintank des Beibootes abzapfen, teuer gekauft in Santo Domingo.  Beim Abzapfen kommt der Skipper dem Backbordmann näher und erkennt die Waffe in dessen Händen. Sehr vertraut: Ein G 3 wohlbekannt aus Bundeswehrzeiten. Allerdings fällt sogleich auf, dass das Magazin fehlt. Vermutlich überhaupt nicht geladen. Wenn sie nicht mal Benzin haben, wahrscheinlich auch keine Munition. Wer weiß.


Sie klettern in das Boot, und der Große bedeutet dem Skipper, die Reise fortzusetzen. Nichts lieber als das. Anker hoch und weg. Hinaus in die Nacht. Besan rauf, Vorsegel raus, und DAISY läuft in der nordöstlichen Brise bei kaum bewegter See dahin. Der große Vorteil der Ketsch. Das Groß kann jetzt kaum gebraucht werden, es würde dem Vorsegel den Wind nehmen und damit die Kurswahl sehr einschränken. Das Besansegel kann fein justiert werden, um den Luvdruck zu regulieren.

 

Jetzt gibt es keinen Stopp mehr. In Haiti zu ankern, verbietet die Vorsicht. Eines der ärmsten Länder der Welt, instabil, die pure Wildnis. Allein und unbewaffnet will der Skipper dort nicht näher als 15 Meilen vor der Küste kreuzen. Doch die Küste ist lang. Zwei Tage segelt DAISY an der Südküste Haitis entlang. Vier Frachter begegnen ihr. Dann kann DAISY höher an den Wind gehen und auf die Insel Navassa zielen. 


Sie gehört zu den USA. Bald kommt sie in Sicht. Ein fast rundes flaches Eiland, das rund siebzig Meter über das Meer ragt mit einem Leuchtturm in der Mitte weiter nichts. Jetzt noch einmal durch die Nacht, und die Einsteuerung nach Montego Bay kann beginnen.


Ein starker Nordost hilft, die Ankunftszeit aus der Dunkelheit in den Nachmittag vorzuverlegen. DAISY rennt teilweise mit über acht und neun Knoten dahin. Der Skipper nimmt etwas vom Vorsegel weg, um die Belastung des Riggs zu begrenzen. In Landnähe dreht der Wind auf Ost. Anluven und direkt in die Bay einlaufen, vor dem Hafen die Segel bergen und unter Maschine in den Hafen einlaufen. 


Drin ist das Wasser zwar platt, aber eine steife Brise erschwert das Anlegen vor Buganker und Heckleinen. Ein Typ uf dem Steg winkt und fordert den Skipper auf, das Manöver abzubrechen. Der Mann weist ihn auf den Ankerplatz vor der Marina. Also erst mal Ankern, Dinghi klarmachen und zu Wasser bringen. Dann ist es freilich finster und der zunehmende Mond hinter Wolken versteckt.


Im Yachtclub trifft der Skipper auf eine lustige Runde um Evelyn, die noch bis vor kurzem als Commodorin des noblen Clubs amtierte. Nach einem Begrüßungsbier meint sie zum Skipper: „You just arrived, need Immigration and customs?“ „Yes please.“ Die Runde an der Bar nimmt ihn sofort in ihre Mitte. 


Dann kommen tatsächlich die Beamten: Ein freundlicher schlacksiger Mittdreißiger stellt sich als Customs-Officer vor, eine etwas rundliche Dame in fescher Uniform in Begleitung ihres Söhnchens Denis legt die Formulare der Immigration vor. Schreibarbeit für ungefähr eine halbe Stunde. Ein Mittfünfziger von der Gesundheitsbehörde bringt einen weiteren Stapel Formulare, füllt sie aber teilweise gleich selber aus. 


Nun sind die DAISY und ihr Skipper auf Jamaika angekommen. Tags darauf wird das Schiff an den Steggeholt. Und schon ergeben sich Bekanntschaften in der Nachbarschaft. Sassa vom Motorboot gegenüber besichtigt die DAISY und lädt den Skipper zum Essen ein.  "Jo man, that’s Jamaican food!“ Sie hatten einen kleinen Thunfisch gefangen und in einem Reisgericht zubereitet. Echt gut.


Zwei Wochen Hafen? Das halten weder die Bordkasse noch die Nerven des Skippers aus. Eingebunden in die freundschaftliche Gemeinschaft, die sich im Yacht Clubein findet, trifft er auf Drew und Jenny. Er, US-Bürger und seit zwei Jahren im Lande als Mitarbeiter des Peace-Corps, und sie aus Bulgarien, seit fünf Jahren in Jamaika als Computerspezialistin, wollen gern mal segeln. Sie haben einen Segelkurs hinter sich und brauchen Praxis. Es wird ein Ziel ausgesucht, und am nächsten Morgen legt DAISY ab. 


Sie ankert nach einem sportlichen Segeltag in Lucea Bay, dann in Negril an der Westküste Jamaikas. Der Passat bringt sie hin. Doch dort angekommen, dreht der Wind auf Nordwest. Eine unruhige Nacht, aber der Anker der DAISY hält eisern. Am nächsten Morgen verlegt sie nach Negril Nord. Der Wind dreht langsam wieder dorthin, wo er hier hingehört, auf Nordost.


Ein feuriger Schimmer an Land sieht zunächst recht malerisch aus, aber am Morgen versteht der Skipper die Welt nicht mehr: Das Deck ist über und über mit verkohlten Zweigen und Ästchen bedeckt. Sie brennen Buschwerk ab, und die Aschewolke beglückte nicht nur die Hotelanlagen, sondern auch das halbe Dutzend Yachten,das davor ankert. Erst mal das Arbeitscockpit waschen und dann nichts wie weg. Bald kreuzt DAISY hoch am Wind, und das überkommende Wasser wäscht das Deckblitzblank.


Es wird ein heftiger Ritt gegen den stetigen Nordost am folgenden Tag.  Bis zu zwei Meter hoch wird die See, und DAISY läuft mit bis zu sieben Knoten bei zweitem Reff im Groß und in der Genua. Die Mosquito Bay wird zur Zwischenstation.Eine enge Einfahrt, an beiden Seiten mit Felsen gespickt. Aber drinnen dieRuhe einer einsamen Bucht, wenn die Küstenstraße nicht wäre. Stört aber nichtgroß.


Zurück im Montego Bay Yacht Club naht am nächsten Tag die Stunde des Abschieds. Christophrückt an mit einer neuen Crew. Silke und Bernhard wollen mit ihm nach Kuba segeln.Dem Skipper fällt es nicht leicht, sein Zuhause zu verlassen. Aber Christophhat das Ticket dabei, und die Flugdaten stehen nun mal fest. 

 

 

14. Etappe: Jamaika - Kuba

 

Am Montag, 4. Februar 2008, sieht der Skipper seiner DAISY hinterher, wie sie den Hafen verlässt. Die nächste Nacht darf er auf der Motoryacht LADY LAURA verbringen, die am selben Steg liegt. Sasa, ihr Kapitän, erlaubt ihm die Übernachtung. Eingebunden in eine herzliche Gemeinschaft Jamaikaner verbringt er den letzten Abend in Montego Bay. Es gibt Jamaican Food zum Dinner.

 

Tony kocht ausgezeichnet. Er serviert ein Fischgericht mit Reis und Gemüse. Kein Wunder, er arbeitete als Koch in den USA. Doch er vertraut dem Skipper an, dass er eigentlich eine Stelle auf einem Schiff, auf einer Yacht, sucht. Er war früher Kapitän der LADY LAURA. Wer also einen ausgezeichneten jamaikanischen Koch auf seinem Schiff wünscht, hier wartet Tony! Er besorgt dem Skipper schließlich auch noch einen Transfer zum Flughafen. 


Zwölf Stunden später taucht der Skipper zitternd in die sonnige Winterkälte Mitteleuropas ein ...

 

15. Etappe:  Kuba - Mexiko - New Orleans, USA


Zwölf Tage später am 16. Februar 2008 hockt er hustend auf Platz 18 F mit Ehefrau Cornelia neben ihm, in einem Grossraumjet und lässt sich via Amsterdam nach Kuba fliegen. DAISY liegt in der Marina Hemingway, welche noch aus der Pre-Fidel-Ära stammt. Angelegt ausschließlich für Längsseitsliegeplätze, muss sie einmal ein recht feudaler Hafen gewesen sein. Nun bröselt alles strengbewacht vor sich hin. 


Die Leute sind sehr freundlich und hilfsbereit, aber die Bürokratie ist eben sozialistisch aufgebläht. Es gibt kaum was Ordentliches zu kaufen: Keine Milch, keine Früchte, kein Fleisch, kein Brot. Dafür kommt der Zoll auch bei der Ausreise an Bord. Vermutlich hat man Bedenken, die Segler könnten Kubaner rausschmuggeln. Nein, es sind nur Cornelia, Jenny, Andrew und der Skipper an Bord, als die DAISY am Montag, 25.02.08 , Richtung Mexiko ausläuft.

 

Die 270 nm nach Islas Mujeres sollten bei südlichen Winden eher gemütlich ausfallen. Doch der Wetterbericht kündigte ein Tiefdruckgebiet für den Nordteil des Golfs von Mexico an, das sich unversehens weit nach Süden ausbreitete. 


Am Montag musste noch die Maschine durch die Flaute nach Westen helfen. Der Dienstag brachte mäßigen Wind, der für fünf bis sechs Knoten gut war. Die Nacht hindurch musste wieder die Maschine helfen, und beim Einbiegen in die Straße von Yucatan traten gut drei Knoten Strom gegenan in Aktion. Irgendwo müssen die Wassermassen ja hin, die der Passat dauernd in den Golf drückt.


Am Mittwoch um 10 Uhr fielen dann die ersten Böen ein, und schnell befand sich DAISY unter grauen Wolken in einem 30-kn-Nordwind mit Kurs 230 also auf Raumschotskurs mit bis zu 10 kn Fahrt. Das Groß im dritten Reff, halbe Genua, und ab ging die Post. Allerdings schob der Nordwind auch gehörige Wellen auf, bis fünf Meter, vielleicht auch mal mehr. Was dem ohnehin angeschlagenen Skipper einige ernste Worte mit dem Meer abverlangte. Doch blieb DAISY niemals unkontrolliert.


Die nördliche Einfahrt in die Inselbucht Isla Mujeres verbot sich bei diesen Konditionen: Dort  stehen an der Barre nur etwas mehr als 3 m Wasser zur Verfügung, und die bei 4 m Wellen zu passieren, dürfte nicht gut möglich sein. Also wählte der Skipper den südlichen Weg, wo 18 m und 10 m Tiefe vorhanden sind - dafür aber 10 nm Umweg. So wurde es dunkel, bis der Anker im ruhigen Wasser hinter der Stadt fallen konnte. 


Der Donnerstag begann mit herrlicher Sonne und Einklarieren: Im bunten Touritrubel Besuch bei Klinik, Immigration, Bank und Hafenmeister. Klinikbesuch ist vorgeschrieben, um Einschleppen von Krankheiten zu verhindern! Gut zehn Tage kann die DAISY hier liegen bleiben. Es gibt Einiges zu tun in Cancun und Umbebung ... Die Maya-Pyramiden Chichen Itza besichtigen zum Beispiel, und die Mayastadt Tulum im Süden. Cornelia verläßt hier nach dem Besuch all dieser Denkwüdigkeiten, samt der übrigen Crew die DAISY. Sie reist nach Bayern, wo ihre Buchhandlung auf sie wartet. 


Isla Mujeres, Quintana Roo, Mexico.

Noch immer liegen die 540 nm quer über den Golf von Mexico vor dem Bug der DAISY. Allerdings hängt dieser seit dem 3. März 2008 an gut 80 m Ankerkette. DAISY genießt den Schutz der Isla Mujeres. Das hat vielerlei Gründe. Einer heißt Helmut, einer anderer Wetterbericht und noch einer Banjo Bolt. 


Helmut, ein junger Mann aus Perg im Marchland an der Donau, Österreich, sah die DAISY am Steg und war spontan von der Idee fasziniert, mit ihr bis nach Norfolk zusegeln. Er war mit seinem Freund Bernhard aus Guatemala gekommen, und die beiden befanden sich eigentlich auf der Heimreise. Helmut entschloss sich, die Segelreise zu machen, während Bernhard daheim Verpflichtungen hatte und schweren Herzens das Flugzeug nach Europa nahm. 


Nun brauche er ein Visum für Einreise in die USA, sagte Helmut. Nach einigem Hin und Her ergab sich der Termin 11.03.08 im US-Konsulat in Merida, 200 km westlich in Yucatan. Zuvor hatte der Skipper die DAISY vom teuren Stegliegeplatz, wo er Wasser gebunkert hatte, wieder an den Ankerplatz verlegt und dort einen Schaden am Auspuff des Generators repariert, was fatale Folgen hatte und Skippers Krisenmanagement auf die Probe stellte. 


Die Generator-Maschine drehte nun zu hoch, lieferte Überspannung. Beim Versuch, die Drehzahl herunterzu regeln, ging eine Hohlschraube zu Bruch, und die Nerven des Skippers lagen so blank wie die Einspritzpumpe ohne Magnetschalter. Wenn dir so was passiert, ganz allein an Bord, bist du erst mal ziemlich fertig. Woher dieses Spezialteil hier in Mexico bekommen, und zwar sehr schnell? 


Telefonkontakt zu Fischer-Panda in Deutschland: Dienstschluss schon vorbei. Aber der Skipper weiß, dass es in Florida eine Generalvertretung der Firma gibt. Telefonat mit Oaklandpark, Fl.USA, bringt die Adresse einer Fischer-Panda-Vertretung in Cancun! Welch ein Glücksfall! Teil fotografiert, für E-mail bearbeitet, auf Stick geladen. Boot verschließen und ab ins Dinghi. 


Besuch in Adrians Internetcafé in Mujeres, um das Bild nach Oaklandpark zu schicken. Adrian entpuppt sich wieder als hilfreicher Engel, gegen Cash natürlich, aber in bezahlbarem Rahmen. Immerhin hat er dem Skipper digitale Seekarten bis Gulfport besorgt. Adrian findet nichts im Internet, aber im Handumdrehen heraus, dass die Vertretung in Cancun eine völlig andere Adresse hat. Aber sie existiert. Neben dem Collegio Valladolid.

 

Per Schnellfähre nach Cancun, dauert etwa 25 Minuten. Dort trifft der Skipper Helmut, und sie fahren beide zum ersten Mal diese Adresse an, per Taxi: Collegio Valladolid, Rute guadro. Die am Fährhafen Puerto Juarez versammelten Taxifahrer verlangen einhellig 100 Pesos für die Fahrt. Die beiden latschen 100 m die Straße entlang und halten ein Taxi an. Fragen nachdem Preis, und siehe da: 30 Pesos genügen auch. 


Collegio Valladolid. Eine katholische Privatschule in weiß und blau. Direkt neben der Schule ein kleiner Laden, und was steht da im Eingang?
In blitzsauberer, weißer Geräuschdämmkapsel ein nagelneuer Fischer-Panda-Generator. 


Eine der beiden anwesenden Damen spricht Englisch. Let me show you what I need. Der Generator Baujahr 2006 verfügt über genau den gleichen Magnetschalter wie jener AGT 4000 in der Achterlast der DAISY. Der Skipper traut seinen Augen kaum: Da sitzt die Schraube, Messing, blitzblank, mit der silbernen Entlüftungsschraube drauf. I need this part. Nessecito esta parte, urgente.


Die Damen lächeln, aber wehren ab. Erst den Chef fragen. Per Telefon sagt er, er verliere die Garantie für das Gerät bei einem Teiletausch. Er müsse überlegen und seinen Partner in Oakland fragen. Neuer Termin: 18 Uhr. Rückzug und Stadtbummel bis 18 Uhr. Der Chef kommt natürlich nicht. Auch die Englisch sprechende Dame ist heimgegangen. Nächster Termin: Manana, neun Uhr morgens. Nun weht heftiger Südwind. Sicher 30 kn. Per Taxi und Fähre zurück.


Das Dinghi kämpft mit der See in der Bucht! Wie mag es da draußen aussehen! Strom mit der Hauptmaschine machen ist nervig und teuer, muss aber sein. Nächster Morgen: Telefonat mit Fischer Panda Deutschland. Garantie geht nicht verloren. Das Teil kostet rund sechs Euro. Dieter Jürgens sagt ein Fax zu, das der Firma in Cancun den Garantiebestand versichert und die kostenlose Ersatzlieferung ankündigt, mit der dringenden Bitte, die Schraube an den Skipper herauszugeben. 


Der Südwind legt zu, gut 35 kn. DAISY liegt sicher und fest. Der Anker wurde bei Wind aus Süd eingefahren. 80 m Kette halten gut bei 4,80 m Wassertiefe.


Aber die Wetterkarte und der Taxifahrer am Morgen in Cancun sprechen von Nordwind am Abend. Da muss der Skipper wieder an Bord sein. Winddrehung um 180 Grad, so was kann leicht den Anker ausbrechen. Es liegen sieben Schiffe rund um die DAISY. 


Der Chef ist um 9 Uhr nicht da, aber das Fax aus Deutschland kommt prompt. Der Chef wird erst 16 Uhr wieder zurück sein, sagt die Angestellte. Der Skipper und Helmut gehen auf die Jagd nach einer Alternativlösung. Im Internetcafé Kontakt mit Jessi Eaton von Fischer Panda Oakland. Er bietet an, das Teil zu schicken, mit ungewisser Lieferzeit. 


Ein halbes Dutzend Motorwerkstätten abgeklappert: Kein Ersatzteil dieser Art zukriegen. Also um 16 Uhr wieder Collegio Valladolid.
Der Himmel hängt nun voller dunkler Wolken. Erste Blitze und Donnergrollen. Francisco Fernandez, einer der Chefs der Firma, trifft gegen 17 Uhr ein. Ein freundlicher untersetzter Mittvierziger in rotem Hemd und heller Hose. Pechschwarzes Haar, Bilderbuchmexikaner. 


Nach einer halbstündigen Unterredung mit Geschäftsfreunden wendet er sich dem Skipper zu. Er würde ja gern helfen, aber sein Partner in Oakland müsse zustimmen. Der Skipper zeigt ihm das Fax aus Deutschland und am PC seinen Schriftwechsel mit Oakland und die Homepage mit der Reise der DAISY. Und er bietet 50 Euro für die Schraube. Francisco staunt und winkt einem Mitarbeiter.

 

Der Skipper hockt noch am PC und sieht im Augenwinkel, wie der Mann draußen im Eingang einen Schraubenschlüsselkasten öffnet. Minuten später überreicht ihm Francisco die Schraube, Banjo Bolt. Sie entpuppt sich als noch etwas stabiler als die alte. Im Skipper tobt die Freude. Nun ist auch die Englisch sprechende Dame wieder da. Francisco stellt sie als seine  Schwester vor. Sie nimmt die 50 Euro entgegen. Draußen geht ein Tropengewitter nieder. Es schüttet unbeschreiblich. Der Abschied fällt herzlich aus. Rein ins Taxi und für 25 Pesos ab zur Fähre. Immer wieder tastet der Skipper den Rucksack ab. Ja, sie ist da drin. Mit dem Dinghi zur DAISY.

 

Die ersten  Böen aus Nord haben alle Schiffe neu ausgerichtet, auch die DAISY. Die knallrote APHRODITE, die wir schon aus Montego Bay, Jamaika, kennen, liegt nun neben der DAISY. Während der Skipper das Teil in den Generator einbaut, kocht Helmut ein einfaches, aber feines Dinner: mit mexikanischer Salami gebratene Zucchini und Tomatensalat. Die Hauptmaschine wird abgestellt und der Generator gestartet, Entlüftungsschraube geschlossen, abstellen, Keilriemen der Seewasserpumpe wieder eingehängt, Neustart. Und er läuft und läuft. Normale Drehzahl, normaler Ladestrom. 


Der Skipper will den Seewasseraustritt am Heckprüfen, kehrt aber ganz schnell um. Er stellt den Generator ab und startet die Hauptmaschine. „Helmut, hol den Anker auf, schnell.“


Es faucht nun aus Nordwest mit mehr als 40 kn. Zwei Schiffslängen achteraus wiegt sich die nächste Yacht im Getöse. Die Crew bietet Hilfe an, doch der Skipper steht schon am Ruder, das Deck ist hell erleuchtet, und die DAISY nimmt Fahrt voraus auf. Helmut bedient am Bug die Ankerwinde und holt die Kette auf. Gut, dass das neue Crewmitglied bereits unterwiesen ist. In Ruhe wird ein neuer Platz gefunden. Der Anker fällt, die Kette rauscht aus, der Haken ruckt im Grund ein. Der Sturm nimmt zu und der Skipper bereitet einen zweiten Anker vor. Aber DAISY hält ihre Position, allerdings die ganze Nacht kontrolliert von der Ankerwache. Eine Ankerskizze erleichtert der Wache, die Schiffsbewegungen im Sturm richtig zu interpretieren und daraus die Festigkeit des Ankers im Grund abzuleiten.

 

Der Wind dreht auf Nordost, kommt nun direkt über die Insel und baut kaum noch Welle auf. Der Wetterbericht verspricht Beruhigung ab Montag, da passt es gut,dass der Visa-Termin für Helmut am Dienstagmorgen liegt. DAISY wird fünf Tage brauchen bis New Orleans, also erst Sonntag ankommen. Die neue Crew wird es hoffentlich verkraften. Am Samstag fährt Helmut noch einmal nach Cancun. Dem Gewitter ist nämlich eine Anschaffung zum Opfer gefallen: Ein neues Radio mit CD- und MP3-Player muss her. Am Abend ist es da und wird sogleich eingebaut.

 

Wieder steht Helmut am Herd: Rindersteak mit Eiernudeln und Tomatensalat. Die Welt ist wieder in Ordnung. Der Generator lädt regelmäßig die Batterien auf. Der Wind dreht auf Ost und lässt bis auf einzelne Böen nach. Am Sonntag leistet sich die Crew ein Essen an Land, auch um die Vorräte zu schonen. Am Montag macht sich Heli wieder auf den Weg nach Merida. Ein längeres Visum wäre schon hilfreich in den USA.


Am Dienstag um halb sieben kommt Helmut von seinem zweiten Trip nach Merida zurück. Alles erledigt? Im Prinzip ja, aber am Ende der Prozedur habe ihn der freundliche Konsulats-Mitarbeiter gefragt: "Und wohin dürfen wir den Pass mit dem Visum schicken? Es dauert ungefähr zwei Wochen." Der Skipper ist so platt, wie Helmut es in Merida war. Der hat seinen Pass genommen und ist wiederzurück gereist. 250 Dollar für nichts ausgegeben. Wir entscheiden, am nächsten Morgen auszulaufen. Das Hafenbüro hat schon zu. Dann muss es eben so gehen. Der Weg ist weit bis Gulfport, und niemand kann den angesagten Ostwind zwingen, wirklich durchzustehen.

Mittwoch, der 12. März 2008: Kaum graut der Morgen, ist Heli auf und macht Frühstück. Um 06:20 Uhr läuft die Ankerwinsch, und die Kette rasselt in den Kasten. Wir tasten uns von Boje zu Boje durch die flache Passage um das nördliche Kap der Isla Mujeres. Drei bis vier Meter  soll das Wasser hier haben. Es herrscht kein Seegang, also müsste es klappen ohne Grundberührung. Das Echolot zeigt fünf bis sieben Meter. Endlich passieren wir die grüne Nordtonne. Sie bleibt steuerbord, und schon nimmt die Tiefe zu. Aber auch unsere Enttäuschung.

 

Von wegen Ostwind. Es bläst schwach aus Nord. Genau auf die Nase. Also bleibt die Maschine an. DAISY macht 5 kn durchs Wasser und 6,7 kn über Grund. Der Golfstrom! Aber auch auf den ist kein Verlass, wie sich zeigen wird. Der Himmel hängt voller Wolken. Mittags gibt es Tortillas mit Schinken und Tomaten. Um 17:00 Uhr Tee und Kuchen, um 21:20 Uhr Tortillas mit einer Zwiebel-Specksauce und Gurkensalat. 


Um 23:00 Uhr dreht der Wind auf Ost. Die Genua kann nun helfen, aber die Maschine bleibt nötig, um ordentlich voranzukommen. Um 00:40 Uhr frischt es auf. Der Sechszylinder darf schlafen gehen. 4,5 kn durchs Wasser. Aber, oh Schreck, wo bleibt der Golfstrom? Wir sind doch mittendrin?  

Gerade mal 3,1 kn über Grund! Heli übernimmt tapfer eine zweistündige Wache und zwei Stunden später noch eine. DAISY wird vom Autopilot gesteuert, der Skipper pennt direkt neben Navigation und Steuercockpit. Um 07:30 Uhr zeigt die GPS-Logge 133 nm seit dem Ankeraufgehen. Und dann kommt die Welt wieder in Ordnung: Zu Genua, Groß und Besan wird auch noch die kleine Kutterfock gesetzt.Jetzt läuft die DAISY mit acht bis über neun Knoten durch den Golf von Mexico nach Norden. Am 14. März um 07:30 Uhr loggt sie ein Etmal von 189 nm. Die Batterien zeigen nun ihre Schwäche. Der Ausfall des Generators hatte ihnen wohl den Rest gegeben. In immer kürzeren Abständen muss das Kraftwerk zum Laden gestartet werden. Da bahnt sich eine Entscheidung an.

 

Am 15. März 2008 erreicht die DAISY den Wegepunkt 1, den Eingang zum Fairway nach Gulfport. Das Meer steht hier voller Bohrinseln, so dass man eine sichere Passage ausgetonnt hat. Am Sonntag, 16. März, schleicht sich DAISY um 04:00 Uhr in das große Hafenbecken von Gulfport ein. Riesige Piers rundherum, hell erleuchtet, aber kein Steg, kein Sportboot. Überhaupt kein Schiff. Die Karte zeigte zwar eine kleine Marina nebenan, aber die Tiefenangaben mit 8 bis 9 Fuß schrecken den Skipper ab. Dies ist ein Port of Entry, und er muss ja einklarieren in den Vereinigten Staaten von Amerika.

 

Er steuert die DAISY an einen passablen Kai. Da taucht ein Auto mit gelben Funkellichtern auf. Der Fahrer steigt aus. DAISY ist auf Rufweite am Kai. »Are you German?« ruft der Mann herüber. »Yes«. Wie selbstverständlich kommt es in klarem Deutsch mit Amizunge zurück: »Sie sind im falschen Hafen.« Doch dann geht’s Englisch weiter. 400 Meter außen herum, die Einfahrt zum Sportboothafen. Ja, tief genug, drei Meter.


Der Skipper steuert die DAISY aus dem Hafen. Aber die Einfahrt in die Marina ist nicht zusehen in der Finsternis. Das Funkelauto fährt zwar an der Küste mit, aber der Skipper entscheidet sich für einen Ankerplatz. Auf vier Meter Wasser kann nichts schiefgehen. Erst mal richtig ausschlafen. 


Dann Frühstück im Sonntagssonnenlicht, und siehe da: Die Hafeneinfahrt liegt nur ein paar hundert Meter entfernt. Unbeleuchtete rote und grüne Dreiecke weisen den Weg. DreiMeter. Da liegt ein hübscher Steg an Backbord. Unerreichbar für die DAISY. 20 m vorher steckt sie im Schlick. Zurück in die Mitte des Hafenbeckens, Anker runter, fertig. Beiboot auspacken und aufbauen.


Da drüben liegen Boote der US-Coastguard. Ein Haufen Leute in Dunkelblau an Deck. DAISY führt die gelbe Flagge, und die Männer wissen Bescheid. Einer greift zum Telefon, um irgendwen über ihre  Ankunft zu informieren. »Come along here please, there is the office.« 


Im Vorzimmer des Coastgard-Wachhabenden bekommt der Skipper einen Platz und ein Getränk angeboten. Der Wachhabende hat bereits die »Customs and Border-Protection« angerufen. In einer halben Stunde würden zwei Beamte kommen und die Formalitäten erledigen. Es dauert zwar etwas länger, aber die zwei Typen, die dann erscheinen, sind gut drauf. Bud Spencer und Terense Hill. Oder Kopien davon. Sehr freundlich, sehr locker, nach dem Motto, das haben wir gleich, bittet er den Skipper, seine Crew zu holen. Ach, nur zu zweit? Macht nix.

 

16. Etappe: New Orleans - Miami


Der Skipper geht hinaus zum Dinghi, und wer steht da? Bernd lacht ihm entgegen, die neue Crew ist da. Der Skipper geht dennoch zum Doinghi, um Heli an Land zu holen. Chico alias Bud Spencer,  der Customs-Officer, stempelt die Pässe, füllt ein Einreiseformular aus bzw. bittet die Ankömmlinge, dies zu tun. Heli bekommt ein Touristenvisum für 90 Tage und strahlt. Damit kann er bis Norfolk auf der DAISY segeln. 


Der Skipper hat ohnehin ein B2-Visum im Pass. Die Cruising Licence für die US-Gewässer? Er habe gerade kein Formular da, müsse es in seinem Büro ausstellen. Was ist der Zielhafen? St. Petersburg? Miami? Okay, dann schickt er die Urkunde dorthin, kein Problem. Schon fertig? Der Skipper kann es kaum fassen. Nein, Chico muss das Schiff noch in Augenschein nehmen. 


Die Beamten kommen mit nach draußen. Man komt beim Dinghi an und Chico alias Bud fragt: "Where is your ship?" Der Skipper weist auf die weiße DAISY miten im Hafenbecken.  "And how we come there?" Skipper weist auf das Dinghi zu ihren Füßen. . Chicos Augen wandern vom Dinghi zur DAISY und zurück. Dann sagt er "Okay. Sorry, we have an other date. Have a good journey!" Sie steigen in den Dienstwagen und sind weg. Das konnte nicht gut gehen.

Die neue Crew wird begrüßt. Gudula, Friedhelm und Bernd. Das Gepäck wird übergesetzt, ein Schlachtplan für die Proviantbeschaffung aufgestellt. Der Wetterbericht meldet ziemlich Bescheidenes für die nächsten zwei Tage. Also wird kurzerhand die Abreise ver- und ein Besuch in New Orleans dazwischengeschoben. Wofür hat man denn einen Leihwagen? einen hübschen roten Chrysler, neuestes Modell. Gudula bleibt allein zurück an Bord. 


Am Abend kommt ein Boot der Coastgard vorbei: Nicht auslaufen morgen! Erst noch mal zu Customs. Diesmal ins Customs-Büro. Und zwar morgen um 07:00. Wie, bitte schön, soll das ein Segler ohne Auto machen? Man mutet seinen Gästen hier einiges Beschwerliche zu.

Keiner weiß genau zu sagen, wo sich das Customs-Office nun wirklich befindet. Endlich die richtige Info: am Flughafen. Sieben Kilometer entfernt. gegen 11:00 trudelt die Crew dort ein. 


Der Beamte blickt streng: 07:00? Dem Skipper platzt der Kragen: Behandelt man hier so Gäste? Niemand da draußen kennt diese Dienststelle, und wenn wir nicht zufällig ein Auto hätten... 


Der Officer entschuldigt sich. Aber der neue Stempel im Pass von Helmut wird für ungültig erklärt. Heli war auf dem Weg nach Guatemala für drei Stunden in Miami zwischengelandet. Dort wurde sein Pass gestempelt: Einreise in USA. Ab da zählt das Touristenvisum, erklärt der zweite Beamte, der um Rat gefragt wurde. Es endet am 23. April 2008. Der Skipper bekommt seine Cruising Licence für die US-Waters. Wird nicht lange Freude damit haben. 

 

Der Ausflug nach New Orleans. Sehr eindrucksvoll, am Ufer des Mississippi zu stehen. In der alten, französisch-spanischen Stadt fröhlicher Trubel nachdem St. Patricks-Day. Am folgenden Tag: Wein besorgen und Auto abgeben, Anker auf und Auslaufen Richtung Südosten, nach St. Petersburg. Nach dem Fairway kabbelige See. Seegang von achtern. Die neue Crew liegt erst mal ein Weilchen flach. 


Nach zwei Tagen Fahrt liegt DAISY in St. Petersburg fest. Schöne teure Marina. Aber alle sind wieder munter. Vor allem an der Waterfront eine blitzsaubere Stadt, wie aus dem Katalog, möchte man sagen. Der Yachtclub, ein amerikanischer Traum. Dali-Museum und die Film-Bounty besucht.   

 

Volltanken und los. Es sind einige Meilen bis zur Küste, und das Ablegen hat sich hingezogen. Doch es weht sehr heftig. Deshalb fällt der Anker noch innerhalb der geschützten Gewässer. Auch da peitscht der Wind das Wasser ordentlich. Am nächsten Morgen sieht alles besser aus. Anker auf und  raus. Aber wohin? 


Venice, stand auf dem Plan. Im Grunde gibt es dort nur einen einzigen Liegeplatz für die DAISY. Alle anderen Einfahrten in die amphibische Welt der Everglades, die in den Karten ausfindig gemacht werden können, weisen zu wenig Wasser auf, kein passender Hafen für die DAISY, keine Bucht. Alles zu flach, zu klein. Also gleich nach Süden.


Friedhelm war noch nie in Kuba. Na klar, das können wir ändern. Und das Verhängnis nimmt seinen Lauf. Kuba.Havanna, Marina Hemingway, das kennt die DAISY schon. Ausgerechnet beim Flaggenwechsel kurz vor den kubanischen Hoheitsgewässern kurvt ein Hubschrauberder US-Coastgard um die DAISY. Sehr niedrig, sehr neugierig. Was soll's? Die DAISY führt seit St. Petersburg eine sehr große Niederländische Flagge im Besantopp. Geschenk eines stolzen Niederländers. Eines Motorbootfahrers!


Havanna. Einklarieren bei July, der hübschesten Zollbeamtin der Welt, mindestens. Schwarz, Model-Figur, ein Gesicht von kaum fassbarer weicher Schönheit, ein Augenaufschlag zum Hinschmelzen. 


In La Habana hat sich nix geändert. Kaputte Häuser überall. Die große Ketsch »Road to the Ilses« gibt Tipps. Sie kommt aus Lunenburg, Neuschottland. Dahin wird der Weg der DAISY auch noch führen.Frau Kapitän gibt einen eher zweifelhaften Rat: Sag den US-Behörden ruhig, dass  du in Kuba warst. Kein Problem. Sie mache das seit acht Jahren. Hat ein paar Revierführer für Kanada verfasst. 


Der Skipper läßt sich tatsächlich täuschen. Tags darauf wieder ausklarieren. Fragt sich ohnehin, was das US-Embargo gegen Kuba erreichen soll. Die Bevölkerung bestrafen, weil sie unter einem Misswirtschaftssystem leben muß, wie Castro es realisiert hat? 


Alle Menschen, die der Skipper und die Crew sprechen konnten, wünschten den großen Revolutionär samt seinem Bruder und allen seinen Mitläufern sonst wohin. Es gibt kaum Milch, frisches Fleisch und Obst. In den Regalen der Supermärkte glänzen Putzmittel und Kosmetika, Rum und Zigarren.

 

Eine Menge Leute haben in der alten DDR studiert, kennen Leipzig, Dresden, Berlin, Rostock etc. Aber sie können mit ihren Kenntnissen und Abschlüssen nichts anfangen, weil es kaum Industrie gibt.Der Maschinenbauingenieur leitet eine Bar, der nächste bietet Eis feil, einanderer fährt Taxi. Die wunderschönen alten spanischen Häuser sind dem Verfall preisgegeben. Ganze Straßenzüge ruinös, nein, richtig kaputt. Ein Jammer. Die Crew speist in einem geheimnisvollen Privat-Restaurant. Nicht eben billig, aber gut und sehr original. Die Familie hat damit sicher drei bis vier Monatsgehälter verdient.

Zeit zum Abschied. Der Skipper meldet beim Hafenmeister das Auslaufen an. Zahlt 120 CUC pro Nacht, die kubanische Touristenwährung, bewertet 1:1 zum USD. 14:00 Uhr Customs, 15:00 Uhr Immigration, wo eigens noch mal festgemacht werden muss, dann auslaufen. 


Bei der Immigration kommen zwei Hundeführer an Bord und lassen das ganze Schiff durchschnüffeln. Einer für Marihuana, einer für Koks. Aber alle sehr freundlich und sehr empfänglich für kleine Geschenke. Die Crew tischt vor den Zollbeamten Weingummis auf, Gummibärchen. Einer nimmt sich eine Handvoll und wickelt sie in die Crewlist ein. »Para mi hija«. Gummibärchen können die sich hier nicht leisten.

Endlich wieder frei, Kurs Key West. Guter Wind aus West. DAISY segelt Nord, das passt.

In der Nacht kommt ein Coastguard-Boot vorbei. Riesige Scheinwerfer,Funkanfrage: Was für ein Schiff, woher, wohin? Der Skipper gibt wahrheitsgemäß Auskunft. Melden Sie sich in Key West beim Customs. Okay. Früher Nachmittag, türkisfarbenes Wasser, bloß ein paar Meter tief. Ein hübscher Liegeplatz, KeyWest Bight Marina. Ziemlich voll, nette, sehr gesprächige Dockmasterin. 114 Dollar. Der Skipper radelt zum Customs-Büro am Flughafen. Gut sieben Kilometer.Der Beamte kommt extra wegen ihm am Sonntagabend ins Büro. Kuba? Kein Problem.Nix gekauft? Alles klar. Komm morgen mit der gesamten Crew noch mal ins Officein der Stadt. Reine Routine.

 

Genau das hätte der Vergessenheit anheim fallen sollen. Da steht dann so ein Betonkopf von Beamten, Mr. Dudley, runzelt die Stirn und zieht die Cruising Licence aus dem Ordner. »You have to respect US-Laws. It’s not allowed to sail to Cuba«. Amerika will betrogen sein. Eine ganze Reihe von Yachten lag in der Marina Hemingway: Kanadier, Amerikaner. Und dann Mr. Dudley in Key West. Das sind wohl jene Beamte, auf die sich jedes beliebige Regime verlassen kann! Hundertprozentig. Er stellt ein Formular aus, das der Zustellung einer Plakette dient, die 27,50 USD kostet. Die Plakette - 2 x 3 cm - lässt er nach Deutschland schicken, weil in den Staaten keine Postadresse verfügbar. Sehr schlau, aber passend. Nun muss sich der Skipper in jedem US-Hafen beim Customs melden.

 

Der Autopilot verweigerte die Mitarbeit schon vor der Einsteuerung nach Key West. Ein Experte meint: Schmeiß ihn weg, kauf einen neuen. Es ging dabei freilich nicht um den ganzen Autopilot samt Computer, sondern lediglich um die Hydraulik-Pumpeneinheit. Die aber taxierte er Experte auch auf run 2.000 USD. Aber Heli meint, wenn Du ihn wegschmeißt, kannst Du ihn auch vorher zerlegen und schauen, was kaputt ist. Ein glänzender Tipp. Also wurde von Hand gesteuert. Waren ja genug Leute an Bord. 

 

Im Schatten der Wolkenkratzer von Downtown Miami zerlegte der Skipper das Ding, dessen Ersatz nunmehr 1.600 USD plus Versandgebühren kosten würde. Tatsächlich findet er Öl im E-Motor und in der Zahnradübersetzung der Pumpe ein kleines blockierendes Metallteilchen. Das Öl weist auf einen defekten Simmering hin. 


Bernd hat inzwischen einen Mietwagen besorgt, weil die Crew die Everglades besuchen möchte. Günstig für die Suche nach einem neuen Simmering. Der fünfte angefahrene Laden wird zum Treffer: »We have two of them in stock.« Stückpreis 7,85 USD. Der Skipper braucht nur einen, so ein shaft seal hält Jahre. Hoffentlich. Dazu eine Gallone Hydrauliköl. Die Maschine wird wieder zusammengebaut und läuft seitdem wie geschmiert und leiser als zuvor. 
  

Miami. Die Crew verabschiedet sich. Auch Heli geht nun wieder seiner Wege. Er will in Baltimore einen Freund besuchen.  Da wird ihm das Visum bis 23. April zu eng. Der Skipper studiert die Wetterkarte am Computer und findet gute Aussichten vor. 


Er geht zum Dockmaster, bezahlt, verabschiedet sich und legt um 15:20 Uhr ab. Ein mäßiger Wind, aber es reicht zum Segeln. Um 17 Uhr geht das Groß hoch, die Genua wirdausgerollt. Daisy läuft 5 kn SOG nach 20°. Vier Kreuzfahrtschiffe manövrieren um die DAISY herum, ehe sie sich in die verschiedensten Richtungen verkrümeln.

 

Zum Dinner gibt es aufgewärmte Lasagne mit italienischem Salat – und ein heftiges Gewitter mit Platzregen. Das allerdings haarscharf vorbeizieht. Nachts wird wieder die Halbstunden-Schlaftechnik praktiziert. Alle halbe Stundeklingelt der Wecker. Um 5:30 Uhr morgens wird dann tatsächlich eine Wende erforderlich, um aus dem Bereich eines offenbar stur dahinbolzenden Frachters zu kommen. 


Um 12:30 Uhr hat der Wind soweit gedreht, dass wieder eine Wende nötig wird. Leider muss der Skipper feststellen, dass die Batteriespannung immer schneller nachlässt. In immer kürzeren Abständen muss er den Generator starten. Er kann keinen Fehler finden, der den Energiefluß beeinträchtigen könnte. Offenbar halten die alten Batterien den Strom nicht mehr. Sie haben auch schon allerhand mitgemacht. Es reift der Entschluß, bei nächster Gelegenheit neue anzuschaffen.


Und die bietet sich in Charleston


An dieser klassischen Südstaaten-Stadt sollte man sowieso nicht vorbeisegeln. Am Nachmittag des 10. April 2008 steht DAISY vor der Mündung des River Powell. Bald kann der Skipper am Horizont den riesigen Flaggenmast am historischen Fort erkennen, in dem sich die frischgebackenen Amerikaner gegen die Unterwerfungsversuche der britischen Flotte widersetzten.


11.04.2008 - 04:00 Hohe Luftfeuchtigkeit. Alles ist klatschnass. 10:00 Die hübsche Südstaatenstadt Charleston kommt in Sicht, einst die drittgrößte Metropole der jungen Union. 11:00 Segel bergen. 16:20 DAISY bekommt einen Platz am Megadock der City-Marina. Dort lässt sich wunderbar auch einhand anlegen. Das waren 553 nm seit Miami. 


Zunächst füllt der Skipper die alten Batterien nochmal auf, mal sehen. Am nächsten Morgen 12.04.2008 sind sie immer noch schwach, trotz Ladegerät. 11:00 Mit einem Courtesy-Bus der Marina besorgt er zwei neue wartungsfreie Batterien, je 58 kg. Der Einbau wird zu einem Kraftraining, aber gelingt an einem Tag, alles läuft wieder ausgezeichnet.


13:04.2008 - 09:10 Ein weißer Mann bleibt vor der DAISY stehen und mustert sie eingehend. Man kommt ins Gespräch. Er hatte viele Fragen vor allem, nachdem er hörte, dass der Skipper damit aus Europa herüber gesegelt war.


Harris erinnerte den Skipper stark an John Wayne, schon von der Statur her. Er sei seit kurzem Witwer und habe mit Zustimmung seiner erwachsenen Tochter beschlossen, auf einer Segelyacht zu leben. Die 46' Slup lag auch in der Marina. Seine erste Leidenschaft galt allerdings dem Degenfechten. 


Der Liegeplatz am Megadock kostet 120 USD die Nacht. 100 m davor gibt es wunderschöne kostenfreie Ankerplätze. Allerdings weht von da auch der Wind fast breitseitig auf die DAISY. Jetzt bewährt sich das schmale Heck der Ketsch. Der Skipper löst alle Leinen bis auf die Hecktrosse. Er nimmt sie sehr kurz, hat die Steuerbordseite gut abgefendert und dampft in die Hecktrosse als Achterspring ein. Brav schwenkt der Bug gegen den Wind nach Backbord. Schub voraus und ab.  Läuft wunderbar. Aber da knirscht's ganz bös.


Die ausrauschende Trosse hat sich um eine Winsch geschlungen, verdammte Schlamperei. Die Trosse kommt fest, sehr fest auf einer Stütze des Heckkorbs, und ehe der Skipper eingreifen kann, ist diese verbogen. Hätte Schlimmeres passieren können, aber schön ist es eben auch nicht. Das Ankern in Strom und Wind klappt wie am Schnürchen. Dinghi aufblasen und an Land fahren. 


14.04.2008 - Harris Zukerman wartet. Er hat dem Skipper zugesagt, ihn zu einem hübschen Supermarkt zu chauffieren.  Nun wartete er mehr oder weniger geduldig, bis der Skipper sein Dinhghi und all seine Taschen samt Rucksack klar hatte, und an Land übersetzte. 


Die Supermarktkette "Harris Teeds" scheint die Zeichen der Zeit erkannt zu haben. Die Filiale möchte an einen ländlichen Markt erinnern:  Countryside-Stil. Viel dunkles Holz, viel Grün, eine sehr anheimelnde Warenpräsentation. Wirklich schön. Tolle frische Waren. Im Kofferraum des großen Daimlers packt Harris seine Fechtausrüstung zur Seite damit der Proviant für die DAISY Platz findet.  


Zurück an Bord. Die Wetterkarte erzählt von starken Nordwinden draußen auf dem Atlantik. Da bleibt der Skipper lieber noch am Anker liegen, arbeitet am PC, am Boot und besucht Charleston. Folgenschwer. 


16.04.2008 - In der Oysterbar gibt es wieder eine Begegnung, die es in sich hat: Scott, Mittvierziger, weiß, schicker Anzug, löffelt neben ihm an der Bar eine braune Suppe aus einer kleinen hochbordigen Schüssel. Neugierig ordert der Skipper das Gleiche. Vor ihm, also hinter der Theke, arbeitet ein schwarzer Zweimetermann in weißer Schürze und lustig rollenen Augen an der Präsentation von Austern: Öffnen mit Spezialmesser, auf ein Silbertablett anordnen, immer zwölf Stück in der Runde, Zutaten in die Mitte und weiter geben. Nächstes Tablett. Und das in einer unglaublichen Geschwindigkeit und immer im Kontakt mit dem Publikum. Ein Erlebnis. 


Der Skipper bekommt schließlich auch, was er geordert hatte: Eine Austernsuppe allererster Güte. Scott ist geschäftlich da. Hat ein Unternehmen, das Rohrinspektions-Equipment vertreibt. Sehr interessant. Sein Verkaufsgebiet umfasst North- und Southcarolina und Virginia. Wohnt in Virginia Beach. "If you are in Norfolk, call me up. I'll see your boat". Noble Visitenkarte, logisch. Er habe Frau und Kinder dort, es wäre supertoll. 


Da ist noch eine Woche hin. Mindestens. 17.04.2008 Schreibarbeit im Internet und E-Mails. Lackierarbeit im Mittelcockpit.


18. April 2008 - Freitag. Vormittags noch am Heck lackiert. 11:40 läuft die DAISY aus. Mitten durch zwei Regatten, die in der Flußmündung ablaufen, die durch weit ausgreifende Molen zum Vorhafen gemacht worden war.  Der Skipper setzt das Groß im ersten Reff. Ein freundlicher Südost schiebt die DAISY draußen auf gut fünf Knoten. Mal auch auf sieben. 


Der Skipper atmet durch. Wieder auf See! Der Autopilot steuert das Schiff in den Golfstrom. Es ist warm, der fast volle Mond steht am Himmel. Kaum Seegang. 10 kn SOG meldet das GPS. Da schiebt der Golfstrom noch mit. Die Nacht kann kommen.


Er wendet sich der Pantry zu. Frischen Salat nach italienischer Art mit Tomaten und Oliven, pikante Salzkartoffeln und zwei feine Rindersteaks serviert er sich bald darauf an Deck im Mittelcockpit. Eine pfiffige Einrichtung hält im raumen Seegang Teller und Gläser auf dem Tisch fest. Aus den Deckslautsprechern erklingt Pianomusik nach Chopin. Nur den Rotwein verkneift er sich wieder: Beim Segeln gibt es für den Skipper kaum Alkohol, überhaupt keinen, wenn er allein ist.


Später bettet er sich ins Mittelcockpit, und der Wecker schlägt alle 30 Minuten Alarm. So rauscht die DAISY durch die Nacht. 


20.04.2008 - Und durch eine zweite. Dann steht sie am frühen Nachmittag vor dem Cape Hatteras, dem Horn, wie sie es hier nennen. Hier biegt der warme Golfstrom in Richtung Europa ab. Das Kap und der kalte Labradorstrom von Norden kommend drücken ihn beiseite. Es kühlt schlagartig ab. 


DAISY läuft nun unter tiefhängenden Wolken nach Nordost. Der Wind dreht auf Ost, nimmt zu. Regengebiete sind zu sehen, Ölzeugwetter. Tropen ade, das war die Barfußroute. 03:30 zweites Reff ins Großsegel eingebunden.  13:30 SOG 9 - 10 kn nach 40°. 18:40 Der Wind ist weg. Komplett. Motorfahrt. 22:50 Alles wieder anders: Motor aus, Besan und Genua sind gefragt. Das Kap ist grundet. Ostwind 15 kn, Kurs 355°  4 - 5 kn SOG. 


21.04.2008 - Die Nacht wird zur unterhaltsamen Geisterbahnfahrt. 01:30 Genua und Besan 5 - 6 kn SOG. Gewaltige Gewitter begleiten die DAISY bis in den frühen Morgen. Obwohl 10 Meilen vor der Küste, erhellen mächtige Entladungen über Land und Wetterleuchten über See ihren Weg. Alles erschütternde, schier endlose Donner rollen über sie hinweg. 


 Die Passage von Cape Henry, wo die ersten Engländer gelandet sein sollen, erinnert an britisches Wetter: Nieselregen. Die Verkehrsleitzentrale für die Einfahrt in die Chesapeake-Bay möchte wissen, welches Ziel die DAISY hat. "Norfolk, Waterside-Marina". "Thank you captain, keep off the TSS. Have a save coming in". 


01:50 Die Dieselheizung läuft, es ist saukalt. 6 - 7 SOG im Gewitter. DAISY läuft in die Chesapeakbay. Betonntes Fahrwasser. Es gilt die Abzweigung nach Norfolk nicht zu verpassen. Selbst um diese Zeit laufen hier riesige Schiffe aus und ein. Da ist das Feuer.  GPS-Position mit Karte abgleichen. Kurs bestimmen. Die alte Art der Navigation eben. 04:50 Generator an. 06:50 wieder aus. Es dämmert der nächste Tag herauf. DAISY segelt in den größten Navyhafen der Welt, jedenfalls die größte Marinabasis der USA.  


Im Elizabeth-River vorbei an Dutzenden riesiger Flugzeugträger, Zerstörer und anderer War-Ships der US-Navy läuft die DAISY nach Norfolk Downtown. Skipper kennt den Hafen schon, sucht nach dem zierlichen Pavillion, in dem das Dockmaster-Office der Waterside-Marina untergebracht ist. 14:50: Aha, da ist er ja. Segel bergen Maschine an, Leinen und Fender klar legen. Marina samt Pavillion sind in goldenen Schein der Nachmittagssonne getaucht. Mal sehen ob mein Liegeplatz wieder frei ist.  Der Hafen ist klein, die Einfahrt eng. Gleich daneben legt die kleine Personenfähre an. Sie ist einem historischen Radampfer vom Missisippi nachempfunden.  


Rum um die rote Lampe, rein in die Marina. Dort vorn macht die landseitige holzbewehrte Pier, nun an steuerbord, eine hübsche Ausbuchtung und in die passt die DAISY genau hinein. Einsteuern, Ruder hart backbord, aufstoppen, passt. An Land steigen und die Leinen festmachen. 15:30 Maschine aus. DAISY ist angekommen in Norfolk nach 895 nm seit Miami. Hier wird der Skipper eine Reihe Freunde gewinnen und wiedersehen. 


22.04.2008 - Norfolk - Ruhetag. DAISY liegt an der Hafenpromenade der Stadt oder besser gesagt an einer der Hafenpromenaden der Stadt Norfolk. Die Stadt liegt am Elizabeth-River, ein vielfach verzweigtes Fjordsystem. Hier am Waterside-Drive wandert buntes Volk vorüber, viele bleiben erstaunt stehen, interessieren  sich für das Schiff mit dieser seltsamen Flagge: Rot, weiß, blau. Der Fliegende Holländer.  Telefonat mit Scott. Skipper bräuchte einiges aus dem Marineshop. Neue Bootsschuhe zum Beispiel. 


24.04.2008 - Norfolk - 13:00 Scott Darnell aus Virginia Beach, den der Skipper in Charleston kennen gelernt hatte, steht an der Reling. Herzliches Wiedersehen. Er fährt den Skipper zum Einkaufen, zeigt ihm seinen Bungalow an einer kleinen Meeresbucht und kommt anschließend mit der ganzen Familie, Gattin Susan, zwei Söhnen und Freund, zum Tee an Bord.

 

25.04.2008 - Norfolk. Nachmittags bleiben zwei Herren an der Reling stehen und mustern das Schiff eingehend. Ein großer schlanker in den Fünfzigern und ein kräftiger etwas umfänglicher Weißschopf sicher über siebzig. Feine Freizeitklamotten. Man kommt ins Gespräch. Ja, von Europa rübergesegelt, Karibik, Mexiko und so. Ach, ein Traum! Ja ich komme aus München. Ach, sagt der Schlanke auf Deutsch: Ich kenne die Münchner Oper. Sehr schön. Oh, ich schätze Opern sehr, erwidert der Skipper. Das trifft sich gut: Wir haben hier in Norfolk auch eine Oper. Heute Abend "Lost in the Stars" von Kurt Weill. Oh, sagt der Skipper, das schau ich mir gerne an. Wann? 20:00 Uhr. Okay. 


Der Skipper findet sein feines dunkelblaues Jackett aus Dublin, die marineblaue Hose dazu, ein weißes Hemd samt  passender Krawatte und der  Taxidriver das Opernhaus, das Attuck-Theater, auf Anhieb. Das Theater ist im Biedermeierstil des 19. Jahrhunderts gestaltet, errichtet von befreiten Schwarzen, wie im Programmheft zu lesen ist. Was für ein Gefühl in diesem etwas morbiden Glanz zwischen all den würdigen Senioren, herausgeputzten Damen soinierten Herren im Polstersessel zu hocken. 


Der Vorhang hebt sich und die tragische Oper, eine in Südafrika angesiedelte Apartheidstragödie komponiert von Kurt Weill nimmt mit fesselndem Engagment ihren Lauf. Kurt Weill hat viele Texte von Berthold Brecht vertont. Das Programmheft gibt einen Abriß seiner Vita. Geboren 1900 verstorben 1950. Nur fünfzig geworden der Arme. 1935 nach USA emigriert. 


In der Pause kommt der schlanke große Herr vom Nachmittag auf den Skipper zu, nun in feinem Smoking samt Fliege und zeigt sich hocherfreut, ihn wieder zu sehen. Er stellt sich vor als Johnathan Eaton, Regisseur dieser Aufführung. Das Gespäch kommt auf den Komponisten. Als der Skipper bemerkt, der Kurt Weill sei just in dem Jahr verstorben, in dem er der Skipper, geboren wurde, entfuhr es dem international beschäftigten Kurt-Weill-Spezialisten: "Das wissen Sie?" Auch der beleibte Herr mit Silberhaar ist wieder zugegen. Der Regisseur stellt ihn als den Sponsor der Oper vor. Später erfährt der Skipper, dass der Mensch über achtzig ist und eine runde Million für das Theater spendiert hatte. 


Die Aufführung nimmt ihr tragisch-tröstliches Ende, in dem ein schwarzer Geistlicher und ein weißer Geschäftsmann Freundschaft schließen, nachdem jeder einen Sohn verlor. 


Der Regisseur lädt den Skipper zur After-Show-Party mit allen Darstellern und Musikern.  Wesentlich heiterer als die Tagödie auf der Bühne. Aber noch vor Midnight ist Schluß. "Was machen wir jetzt?" fragt Johnathan mit seiner rotblonden Freundin am Arm. "Kommt mit an Bord. Da gibt es passablen Rotwein."  Der Abend im Salon der DAISY wird lang, lustig und sehr interesssant. Johnathan Eaton Sohn britischer Eltern, wurde in Tansania geboren, studierte Musik unter anderem in München und lebt in Philadelphia.


26.04.2008 - Norfolk - Christoph kommt mit Benno, seiner Crew an Bord. Sie möchten zwei Wochen mit der DAISY die Chesapeakbay erkunden, bevor sie nach New York segeln. Der neue Skipper war viele Jahre Eigner der DAISY.


Wieder bleibt ein Mensch an der Reling stehen. Yoram aus Israel. Sehr gesprächig und sehr hilfsbereit. Ja natürlich wird er den Skipper am Abend zum Airport fahren. 


Aber vorher, das ist Christophs Wunsch, soll DAISY betankt werden. Und das soll bitte ich machen. Also ablegen, raus aus dem Hafen, rüber in die Ocean-Yacht-Marina, wo es die nächste  Yacht-Bunkerstation gibt. Ablegen aus dieser Situation in der Waterside-Marian klappt nur mit Eindampfen in die Vorspring. Danach achteraus raus aus dem Hafen, quer über den Elisabeth-River. Steuerbord längsseits an die Tankstelle. Gut hundert Gallonen passen rein, dann ist der Bunker voll. Ablegen von der Tanke, achteraus raus aus der Marina und wieder zurück zur Waterside-Marina. "Könntest Du sie bitte an die Außenmole legen?" Kein Problem.


Yoram und der Skipper finden sich trotzdem. Yoram erzählt aus seinem Leben. Er arbeitet als Erfinder und das offenbar ziemlich erfolgreich. Man könnte sich ja mal in Israel treffen. Damit setzt er dem Skipper einen nachhaltigen Floh ins Ohr. Aber zunächst sind zwei Wochen Bayern angesagt. 


19.   Etappe: New York – Halifax 


Wo Amerika richtig putzig wird.
Ausnahmsweise war die Crew früher an Bord als der Skipper. In Sichtweite derFreiheitsstatue wartete die DAISY auf Maria, Silke, Heike, Hartmut und Rüdiger.Sie waren schon einige Tage früher an den Hudson gereist, um die Weltmetropolezu erleben. Während der Skipper noch in höheren Sphären schwebte, fanden siesich samstags in der Liberty Landing Marina in Jersey City ein, wo die DAISY aneinem Schwimmsteg vor der grandiosen Skyline New Yorks vertäut war. Christoph,der frühere Eigner, hatte sie mit dreiköpfiger Crew von Norfolk hierhergesegelt, was dem Skipper Gelegenheit gab, mal wieder zu Hause vorbeizuschauen.


Was er auf seinem Schiff vorfand, war kein Anlass zu übergroßer Freude. Der Computer des  Autopiloten war defekt. Er brachte kein Signal für Steuerbord-Ruder zustande. Diagnose: Einer der Leistungstransistoren war durchgebrannt. Ursache: Überforderung. Nachfrage beim Hersteller: Das Modell ist für die Schiffsgröße und den Pumpenmotor RPU300 zu klein. Flugs wurde per Telefon das passende neue Gerät bestellt. Wertvolle Hilfe leistete dabei das Shore-Office der DAISY in München. Gerlinde machte Simrad-Vertretungen entlang der Fahrtroute ausfindig. 


In Plymouth, Massachusetts, sollte die neue Platine an Bord kommen. Während dieser Organisationsphase wurden die Leitungen des achteren WCs gereinigt und das Öl der Hauptmaschine gewechselt.  Das Wetter trübte sich ein, und als endlich, mit Rücksicht auf die Gezeit, um vier Uhr nachmittags die Leinenlos geworfen werden konnten, schüttete es wie aus tausend Pützen aus einem tiefgrau verhangenen Himmel, in dem die Wolkenkratzer ihrem Namen gerecht wurden.


DAISY umrundete trotzig Battery Place am Südende Manhattans und motorte den Hudson hinauf. Mit Höllenfahrt ging es durch Hell Gate, nämlich mit dem Gezeitenstrom, der hier vier Knoten erreicht. Um 19 Uhr fiel der Anker vor Hart Island. Heikes Kochkunst machte aus dem trüben Abend eine Festlichkeit. Es sollte der Anfang einer kulinarischen Festkette sein. Tags darauf konnten endlich die Segelgesetzt werden. Und zwar alle. Unter Genua, Fock, Groß und Besan rauschte die DAISY mit bis zu 9,3 kn über Grund bei 4 – 5 Bft durch den Long-Island Sound. In New Haven ging sie um 18:30 Uhr an die Pier. Und dann folgte wieder ein Erlebnis, was zu dem Bild passte, das sich der Skipper von den Menschen in diesem Land machen durfte.


Rätselnd steht die Crew auf der Pier der New Haven Oyster Marina und hält nach einem Taxi Ausschau. Sie wollte die berühmte Yale-University erreichen. „Where do you come from?“, fragte ein untersetzter, ziemlich nobel gekleideter Herr mit silbergrauem Haar, der in Begleitung einer Dame eben seinen BMW aufschließen wollte. „Wow, with this boat from Europe! You do not need a cab. I give you a lift.“ 


Es wurde eine längere Tour durch die weitläufige Universitätsstadt. Mit ihren viktorianischen Fassaden wirkt sie unwirklich wie Filmkulissen. Stephen erläuterte wie ein gelernter Guide jedes Gebäude. Er ist Boss einer größeren Immobilienmakler-Company und berichtete mit Nachdruck, dass die Universität ständig Grundstücke aufkaufe für Erweiterungen ihres Angebotes. Schließlich setzte er die Crew vor einem großen Shaws-Supermarkt ab. Das Schiff musste verproviantiert werden.


Um tagsdrauf  Mystic Harbour zu erreichen, waren drei Motor- und vier Segelstundenerforderlich. Die Mystic Seaport Marina stimmte die Crew auf  dasPreisniveau des Ostküstensegelns ein: 186 USD für eine Nacht an einemwackeligen Holzsteg ohne Strom, aber mit sanitären Facilities. Die Museums-Show „America and the Sea“ zog die Crew allerdings stundenlang in den Bann von altem Walfänger- und Schiffbauerhandwerk. Ein Museumshafen mit Museumsdorf wie aus dem historischen Bilderbuch.

 

Zur Erholung, auch der Bordkasse, zog DAISY nachmittags acht Meilen weiter nach Stonington um und ankerte preisgünstig hinter dem Wellenbrecher. Farfalle mit Putenpfanne zum Dinner! Tags drauf erreichte sie nach rund sechs Segelstunden unter Vollzeug Newport, Rhode Island. Einen einsamen Spitzenplatz bei der Preisgestaltung erzielt das quirlige Yachtsport-Zentrum der Ostküste mit einer Liegegebühr von 250 USD an der Außenseite der Hafenmauer, einr Bretterwand. Dazu US-Touritrubel bis in die späte Nacht.


Vor dem Bug lag am Morgen ein weiteres Refugium der Mächtigen und Betuchten des Landes: Martha's Vineyard. DAISY steckte nach Einbruch der Dunkelheit die Nase in die Ankerbucht von Oak Bluff, dem Hauptort der Insel. Keine Chance, die Muringbojen mit ausreichender Wassertiefe alle dicht besetzt. Memorial-day-weekend. Und was das wohl kosten würde hier! Kurzerhand wird round the corner in der Fährhafenbucht geankert. Rinderfilet mit Zwiebelgemüse und Reis. Tags drauf ankert die DAISY draußen auf Reede vor Oak Bluff auf 41°27 N 070°33 W und das Dinghi kommt zum Einsatz. Ein zauberhafter Ort mit putzigen Häuschen und zahllosen Souvenirgeschäften.


No names Bight bietet einen günstigen Ankerplatz in der offenbar namenlosen Wildnis auf 41°27 N 070°33 W, allerdings nahe zu Woods Hole, dem Ozeanografischen Institut. Rüdiger, der viele Jahre beim BSH gearbeitet hatte und mit deutschen Forschungsschiffen auch in dieser Region unterwegs war, weiß einiges darüber zuberichten.


Ein Erlebnis der besonderen Art wurde die Passage durch den Cape Cod Canal. Bei frischem Wind unter bedecktem Himmel erreicht DAISY allein unter Genua dahinrauschend die Canal-Einfahrt. Und schon geht es mit 10,4 kn mit dem Gezeitenstrom durch die Wasserstraße. 


Dann die spannende Einsteuerung nach Plymouth. S-Kurven im Tonnenstrich. Zitat aus dem Hafenführer: „Wenn Sie den Strand näher sehen wollen, fahren sie nicht hin, benutzen Sie Ihr Fernglas!“ Das Wasser ist neben der Rinne manchmal nur knietief. Um 14:50 Uhr steuerbord längsseits fest an Dock D Brewer-Marina in Plymouth, Massachusetts. 


Eine halbe Meile entfernt liegt die MAYFLOWER II, der Nachbau jener MAYFLOWER, mit der im 17. Jahrhundert die Gründerväter der Stadt Plymouth hier landeten. Um 16 Uhr ist der Elektroniker an Bord und baut denneuen Simrad-Autopilot-Computer ein. 2000 USD inklusive Arbeitszeit und Tax.Bei Truthahnschenkel auf Pasta mit Flusskrebsen und einem Glas Weißwein wirdder teuren Neuheit gedacht.

 

Am folgendenMorgen ein herber Verlust. Beim Besuch der  MAYFLOWER II legt Heike ihreDigitalkamera neben sich auf eine Steinbank vor dem Visitor Center. Sie stehtauf, um die 20 m zur Kasse hinüber zu gehen. Als sie dort bemerkt, dass sie die Kamera zurückgelassen hatte, kehrt sie sofort um. Doch zu spät. Im Getümmel einiger Schulklassen war das teure Stück samt unwiederbringlichen Urlaubseindrücken verschwunden. Alles Nachfragen blieb ohne Erfolg. Seufz.


Auf zu neuen Bildern: Um 13:30 Uhr verlässt DAISY den Hafen, „in dem Amerika begann“. Es wird ein längerer Schlag über die Bigelow Bight hinüber nach Maine. Um 14:50 Uhr steht das Groß. Doch der Wind reicht noch nicht. Um 17 Uhr werden die Maschine abgestellt, Genua und Besan gesetzt. 5 – 6 kn nach 28°. 


Schöne Rechnerei: hier herrscht fast 20° Missweisung. Blanker Himmel, leichtgekräuseltes blaues Meer. „Da bläst doch was!“, ruft Rüdiger und schon sind alle an Deck. Wale! Leider im Kielwasser. Drei oder vier der gewaltigen Meeressäuger tummeln sich auf der Stellwagen Bank. Sie ziehen ihre Bahn.


Wachen werden eingeteilt und Maria zaubert aus Corned Beef, Kartoffeln und Salat ein herzhaftes Dinner. Vollends bezaubert sie die Crew mit einem Schokoladenpudding, den sie umständehalber mit Orangensaft anrührt. Eine absolute Neuheit. Klasse.


Blutrot steigt nach Mitternacht die Mondsichel aus dem Wasser. 153 sm liegen im Kielwasser, als DAISY in Tenants Harbour um 17:30 Uhr des 29. Mai 2008 an der Muringboje festgemacht wird auf 43°57.812 N 069°11.961 W. Zarte Hähnchenbrustmit Apfelschnitten an Basmatireis dazu Salat mit Ingwer. Heike probierte einneues Rezept mit großem Erfolg!


Im Ferienort Camden, nur knapp 20 sm weiter, wird an die bevorstehende Grenzpassage nachKanada gedacht. DAISY hat ja seit Key West keine Cruising Licence mehr. Einsehr zuvorkommender Coastguard-Officer hilft weiter. Er verbindet den Skippermit Customs and Borderprotection. „Proceed to Canada, go ahead, you have aCruising Licence“, bestätigt der Beamte am anderen Ende, nachdem er alle Datenabgefragt hatte. Es lebe die Schlamperei! Mr. Dudley in Key West hat zwar dieCruising Licence weggenommen, sie aber offenbar nicht aus dem Computergelöscht.


Der Akadia-Nationalpark ist ein Muss. Nach 57 sm überwiegend per Maschine untergrauem Himmel geht die DAISY direkt vor den beiden Schwimmstegen von Bar Harboran die Boje. Beeindruckende Autofahrt durch den Naturpark hinauf in dieschwindelnde Höhe von rund 550 Metern rund geschliffener Felsberge,sinnigerweise Mount Cadillac benannt, mit alpiner Vegetation, hinunter andie Küste zum Thunder Hole, wo die Brandung in ein enges Felsloch donnert, an Fjorden entlang und Süßwasserseen, in denen weder gebadet noch gesurft werden darf, weil sie als Frischwasserreservoir genutzt werden. Immer wieder weitläufige Landsitze in den Wäldern in konventioneller bis märchenhaft historisierender Architektur. Abends ein Lobster Dinner an Land, das Helen serviert, die ehemals im Schwarzwald als Englischlehrerin gearbeitet hat.


Ein Frühstart wird angesetzt, um Yarmouth in Kanada ohne Übernacht-Fahrt zuerreichen. Es wird ein Schreck in der Morgenstunde: Der Autopilot klagt überfehlende Kompassdaten! Während der Maschinenfahrt heftiges Grübeln undProbieren. Hartmut findet den Fehler schließlich in einem Winkel desBedienungsmenüs und der Autopilot hat wieder Kompassdaten. Es wird sonnig undder Motor von Groß und Genua unterstützt. Um 24 Uhr Ortszeit – Kanada legt eine Stunde drauf – fest in Yarmouth, Nova Scotia, Kanada. Am nächsten MorgenEinklarieren ohne Probleme. Die deutsche Stahlketsch KATMAR mit Dieter und Ankelegt achteraus an zum Wasser bunkern. Die beiden haben in Halifax überwintertund wollen weiter nach Süden.


Um 17:50 Uhr legt DAISY ab, Ziel: Lunenburg. Der Wachplan wird etwas modifiziert. Es lässt sich kein Windhauch herbei. Über 23 Stunden Motorfahrt! Um 17:06 Uhr wird die Maschine abgestellt. DAISY liegt im Museumshafen von Lunenburg. Die Pantry ist in Betrieb. Doch 10 Minuten, bevordas Essen fertig ist, entfährt es Chefsmutje Heike: „Jetzt is aus“. Das Gas. Die Flasche hat nur 18 Tage gehalten. Das ist neu. Die letzte war über 5 Wochen in Betrieb, weshalb es noch keinen Ersatz gibt.

 

Der Skipper trifft auf dem Dock Stephen von der NEREID, Norfolk, VA. Eine kleine, feine Slup nach Colin Archer-Bauart. Stephen drückt dem Skipper sogleich seine neue kleine Gasflaschein die Hand. Er kommt nach dem Dinner auf ein Glas und am nächsten Morgen besorgt er eine neue große Flasche für die DAISY. Er lebt seit vier Jahren auf seinem Schiff und hat schon große Runden hinter sich bis nach Norwegen und durchs Mittelmeer. Nun will er nach Island, sowie er das Getriebe seiner Maschine repariert bekommt.

 

Auf der Fahrt nach Halifax stellte der Skipper  der DAISY fest,dass die Wellendichtung leckt, und zwar viel zu viel, um damit auf den Atlantik zu gehen. In Halifax findet die DAISY einen Liegeplatz in der Marina der Royal-Novascotia-Yachtsquadron. Die 19. Etappe ist beendet nach 806 sm. 


Ein Mechaniker meint, man müsse das Schiff aus dem Wasser nehmen und die Wellendichtung austauschen. Vielleicht sogar die Welle! Der Dockmaster findet den nächstenTravellift für die DAISY in Lunenburg! Während die Crew sich auf die Heimreise vorbereitet, besorgt Rüdiger ein Auto. Auf der Werft in Lunenburg wird sogleich Montag acht Uhr als Termin vereinbart. Hier soll das Schiff nun gründlich auf die Atlantiküberquerung vorbereitet werden. Aber Rüdiger wollte eigentlich am Sonntag nach Norden weiter reisen.
 

Der Abschied ist da: Silke, Maria, Heike und Hartmut werden von Rüdiger zum Flughafen gefahren. Der Skipper findet in einer Bar in Halifax zwei Mitseglerinnen für den Rückweg nach Lunenburg. Rüdiger nächtigt noch an Bord, und der Dockmaster bittet darum, die DAISY draußen an die Boje zu legen, weil nachts eine Regatta von zehn 60-Fußern aus England eintreffen soll. Sylvie und Carla schlafen an Bord.

 

Der Sonntag beginnt mit pottendichtem Nebel. Das zugesagte Übersetzboot für Rüdiger kommt nicht, das Dinghi ist schon weggepackt. Rüdiger blinzelt in den regnerischen Himmel. Allein durch diese Suppe? Radar, GPS, Karte, Steuerrad, Segel? Da springst du ganz schön hin und her. Die beiden Damen können allenfalls steuern und mal eine Leine halten und übergeben. So war es auch gedacht. Aber in diesen Sichtverhältnissen? Rüdiger entschließt sich, an Bord zu bleiben. Der Skipper ist, na ja, ziemlich gerührt.

 

Das Segeln fällt allerdings aus. Kein Wind. Und die Wellendichtung leckt, mal mehr, mal weniger. Im Stillstand der Welle ganz wenig, aber zuviel für eine wochenlange Seereise. Um 17 Uhr zurück in Lunenburg. Sylvie und Carla laden, entzückt über die Bootsfahrt, zum Lobster-Supper ein. Sylvie sagt obendrein noch zu, die nächste Crew, Bärbel und Gisela, vom Flughafen abzuholen. DAISY kann so in Lunenburg bleiben.

Am Montag kommt Dany Himmelmann an Bord, der Chefmechaniker. Ein großer Kerl mit lustigen Augen hinter der Brille und immer einen Scherz auf den Lippen. Der Schaden kann tatsächlich nur auf dem Trockenen behoben werden. Die Messingscheibe der Wellendichtung ist deutlich ausgeschliffen. Nachstellen der Gummiglocke mit dem Keramikring zwecklos. Aber die Welle ist okay. 


Es dauert Stunden, bis DAISY mit ihren 30 Tonnen im Portalkran platziert und an Land gehievt ist. Genua runter, Achterstags lösen, Vorstag ab. Stephen von der NEREID, der - wie er sagt - viele Jahre eine Rigging-Firma in Baltimore betrieb, hilft fachkundig mit. Dann hängt sie da, im Kran an Land. Der Rumpf wird von Muschelresten und Bewuchs befreit, und dann kommt sie in Parkposition ins Grüne. Die Wellendichtung wurde vor fünf Jahren eingebaut, stellt die Werft am Dienstag fest. Eine neue gibt es in Dartmouth jenseits des Halifax-Fjordes. Kostet ca. 1000 CD. Eine andere gäbe es in UK, Lieferzeit 14Tage.


Gelegenheitshalber nimmt der Skipper das Angebot der Werft an, den Antifoulinganstrich des Unterwasserschiffes zu erneuern. Das spart den geplanten Lift in der Adria. Er selbst nutzt die Gelegenheit, das Deck neu zu streichen. Sieht jetzt klasse aus oben und unten. Die neue Wellendichtung wird eingebaut. Nun ist aber schon Freitag. Ein großes Expeditionsschiff muss noch fertig gemacht werden und ein paar Segelyachten stehen vor dem Kran Schlange. DAISY kann erst am Montag zurück ins Wasser. Sylvie kommt samstags zu einem guten Fischessen im Restaurant am Fischereimuseum.  
  

Das Wetter spielt hier ziemlich verrückt: Mal sommerlich heiß und tags drauf bitterkalt. Und die echte Sommersaison umfasst nur drei Monate: Juli, August, September, sagt Dany Himmelmann, der seit 27 Jahren in der Werft arbeitet. Nun ja, Lunenburg wurde von Deutschen gegründet, und er lebt in der fünften Generationin seinem Haus, dem Himmelmann-Haus. 


20. Etappe: Halifax – Horta


Sonntag nachmittag klingelt das Mobilphone. Silvie ist dran: I got the girls!Sie ist die Hilfsbereitschaft in Person, bringt Gisela und Bärbel nachLunenburg. Die Damen erklimmen die DAISY in fünf Meter Höhe über dem Meer. Sie können die DAISY auch untenrum besichtigen: Ein starkes Stück Schiff. Montag wieder im Wasser. Stephen ist mit seiner NEREID verschwunden. Ein charming boyund toller Segler. Der Skipper baut das Rigg allein wieder zusammen. Sylvie ist erneut zur Stelle und fährt mit Bärbel und Gisela einkaufen. Rund 1800 nm stehen bevor. Rosemarie und Ian aus England von der nagelneuen Herreshof-Ketsch ELEMIRAH bereiten sich auf dieselbe Strecke vor. Sie haben noch einen Mechaniker an Bord und drei Leute Crew.

 

 

 

Am Dienstag bekommt DAISY ein Relingskleid für den Heckkorb, captains-blue mit weißer Schrift außen: DAISY. Die örtliche Segelmacherei, die auch den Spi flickte, machte es möglich, und der günstige Dollarkurs. Der Starkwind, der für Mittwoch angekündigt war, ist vorbei. Donnerstag, 19. Juni 2008, um 16:30 Uhr ist DAISY klar zum Auslaufen.


Abschiedsrunde vor der ELEMIRAH. Hinaus in den Nebel. Um18:15 Uhr stehen Groß, Genua und Fock. Radar-Fahrt. Der Wind schläft ein. Am 20. Juni helfen sieben Stunden Motorfahrt durch ein Flautenloch. Sicht: ca. 50m. Nochmal zwölf Motorstunden bis 14:10 Uhr am 21. Juni. Dann hat der Sechszylinder Pause. Sie wird elf Tage währen. SW-Winde greifen raumschots in die Segel. Bärbel passt sich liegend an die neuen schwankenden Lebensumstände an. Als sich nach zwei Tagen der Nebel lichtet, sind alle fit.

 

 

Bei sechs bis neun kn Fahrt wird das sonnige Bordleben genossen. Kleinstes Etmal 89 nm, größtes 165,4 nm. Kurs Südost, um vom 44. zum 39. Breitengrad Nord zu kommen und den Tiefs auszuweichen, die nördlich des 40. nach Osten ziehen. Doch ein Ausläufer erwischt die DAISY mit SSE-Wind bis ca. 35 kn und Seen bis 4 m. Knappzwei Tage dauert die wild bewegte Fahrt, bringt das zweitbeste Etmal: 165 nm und die DAISY südlich des 40. Breitengrades. Noch immer umschwirren nachts zwitschernde Vögel die DAISY und das nächtliche Kielwasser gleicht zeitweise einem Kometenschweif. DAISY segelt automatisch gesteuert tadellos ihren Kurs.


Der Skipper wacht bis Mitternacht, dann löst ihn Bärbel ab, und um 02:30 UhrBordzeit übernimmt Gisela bis 05.00 Uhr, danach ist der Skipper bis zum Frühstück gegen 08.00 Uhr an Deck. Am achten Tag wird er an den Herd gebeten, Kartoffelsuppe zu produzieren. Er muss sie Tage später wiederholen. Zwischendurch gibt es Sachen wie Koteletts mit Reis und Gurkensalat,Hähnchenschenkel mit Nudeln oder Kaiserschmarrn mit Apfelmus, Apfelpfannkuchen und Zitronenpfannkuchen. Und täglich den 17-Uhr-Tee mit Gebäck. Am achten Tagwechselt DAISY unversehens die Wetterfronten. Von jetzt auf gleich schaltet der Wind kurz nach dem Tee von Südwest auf Nordost um. Besan und Genua stehen back!Wo soll denn nun das Azorenhoch sein? Die Windrichtung bleibt bis Horta und dieStärke lässt DAISY hübsch davon rauschen.

 

 

Glückliche Überfahrt West - Ost: Bärbel und Gisela feiern mit dem Skipper die Ankunft in Horta

Eine Slup, die morgens steuerbords aufkommt und auf ihren Kurs einschwenkt, muss rasch hinter dem Horizont bleiben. Erst am 1. Juli 2008 um 17:55 Uhr kommt Land in Sicht, verborgen im Dunst am Horizont. Der 2390 m hohe Pico müsste eigentlich viel weiter zu sehen sein – ohne Dunst. Am 2. Juli 2008 um 01:50 Bordzeit –03:50 UTC – werden angesichts der Lichterketten der Inseln Faial an backbord und Pico an steuerbord der Motor angeworfen und die Segel geborgen. Um 02:50 Uhr 03.07.2008 Bordzeit liegt DAISY steuerbords längsseits vertäut an der Visitorspier in Horta, Faial, Azoren. Es gibt Campari-Orange und ein Glas Weißwein oder zwei. Um acht UTC und Ortszeit öffnet das Hafenbüro.

 

1733,1 nm liegen im Kielwasser. Die Crew ist mehr als wohlauf. Vor der DAISY liegt die MINDEDAL aus Hamburg. Ihr Skipper erzählt von Reisen nach Japan, Neuseeland und Australien, die er mit der 22-t-GFK-Ketsch in den vergangenen 17 Jahren hinter sich habe. Aktuell kommt er aus der Karibik.


Die Piers der Marina Horta sind über und über mit Bildern und Malereien bedeckt, mit denen sich Segler hier für gewisse Zeit in Erinnerung bringen. Wie ein Eingangsteppich liegt vor der Pforte der DAISY das Erinnerungsgemälde der RUACH, jenes Schoners, der in Las Palmas vor ihrem Bug ankerte.

Am Donnerstag, 2. Juli, um 07:40 Uhr macht die SARA aus Stockholm, eine Beneteau 50, an der DAISY fest. Das Schiff bringt die Crew, vier Spanier, von Tortola, Britisch Virgins, nach Mallorca. Fünf Minuten später läuft eine elegante weiße Ketsch ins Hafenbecken: Ein Herreshoff-Riss. Die ELEMIRAH mit ihrer Skipperin Rosemarie geht zwei Boote voraus ins Päckchen. Da sie ihr Schiff in die EU einführt, gibt es größeren bürokratischen Aufwand. Gisela und der Skipper bringen der ELEMIRAH schon mal fünf Semmeln zum Frühstück mit.


21. Etappe: Azoren - Lissabon


Henry, Alfred und dessen Sohn Thomas bilden die Crew für die Tour nach Portugal. Zunächst geht es von Horta nach Graciosa, wo es eigentlich keinen Yachthafen gibt. Dafür ein nettes kleines Restaurant im Dorf mit gutem Essen und erstklassigem Wein. Die Nacht endet etwas abrupt durch die Schraubengeräusche eines Kümos, das zwei Meter vor der DAISY an die Pier geht. Die Crew ist schnell wach, und schon fliegen die Leinen. Der nächste Frachter ist bereits in Sicht. Wäre eng geworden im Hafen. Da sorgt Terceira schon für eine bessere Überraschung. Hinter der hohen Mole versteckt sich eine nagelneue Marina. Die Einfahrt mutet für Schiffe von der Größe der DAISY etwas abenteuerlich an, aber nach Besuch mit dem Dinghi klappt es einwandfrei, sie an die Leeseite des Schwimmsteges zu legen.

 

 

DAISY segelt bei südwestlichen Winden bis ca. 18 kn durch die Nacht. Mit Besan, Fock und Genua kamen bis zu acht Knoten SOG heraus. Die erste Nachtfahrt der neuen Crew. Um 8:30 Uhr lag DAISY stb längsseits an der Rezeptionspier in Punta Delgado. Nach langer Einklarierungsprozedur - immerhin schon der dritte Hafen, den DAISY in Portugal anläuft! - musste sie in die neueste Marina der Gegend verlegen: Vor einer Woche wurde der neue Yachthafen in Delgado eröffnet. Endlich ist der Liegeplatz H 54 gefunden! Alfred produziert zum Lunch Kartoffelpuffer vom Feinsten. Und abends gibt es Dinner im Restaurant nach Landesart.  Der Wetterbericht lässt die Crew hoffen, mit leichten Nordwinden nach Osten zu kommen. Los geht's!


Der Skipper tauscht noch den Impeller der Motorbilgenpumpe, erwirbt einen neuen Saugschlauch und baut ihn ein. So arbeitet die Pumpe wieder tadellos. Bei blankem Himmel und 1031 hpcl läuft die DAISY am 11. Juli um 14 Uhr Bordzeit aus Punta Delgado aus. Es weht aus Nord mit ca. 10 kn. Unter gerefftem Groß, Genua und Stagfock läuft sie die Südküste der größten Azoreninsel entlang nach Osten.Dann wird es ein NE mit 15 kn. 7,7 kn SOG. Alle acht bis zehn Stunden kommt der Generator zum Einsatz um Strom zu liefern. Alfred versorgt schon von Horta an die Crew mit köstlichen Gerichten. Kartoffelpuffer mit Zwiebel und Speck z.B.oder Risotto, Steak mit Pellkartoffel und gebratenen Tomaten oderThunfischsalat und jeden Tag ein klassisches Frühstück mit Ham and Eggs imBrotmantel etc.


Am dritten Tag nimmt der Wind noch zu. Das zweite Reff im Groß mindert die Steuerbordlageetwas. Henry hadert ein bisschen mit dem Atlantik und der Schräglage. Die anderen beiden liegen in Steuerbordkojen wohl geborgen. Aber auch der Skipper ruht an backbord und deshalb im Leesegel. Die Wetterkarte des DWD weist den Kurs. Doch als der Wind mal zu weit auf  ENE dreht nutzt der Skipper das, um Höhe zu machen, ohne Ostweg zu verlieren. Mit Etmalen von 142 und 158nm rauscht DAISY dem Ziel entgegen. Am 17. Juli brist es kräftig auf. Es sind wohl 30 kn  aus NE die morgens um sieben Bordzeit weiteres Reffen erzwingen.

 

Je dichter an Land um so nördlicher weht es jetzt. DAISY läuft direkt in die Tejomündung hinein. Um 15 Uhr Bordzeit startet der Skipper die Maschine, um 15.48 liegt der „Fliegende Holländer“ an der Rezeption der Marina Cascais. Es ist Hauptsaison und nun erfährt die Crew warum der Hafen auch gern"Cashcash" genannt wird. Über 70 Euro pro Tag! Da wird die Erholungsphase auf einen Tag eingedampft und am 19.Juli winkt die Crew Neal zum Abschied. Der junge Skipper aus Schottland betreut die QUESTER, eine brandneue Oyster 54, dien eben der DAISY lag. Ein 2-Mio-Dollar-Teil mit allen denkbaren Schikanen. »But you have more space,« meinte Neal als er die DAISY besichtigte. Die 173 Meilennach Aveiro hinauf  mussten teilweise motort werden.


Kurz vor Sonnenuntergang wird die Hafeneinfahrt erreicht. Nach sechs Meilen Binnenfahrt gab es dort einen nächtlichen Anleger der Marke Glückspilz. Jemand hatte am einzigen Schwimmsteg des Segelclubs von Aveiro exakt 19,5 m freigelassen. Dass davor ein Kabel nur 21 m hoch über dem Wasser querte, stand nirgends vermerkt und sorgte erst tags drauf für Stirnrunzeln.  Nix passiert, da bei Niedrigwasser eingelaufen.

  

Nach einem Test der örtlichen Kochkünste und einer ausführlichen Besichtigung des hübsch gestalteten Ortskerns und einem ausgiebigen Französischratsch mit Eliane und Jean-Yves von der KAITUS aus St. Nazaire ging es am 23. wieder nach Süden.Figuera de Foz hat auch eine Art Marina. Da war selbst der sonst eher coole Thomas verblüfft, als er beim Marinamensch anmerkte, dass 60 Euro eigentlich ziemlich teuer seien für diesen wackeligen Steg ohne jede sanitäre Einrichtung und die entwaffnend offene Antwort erhielt: Ja, das ist teuer.


Peniche zeigte sich um ein Vielfaches malerischer mit Zitadelle und engen Gassen in der ansonsten recht anspruchslosen Altstadt. Das Segeln wurde von windlosen Stunden bestimmt aber am Nachmittag erwacht hier offenbar regelmäßig eine muntere Brise aus Nordwest bis West, wenn das Land warm genug wird.


So gestaltete sich auch der letzte Schlag in die Tejomündung. Unter Genua allein segelte die DAISY fast bis ins Stadtzentrum Lissabons für einen krönenden Abschluss dieser Etappe. Mit 1362 Meilen auf der Logge legte sie sich schließlich in die drei Jahre alte Marina Oeiras zwischen "Cashcash"und Lissabon. Für nur 53 Euro pro Tag. Und um den Charme von Cascais zu genießen gibt es eine S-Bahn für 1,30 €. Alternativ könnte man auch in der Bucht von Cascais ankern. Allerdings würde das der neuen Crew den Weg erschweren und das Verproviantieren…


22. Etappe: Lissabon - Palma de Mallorca


Nun ja so kamen Reiner, Gabi, Marie-Theres, Thomas und Hasso trockenen Fußes an Bord.  Thomas hatte weitblickend ein Auto gemietet, womit der Proviant für die nächsten Tage problemlos besorgt werden konnte. Der Skipper ging derweil Wäsche waschen und schreiben, was man hier locker nachprüfen kann. Der Abend vereinte die Crew erstmals zu  einem Supper in Cascais, bei Oma,einem winzigen namenlosen Lokal eine Treppe und zwei Straßenecken vom Touritrubel entfernt, wo auch die Vorgängercrew schon zweimal Gast war. Oma und Opa fabrizieren dort am Grill und in der Küche gute Fisch- und Fleischgerichte zu günstigen Rahmenbedingungen unter einer malerischen Weinlaube.


Am 26. um 10:00 Uhr Ortszeit soll es weitergehen Richtung Mittelmeer. Es wird allerdings nach12:00 ehe die Leinen losgeworfen werden. Das liegt daran, dass der Skipper unterstützt von Reiner die unterste Stufe des vorderen Niederganges mit einer soliden Holzstütze festigt. Die Einweisung der neuen Crew in das Schiff fordert ebenfalls ihren Zeittribut. Thomas, Marie und Gabi sind mit der DAISY schon recht vertraut. Nur Reiner und Hasso müssen noch mit ihr bekannt gemacht werden. Die Benutzung der Waschräume, die Rettungsmittel und nicht zuletzt derspezifische Notfall-Rollenplan wollen eingehend erklärt sein.  


Der Skipper war nämlich auf den Trichter gekommen, dass es nicht viel Sinn machen kann, Notfallaufgaben an Personen festzumachen, die im Falle des Falles vielleicht gar nicht mehr zur Verfügung stehen. Katastrophales Geschehen kann nun mal schwer vorhergesehen werden. Also gibt es auf der DAISY drei Aufgaben imNotfall zu erledigen: A) eine der beiden Rettungsinseln zu Wasser bringen, B) Kommunikations- und Navigationsmittel einpacken, C) Verpflegung und Papiere einpacken. Dieser Rollenplan hängt klar lesbar im Navigationsschrank, dazu eine Erläuterung, wie mit dem DSC-Funkgerät ein Notruf abgesetzt wird. Anprobe der persönlichen Rettungsweste mit Lifebelt gehört natürlich auch zur Einführung.


Bei blankem Himmel, hohem Luftdruck von 1030 hpcl und rund fünf Knoten SW bugsiert der Skipper sein Schiff um 12.10 Uhr aus dem Hafen. Als Vizeskipper ist wieder Thomas eingeteilt, wie in der Karibik. DAISY läuft unter Genua, Groß und Besan nach Süden. 

Um 20 Uhr fällt der Anker im Vorhafen von Sesimbra bei 38°26.3 N und 009°06.5W. Der Skipper sorgt für ein spätes Dinner mit Putenfleisch, Zucchinigemüse undSalzkartoffeln. Am folgenden Morgen rasselt um 8.15 Uhr die Ankerkette in denKasten. Es entwickelt sich nach einer Motorstunde ein herrlicher Segeltag mitnordwestlichem Wind. Der  Start zu einem größeren Sprung. Das Ziel heißtLagos. Gegen 2 Uhr des 29. Juli geht DAISY an den Rezeptionsponton vor derKlappbrücke. Am Morgen gibt es zwei Überraschungen: Ihr wird eine Box imHafenbecken zugewiesen, die sich als viel zu klein erweist, und auf dem Wegdorthin passiert sie eine schmucke Ketsch im Herreshoff-Design mit weinroterSprayhood und ebensolchen Segelpersenningen. Das Schiff liegt an einemHammerkopf, wie ihn auch die DAISY gut gebrauchen hätte können. Aber dieELEMIAH war eben schon früher angekommen. Von Rosemarie und Ian leider keineSpur, auch von der übrigen Crew nichts zu sehen.  

Diejenige der DAISY zerstreut sich in Lagos, wo es Beeindruckendes zu sehen gibt,zum Beispiel die BOA ESPERANCA, die originalgetreue Replik einer historischenportugiesischen Karavelle mit Lateinersegel. Tags drauf geht es ostwärts an derAlgarve entlang, einem Ereignis entgegen, das der Skipper immer für besondersunmöglich gehalten hat. Hinter der Küstenlinie von Faro und Olhao findet dieDAISY im Achterwasser einen wunderschönen und sicheren Ankerplatz. Die Gezeithat hier einen Hub von etwas über drei Meter. Zur Springzeit etwas mehr. Alsdie DAISY-Crew nach Strandbesichtigung, Besuch in Olhao und erholsamer Nachtden Anker lichtet, läuft das Wasser ab, bei Neumond.  

Eigentlich ein günstiger Moment um auszulaufen. Doch die Betonnung lässt hierrecht zu wünschen übrig und der Rudergänger wähnt sich nur auf dem rechten Weg.Am Navigationstisch unten muss der Skipper dieses verflixte Geräusch hören:Schschsch. Dann steht das Schiff. Jeder Versuch, es von dem Schithaufenherunter zu bringen, scheitert am schnell ablaufenden Wasser. Schon neigt sichdie DAISY. Der Grund ist Schlick wie im Wattenmeer. Ruhiges Wasser, keineGefahr für die Außenhaut der DAISY. Sie legt sich vollständig auf dieSteuerbordbacke. Sieben Stunden muß die Crew warten bis ihr Heim wiederaufschwimmt. Ab 01.15 Uhr nachts steuert der Skipper sie selbst an den spärlichenTonnen entlang durch die enge Ausfahrt auf das Meer hinaus. Um 02.15 ist esgeschafft. Teamwork: Thomas in der Navigation an GPS und Karte, Marie anEcholot und Speedometer, Reiner vor dem Mast als Ausguck.   

Draußen gibt es kaum Wind. Erst um 06.30 Uhr läuft DAISY unter Genua und Besan7,5 kn nach 108° Um 15.20 liegt sie längsseits fest in Puerto Americano inCadiz. Aber sie wird abgewiesen: Zu groß für die Marina. Sie verlegt nachPuerto Sherry, quer über die Bucht von Cadiz. Von dort bzw. von Santa Mariaaus, was in vierzig Minuten zu Fuß erreicht wird, gibt es eine schnelleFährverbindung nach Cadiz. Die Crew entschließt sich, zwei Nächte hier zubleiben, was ein herzliches Wiedersehen ermöglicht. Zunächst verliert sie sichin den malerischen Straßen der alten, einst mächtigen spanischen Hafenstadt.Der Skipper wechselt den Hauptschalter für die Ankerwinsch aus. Morgens um 07.30 Uhr soll es dann losgehen Richtung Gibraltar.


Zum Aus-Checken legt die DAISY neben dem Rezeptionsponton an. Dieser ist besetzt unter anderem von einer schlanken Ketsch mit weinroter Sprayhood. DerSkipper ruft im Vorbeigehen den Schiffsnamen: ELEMIAH! Im morgendlichen Sonnenlicht gibt es ein Wiedersehen wie im Film: Im Sonnenaufgang auf der hohen Brücke zum Ponton: Rosemarie und Ian laufen ihm entgegen. Sie wollen die ELEMIAH hier eine Weile liegen lassen. Man sieht sich eventuell im Mittelmeer. 

101 € kostet die Hafengebühr in Puerto Sherry für die DAISY. Zunächst waren 60€ berechnet, weil sie in einer 25-m-Box gelegen hatte, die ihr zugewiesen worden war. Kann ja wohl nicht wahr sein! Es weht heftig aus Südost. 1. Reff in Groß und Genua. Mittags hört der Skipper den neuesten lokalen Wetterbericht. 7– 8 Bft E in Tarifa. »Haben wir das nötig?« 


Die Welle hat Teilen der Crew schon bis dahin ziemlich zu schaffen gemacht. Um 19.05 Uhr liegt DAISY wieder in Puerto Sherry am Rezeptionsponton. Ihr alter Platz im Hafen ist nun belegt: Dort ist nun die ELEMIAH vertäut. Doch die Crew ist offenbar bereits an Land gegangen. Achteraus der DAISY liegt ein schwedischer Kutter. Seiner Crew ist es ebenso ergangen: Auch sie ist dem Sturm ausgewichen.  

Am Montag, 4. August 2008 sieht die Lage anders aus: Erst zu wenig Wind. Aber dann! Um 23 Uhr liegt DAISY im Hafen von Tarifa. Erinnerungen werden wach. Vor Jahren hat der Skipper hier mit der ANTARES einen Sturm abgewettert. Der nächste Tag bringt DAISY nach Gibraltar  und 120 l günstigen Diesel in den Tank.  Etwas bang, was den möglichen Preis betrifft, nimmt der Skipper das Liegeplatz-Angebot der Queenskay-key-Marina an. Vor zwei Moorings und Heckleinen liegt DAISY wenig später mitten in der englischen Stadt zwischen noblen Motor- und Segelyachten.Britisches Dinner in »The Clipper«.  Mit 37 GBP erweist sich die Liegegebühr dann doch als erschwinglich. 

Tags drauf passiert die DAISY  um 10 Uhr den Felsen von Gibraltar. Die Einfahrt ins Mittelmeer ziert tatsächlich eine Moschee! An steuerbord bemühte man sich mit zwei riesigen Schwimmkränen ein »vessel on ground« zubergen. Nachmittags gab es Spi-Wetter.  Die 270 qm gingen hoch. Der Skipper wollte sich vergewissern, dass die Naht gut repariert ist. Nach zwei Stunden packt er ihn beruhigt wieder ein: Kein Wind. Gegen 20 Uhr gibt es Rindersteaks mit Kartoffel und Pfannengemüse. Die ganze Nacht muss die Maschine helfen. Am Vormittag bringen Genua und Besan die Geschichte voran. Um 14 Uhr ist der Zielhafen Almeria erreicht. Schon in der Einfahrt zur Marina wird die DAISY abgewiesen: Zu groß. Im riesigen fast leeren Handelshafen daneben findet sie auch keine Gastfreundschaft. »Dann gehen wir eben nach Cartagena!«  

Morgens um 7.30 Uhr am Freitag 8. August 2008 liegt DAISY sehr freundlich aufgenommen stb. längsseits fest in der schönen und komfortablen Marina von Cartagena. Der weitläufige Naturhafen mit großer Geschichte lockt zu längerem Bleiben. Selbst der Taxifahrer verweist stolz auf die punische Zeit seiner Heimat. Gabi und Reiner entschließen sich, die Strecke nach Alikante per Bahn oder Bus zubewältigen, um vor ihrem Abflug auch diese Stadt noch besichtigen zu können. Beim Heißen des Großsegels geschieht dem Mann an der Winsch ein Missgeschick: Dem Skipper ist zum Heulen als er das Loch sieht. Das Vorliek verhakte sich unterhalb des ersten Reffs im Reffhaken. Das gute Groß, das die DAISY so weit brachte, nur noch im ersten Reff zu gebrauchen.  Da muss ein Segelmacher helfen.

Nach einem herrlichen Segeltag läuft DAISY in Torrevieja ein und ankert günstigim Vorhafen. Es gibt gehaltvolle Kartoffelsuppe mit spanischem Salat. Puerto deCalpe wird ebenfalls segelnd erreicht, bei 36° C nach Passage der eindrucksvollgestaffelten Hochhäuser von Benidorm. Ein sehr schmackhaftes aber von denäußeren Bedingungen her eher windiges Dinner im »La vieja Bruxelles«. Es wehtmit 5 – 6 Bft in die Stadt. Leider kann am Morgen Otto, der Segelmacher nichtaufgetrieben werden. Also wird die Reparatur verschoben. Nach acht Segelstundenund 65 Meilen fällt der Anker bei Isla Sabina auf Formentera. Die Balearen sinderreicht. Wieder ein Stelldichein der Superyachten. Die futuristisch anmutendeMotoryacht »A« beeindruckt besonders. Im Puerto Ibiza wird der DAISY erst einPlatz für ein 11-m-Schiff zugewiesen, was nicht klappen kann. Die Nachfrage inder Marina nebenan wird knapp beschieden: »The port is full«. Gut, dann ankernwir eben wieder um die Ecke. In der Cala Botafoch liegt auch schon mehr als einDutzend Boote. DAISY findet noch Platz. Das Dinghi ermöglicht der Crew einenausgedehnten Landgang.  

Morgens dreht der Wind und ehe er eine größere Welle in die Bucht schieben kann,geht der Anker der DAISY hoch. Bei 20 kn aus NE begibt sie sich auf die Kreuznach Palma de Mallorca. Am frühen Morgen des 14. August fällt der Anker wiederund zwar in der Bucht von Palma. Erst mal schlafen. Um 14.10 liegt das Schiffdann an der Tankstelle des Real Club Nautico Palma und eine Stunde später mit230 l Diesel mehr im Bauch, auf dem vom Shore-Office Gerlinde vorbestelltenPlatz vor Bugmurings und Heckleinen. Die Crew erkundet Palma. Der Skipperschlägt das Groß ab. Am Morgen drauf holt der Segelmacher den schweren Sack ab.Die Etappe 22 wird beim Dinner in einem kleinen Lokal beendet. Tags draufwechselt der Skipper die Maceratorpumpe des Fäkalientanks aus.

23. Etappe: Palma de Mallorca - Bastia, Korsika

Am Abend treffen Gerlinde, Knut mit Sohn Stefan und Hildegard ein. Der folgendeSonntag wird ganz der Stadt Palma gewidmet – und dem Anschlagen des Großsegels.Ein ausgreifender Streifzug durch einen riesigen Carrefour-Markt bringt amMontag die Proviant-Basis für die nächsten 10 Tage an Bord. Da der Liegeplatzhier 130 € pro Nacht kostet, wird noch um 17.30 abgelegt. Um 18.10 fällt derAnker vor Arenal vor dem Strand in der weiten Bucht von Palma. Knut stimmt dieneue Etappe kulinarisch ein: Pasta mit Sardellen und schwarzen Oliven undSalat. 

Mahon auf Menorca heißt das nächste Ziel, aber der Wind spielt nicht so recht mit.Deshalb findet die Kreuzerei gegen den unzuverlässigen ENE  tags drauf inder Cala Entugores, Mallorca, ein vorläufiges Ende. Um 05.30 beginnt der neueReisetag. Sieben Stunden schnelles Segeln unter gerefftem Groß und Genua! Aberauch sieben Motorstunden sind erforderlich um gegen 23 Uhr Mahon zu erreichen. Der Elektromotor des Autopiloten macht bisschen Probleme. Der Anker fällt im nachtschwarzen und doch lichtglitzerndem Wasser des Fjordes vor der Stadt. 


Am nächsten Tag wieder eine Überraschung: Eine knallrote Maxi-Ketsch liegt an der Stadtpier vor Murings und Heckleinen in der dichten Reihe von Motor- undSegelyachten. Die APHRODITE hat hier ihren Heimathafen, berichtet der freundliche britische Marinero, der der DAISY am Sunseeker-Kai einen Platz zuweist und die Muringleine übergibt. Leider mit einem kleinen Fehlgriff: Die kräftige Trosse wickelt sich um die Schraube. Nach einem halben Dutzend Tauchgängen des Skippers ist die Schraube wieder frei. Dann holt er die Kohlen aus dem E-Motor des Autopiloten, reinigt sie und mit dem Staubsauger auch den Kohlenkanal des Elektromotors, was dazu führt, dass dieser fortan störungsfrei arbeitet. Ein köstliches Abendessen in der quirligen malerischen Stadt im Restaurant "222" entschädigt für die Mühsal. 

Der Wind lässt auch am folgenden Tag sehr zu wünschen übrig. Das gibt dem Skipper Gelegenheit, bei Motorfahrt eine Obstipation der vorderen Toilette zu bereinigen. Für Knut und Stefan bringt der Weg nach Sardinien die allererste Nachtfahrt auf dem Meer mit sich. Ab 21.20 schweigt die Maschine. Unter gerefftem Groß undGenua läuft DAISY bis zu 7,5 kn SOG nach 80°. 


Um 13.10 fällt der Anker in derweiten Bucht von Porto Conte, Sardinien. Unglaublich blaues Wasser, herrliche Umgebung mit schroffen Felsen und sanften Hügeln. Nach einer Badepause verlegtDAISY nach Alghero und bekommt für 100 € einen feinen Platz vor Muring undHeckleinen fast in der ersten Reihe dicht an der Altstadt mit Strom und Wasserund WC und Dusche. 


Alghero verdient zweifellos mehr als einen Tag, so dass die Ankündigung eines Mistrals mit 7 Bft in der Straße von Bonifacio das Bleiben erleichtert. Die Crew durchstreift die Stadt reichlich ausgebend, so dass es nicht schwer fällt, am späten Nachmittag an den romantischen Gratis-Ankerplatzin der Cala del Bollo in Porto Conte zu verlegen. Landgang per Dinghi. 

Wieder wolkenloser Himmel am nächsten Morgen und kaum noch Wind. Aber um 06.32geht der Anker hoch. Dass Ziel heißt Bastia, Korsika und liegt 176 Meilenentfernt. Ein NW mit 10 kn hilft ein wenig. In der Straße von Bonifacio kommtdas Wasser zurück  Gut drei Knoten Gegenstrom. Kaum liegt die Straße nach Einbruch der Dunkelheit im Kielwasser, bleibt der Wind ganz weg. Den Skipper erreicht telefonisch die Nachricht von einem Raubüberfall auf eine Luxussegelyacht in Porto Vecchio, nur ein paar Meilen an backbord voraus am selbigen Tag. »Dann fahren wir da eben nicht rein.«  

Um 12.45 liegt die DAISY an der Bunkerstation im Alten Hafen von Bastia. 275 l Diesel laufen in den Tank. Das Schiff wird an die Pier verholt vor Bugmuring und Heckleinen. Stephan, Lolla und Wolfgang treffen ein. Das gemeinsame Dinnerauf der Promenade enttäuscht Teile der Tafelgemeinschaft allerdings dank eines staubtrockenen Steaks im Touri-Menü.  Früh morgens gehen Knut, Stefan und Hildegard von Bord. Umständehalber, die der Flugplan diktierte, wird die Etappe hier in Bastia beendet.

 

Etappe 24: Bastia – Palermo


Nach dem Frühstück Crew-Einweisung. Vize-Skipper Stephan nannte bereits dreiSchiffe sein eigen und weiß rasch, worum es auf der DAISY geht. Mittags fliegendie Leinen los, aber der Wind spielt eher lustlos mit. Es wird eine Motorfahrtnach Porto Vecchio. Am folgenden Tag kann DAISY wenigstens drei Stunden ihreSegelqualitäten zeigen, ehe in der Cala Portese auf Caprera, Sardinien derAnker fällt. 25 € für die Nacht werden hier kassiert. In der Cala Spalmatorewollten sie 80 € für eine Nacht an der Boje. Kurzer Besuch in Madalena zumWasser bunkern und Einkaufen. Dann zweieinhalb Stunden segeln nach Cala diVolpe. 

Costa Smeralda! Wunderschöne Küstenlandschaft und ein Stelldichein derMegayachten aus aller Welt. Die dunkelblaue Slup SAVANAH aus Hamilton unter derFlagge von Wales liegt bald achteraus. Kotelett mit Spezialkartoffeln undgemischten spanischen Salat! Weil es so schön ist kehrt die DAISY nach einemSegelausflug für eine weitere Nacht hierher zurück. Die himmelblau gestricheneMegaketsch TOTO unter der Flagge der Marshallinseln legt sich recht dicht nebensie.  

Die Überquerung des Tyrrenischen Meeres steht an. Schon zu Roms Zeiten einschwieriges Unterfangen. DAISY kann wenigstens bis in den frühen Abend segeln,dann muss der Dieselsklave herhalten. Bei Sonnenuntergang quert eine Schuleriesiger Wale den Weg, zeigt ein paar Mal große Rücken und pustet Fontänen indie Dämmerung. Leckere frische Ravioli mit Salat zum Abendessen. 

NachSonnenaufgang gibt es wieder eine Mütze voll Wind. Am frühen Nachmittag findetDAISY einen hübschen Ankerplatz in der Bucht nördlich des Hafens von Ponza aufder gleichnamigen Insel. Zackige Felsen rundumher. Noch viele Urlauber zumSaisonausklang in der verwinkelten Stadt, die in Jahrhunderten an den steilenFels geklebt wurde.


Von hier sind es nur 28 nm hinüber nach Ventotene. Ein Hauch von Wind setzt DAISY immerhin in bis zu fünf kn SOG um.  Die Regattasegler vom BayerischenYachtclub Starnberg,  Stephan und Wolfgang, staunen: »Hatte nichtgeglaubt, dass 30 Tonnen bei so wenig Wind so schnell sein können.« Um 19.10stellt der Skipper nach dem Anlegemanöver in der Cala Rossano die Maschine ab.Vor Bugmuring und Heckleinen liegt die DAISY hinter der hohen Kaimauer derkleinen feinen Ortschaft gegenüber. Ein leckeres Fischessen im Hafenrestaurantschließt den Tag. Der 3. September bringt nur windlose Hitze. Nur der Fahrtwindauf den 26 nm nach Ischia kühlt etwas. Am frühen Nachmittg fällt der Ankerhinter der künstlichen Landbrücke zwischen Ischia und dem Castello Aragon. Einegewaltige Kulisse aus Geschichte und Natur.


Vor demStart am folgenden Tag presst der Skipper Schmierfett in die Wellenanlage. Ab Mittag fangen die vier Segel der DAISY genug Wind ein, um auf 5,5 kn zu kommen.Kurz nach Einbruch der Dunkelheit fällt der Anker vor Salerno zwischen PuertoNuovo und Puerto Touristico. Zweimal Feuerwerk vor der hell erleuchtetenStadtpromenade und muntere Musik bilden den Rahmen für ein Sahnegeschnetzeltesauf Spaghetti mit grünem Salat und eiskaltem Rosé: Der Abschiedsabend fürLolla, Stephan und Wolfgang.

Der Skipper bugsiert am Vormittag darauf die DAISY rückwärts ins hintersteschmalste Eck des Puerto Touristico, um die Crew abzusetzen. Nach einer Stundemuß wieder abglegt werden. Die Frage nach einem Liegeplatz löst bei demHafenbeamten nur Schulterzucken aus und einen vagen Wink nach Süden und einennach Norden. »Alteri Puerti«. Nun ist aber auf der DAISY Wasser gefragt, Gasund einige Lebensmittel und natürlich will das An-Bord-Kommen von Klausorganisiert sein. Der Skipper legt ab und geht mit Gerlinde auf Liegeplatzsuche.


Im Puerto Nuovo gibt es eine Pier, an der offenbar gebaut wird, wenn nicht Freitagnachmittag ist. Bauschutt, Bauzäune, Baumaschinen und Unrat schmücken den Kai. Aber es findet sich ein Wasserhahn in Schlauchentfernung. Weiter innen liegen die weißen Motorboote der Hafenpilots vertäut, weiter außen an einem anderen Abschnitt riesige rote Schlepper. Also legt der Skipper hier  an der offenbar unbenutzbaren Kaimauer an. Wasser wird gebunkert. Daneben tankt ein kleines Fischerboot Diesel aus einer Unterflur-Zapfstelle. Ein Motorboot legt vor der DAISY an und entlässt ca. 50 Passagiere in den Schmutz an Land.


Klaus trifft ein. Er war mit dem Zug angereist. Herzliche Begrüßung an Bord. »Lass uns was essen gehen«. Nun liegt die »kleine« DAISY mit ihren 18 Metern und zwei aufragenden Masten ganz unauffällig schon gute zwei Stunden an dem Platz. Keine Beschwerden. Als Skipper und Crew von Essen – übrigens ausgezeichnete Gnocchi im »Santa Lucia« direkt an der Promenade – und Einkauf zurückkehren, tummelt sich ein rundes Dutzend weiß uniformierter Herren um das Schiff. 


Streifenwagen stehen vor dem Bauzaun. Guardia Costiera Salerno,vermutlich die komplette Truppe dieses Freitagnachmittags. DAISY wurde um eine Schiffslänge nach Norden verholt, dürftig vertäut. Leutnant Pasquietta, Mitte der Dreißig, militärisch kurzes Haar, geht mit gesenkter Stirn auf den Skipper zu: »We have a big problem. This is the statione for the ferries. Bring your papers and follow me.« Alle Vorhaltungen, dass hier nichts aber auch gar nichts auf einen Fähranleger hinweist, helfen nicht.  Kein Gedanke an Gastfreundschaft, die ein fremdes Schiff gewöhnlich genießt und die der DAISY auf ihrer Reise immer wieder entgegengebracht worden war. Nicht aber imTourismusland Italien.


Sie buchstabieren mühsam Adresse und Schiffsdaten aus den Papieren und füllen ein Formular aus. Mit dem soll der Skipper über dreihundert Euro bei der Post einzahlen, wegen Falschparkens. Der Einwand, dass eine solche Gebühr das eigentliche Problem keineswegs löst, bringt den Beamten nicht ins Grübeln.Schließlich bietet Signore Pasquietta aber auf heftiges Nachfragen einen Liegeplatz im Handelshafen an, der allerdings um sechs Uhr morgens geräumt sein muss. »Danke, wir gehen wieder ankern«. »Okay and go in Palermo to the postoffice, ask for a form like this and copy the dates and send it via fax«. Aha! Ob der Skipper das alles behält? Fast freundschaftlicher Abschied. Hoffentlich schafft es das Formular bis Sizilien.

Der Abend auf Reede vor Salerno wird wieder  von einem Feuerwerk geziertund die Nacht von lebhafter Discomusik, die der Nordostwind herüber trägt.Morgens Dinghi zu Wasser und die Crew an Land. Ausflug nach Pompeii, ein Muss,wenn man in der Gegend ist. Der Skipper kennt den ausgegrabenen Unglücksortschon, weshalb er leichten Herzens an Bord bleibt. Endlich Zeit zum Schreiben.Ecco.

DieLiparischen Inseln liegen vor dem Bug. Am Stromboli muß auf 30 m geankertwerden, das Gelände unter Wasser fällt steil ab und die flacheren Stellen sindschon besetzt. Aber das Eisen hält. Diese urtümliche Inseln faszinieren aufbesondere Weise. Die rauchenden Gipfel von Stromboli und Vulcano, dazwischenquirliges Leben auf Lipari mit uralter Bausubstanz. Die Römer lassen grüßen.Dann nach Sizlien. Cefalu gibt umständehalber nur einen Ankerplatz her, derHafen ist für diesmal zu voll. Es folgt der letzte Schlag der Etappe: 39 nmnach Palermo. Palermo! so nannte sich der Allround-Beschaffer von SantoDomingo! Hier heißt er Maurizio. Er besorgt die Wäsche, eine riesigeGasflasche, Taxi für die Crew.


Etappe 24a: Palermo - Lipari - Palermo


Die Schwaben treffen ein. Sechs Herren aus demLändle begeben sich vorsätzlich in die Hand des Skippers. Gut, dass er sich nunin den Liparischen Inseln schon auskennt. Die große Runde beginnt mit Ustica.Tropische Regengüsse bleiben in Erinnerung. Alicudi und Filicudi müssenpassiert werden. Lipari und Vulcano werden zu Stationen. Für den Weg auf denaktiven Vulcano verlangt man dort drei Euro. "But be carefull, it'stoxic". Wenn die Alpengemeinden für jeden ihrer Berge Eintritt fordernwürden, könnten sie bessere Wege anbieten als jenen, der zum Vulcano-Kraterrandhinaufführt.

 

Dort schwefelt es aus Dutzenden von Löchern, und stinkende Schwaden ziehen nach Westen. Der Weg führt den Skipper und zwei Begleiter aus der Crew halb um den Krater. Drinnen im grauen Schlund tief drunten ein See wie aus Blei, auf dessen Fläche man aus Steinen VIETATO geschrieben hat. Der Ausblick in die weite Inselrunde, über die sich das Abendlicht senkt, verschlägt den Atem. Zu Füßen erstarrte Lavazungen, an deren Enden die Inselbewohner prächtige Häuschen mit anmutigen Gärten errichtet haben. Ein heißes Pflaster zweifellos. 


Der Abend sieht die Crew wieder vereint in einem fast leeren Restaurant - die Saison ist eigentlich vorüber - am Schwefelbad unten nahe dem Strand.


Tags drauf erlaubt eine stetige Brise herrliches Vollzeug-Segeln. Der Kurs gilt Siziliens Nordküste. In Santa Agatha hat sich eine kleine feine Marina etabliert, dieauch der DAISY Platz bietet. Zum Supermarkt wird das Einkäufertrio mit dem Benzgefahren und zum Dinner holt der Wirt eines empfehlenswerten Restarauntsdie Crew mit einem ebensolchen Gefährt ab. Das Abendessen hat Erinnerungswert.


Der nächste Schlag führt die DAISY wiederum nach Cefalu. Diesmal bekommt sie einen Liegeplatz hinter der mächtigen Mole, und das wird auch nötig: Ein massiver Nordoststurm peitscht in der Nacht mächtige Wellen in das Hafenbecken. Einer sehr großen Motoryacht, die auf der anderen Seite den Wellen ausgesetzt liegt, brechen zwei wuchtige Trossen. Sie bleibt jedoch unbeschädigt. Die DAISY-Crew verbringt den Abend in der überaus malerischen alten Stadt. Das Gelato-Festival bietet eine Welt von Schleckereien.


Es braucht seine Zeit, bis der Starkwind abflaut. Aber um 15 Uhr des folgenden Tages sammelt der Skipper die Crew auf dem Schiff. DAISY läuft aus. Es ist Nacht in Palermo, als sie nach rauschender Segelfahrt, die bis zu acht Knoten Speed bringt, an der Tanke im großen Hafen der sizilianischen Hauptstadt festmacht.Nach dem Diesel-Bunkern verlegt sie am Morgen wieder an die molotrappeziolo, wo Maurizio schon wartet.


Etappe 25: Palermo - Split

Sonntag, 21.September 2008. Sie sind noch beim Packen, Thomas, zweimal Helmut, Michael,Wilfried und Richard. 247 Nautische Meilen hat die DAISY sie in nur einer Wocheund ohne Nachtfahrt durch den Liparischen Archipel getragen und davon  nur84 unter Maschine wegen Windmangel. Eine stolze Bilanz. Es türmt sich noch dasGepäck im Cockpit als auf dem Steg nacheinander zwei Herren auftauchen. »Ichbin der Stefan«, stellt sich der eine vor und »ich bin der Walter« der andere.Sie wollen nach 12 Uhr wiederkommen. Palermo hat viel zu bieten. Die beidenhaben unterschiedliche Ziele mit der DAISY. Stefan der  Mittdreißigermöchte den einwöchigen Schlag nach Korfu mitmachen und Walter, mit 76 derSenior unter allen Mitseglern, die insgesamt auf dieser ersten Reise der DAISYals Fliegender Holländer an Bord waren, will vier Wochen bleiben und von Splitin Kroatien aus heimreisen. Schon rollt das Großraumtaxi an und die Schwabenbefinden sich auf der Reise ins Ländle. 

Stefan und Walter ziehen ein. Erst am Montagvormittag kann der Proviant ergänztwerden. Da die Wege in Palermo als entschieden zu weit empfunden werden, wirdein weiterer »Raubzug« auf den günstiger gelegenen Hafen Cefalu verschoben. Aber eine Korfu-Karte und ein neuer Wirbelschäkel für den Anker kommenmit. Den beiden Bordfahrrädern sei Dank!

Um 13.15startet der Skipper die Hauptmaschine zur neuen Etappe. Um 14 Uhr sind Besanund Genua gesetzt, die Maschine hat wieder Ruhe, DAISY läuft mit 4 – 5 kn vorder Nordküste Siziliens nach Osten. Um 20.10 liegt sie vor Anker im Hafenbeckenvon Cefalu. Am Morgen danach verlegt sie an die Pier und frische Ware kannbesorgt werden. Um 10.30 kreuzt sie gegen einen leichten NE auf, der allerdingsbald einschläft und erst nachmittags wieder kommt.

Vor Milazzo fällt um 02.40 der Anker. Um 10.20 holt Stefan ihn mit derelektrischen Winsch wieder hoch, und der Rest der Strecke nach Messina ist um 16:40 geschafft. In der Marina del Nettuno findet die DAISY einen komfortablenPlatz vor Bugmoorings und Heckleinen. Die Logge verzeichnet 117 Seemeilen seitCefalu.  Über den Himmel jagen dramatisch Wolken diverser Fronten, was denCharme der berühmten Stadt an der Meerenge eher unterstreicht. Ein ausgreifenderStreifzug der Crew am Abend und ein weiterer tags drauf geben tiefe Eindrückeund berühren die bedeutenden Sehenswürdigkeiten. Es wird voraussichtlich, derletzte italienische Hafen vor Korfu sein. Denn nun steht der lange Schlagbevor.

Um 14.20 springt die Maschine an, um 15.05 sind Groß, Besan und Genua gesetzt.Aber nach dem Capo dell Armi ist für die nächsten vier Stunden Feierabend mitSegeln. Die Hähnchenschlegel des Dinners kann Walter ohne Schräglagezubereiten, ein köstliches Mahl. Aber dann kommt richtig Wind, wie vomWetterbericht angekündigt. Aviso de burasca. Unter Genua und Besan läuft dieLady mit deutlich über sieben Knoten durch die Nacht. Bald verflüchtigt sichallerdings auch diese Front und der Diesel brummt ins Morgengrauen. Ab 06:10 herrscht wieder rauschende Ruhe. Groß, Besan und Genua sind dran. Mit bis neun Knoten jagt das Schiff den ganzen Tag über dahin, Kurs 66° bei böigem Nordwind Stärke 4 bis 5 Bft. und auch mal ein wenig drüber. Um 20.30 bittet Walter, der kochende Kernphysiker, wieder zu Tisch: Rindersteak mit Bratkartoffeln und Gurkensalat. DAISY eilt durch eine weitere Nacht. Ein herrlicher Morgen zieht herauf: Schon kommt Korfu in Sicht. Um 15.30 schweigt die Maschine, DAISY liegt an der Tankstelle in Gouvia. 430 Seemeilen seit Palermo.

Es ist Samstag, der 27. September. Stefan sieht der Begegnung mit seiner Partnerin entgegen und auf der Pier steht Physikstudiosus Matthias mit Papa Manfred bereit. Gepäck rüber und ab zum Liegeplatz in der riesigen Marina. Der große Supermarkt ermöglicht vollständige Proviantergänzung. Abends zeigt Stefan seiner hübschen Schuscha die DAISY.

Die neue Crew segelt tags drauf um die Insel herum und ankert mit leichter Verzögerung, sprich viel zu spät für die Gäste des Abends in der St-Georgios-Bucht. Dort haben Stefan und Schuscha ihr Urlaubsdomizil gefunden. Am Strand harren sie eisern aus, bis DAISY in der dunklen Bucht erscheint, der Anker fällt und das Dinghi zu Wasser kommt. Der Skipper holt die beiden an Bord. Es gibt Pasta Carbonara, gezaubert von Walter und paar Gläschen Rotwein.

Am 30. September schlägt der griechische Wetterbericht zu. Zwar läuft DAISYgegen Mittag aus  aber die Sturmwarnung über UKW bewegt den Skipper zumUmkehren. Sturm in der Straße von Otranto muss man nicht haben, wenn es sichvermeiden lässt. Von einem Sturm ist zwar in der ganzen Nacht nichts zu spüren.

Am 1. Oktober ist alles klar. Um 09.50 verstummt die Maschine nach dem Ankeraufgehen und bei SE 4 – 5 genügen Besan und Genua für recht flottes Fortkommen Richtung Barletta, Italien. Die Kronburg des Kaisers Friedrich II. Castello del Monte, muss besucht werden, versichert der Skipper wiederholt. Schließlich segelt man nicht aus Jux in der Welt herum.  

Am Donnerstag 2. Oktober gegen 18 Uhr läuft die DAISY in den Hafen Barletta ein. Kein Segelschiff weit und breit. Kein Wunder: das weitläufige Hafenbecken scheint viel zu flach. Am Kopf der Pier findet der Skipper jedoch knapp drei  Meter Tiefe. In der kleinen Taverne mitten in der romantischen Stadt wird der Kontakt zum Ausflugsunternehmen hergestellt. Mit einem Kleinbus wird die Crewtags drauf zu dem rätselhaften Bauwerk kutschiert. Gigantisch auch die Lebensgeschichte seines Bauherrn, der sich mit 21 Jahren die kontinental-europäische Krone sichert.

DAISY bleibt noch eine Nacht. Ein Liegeplatz zum Nulltarif. Und ein Kollege vom örtlichen Motorbootclub besorgt auch noch einen italienischenvGasflaschenanschluss für die neue 15-kg-Flasche, die seit Palermo an Bord ist.Ihr Anschluss sieht wie der in Deutschland gebräuchliche aus, nur leider ister einen Millimeter kleiner...

Am 4. Oktober, mittags können endlich die Leinen losgeworfen werden. Gleichnach der Hafenausfahrt übernehmen Besan und Genua den Antrieb. Wieder zeigt der Kurs quer über die südliche Adria: Dubrovnik heißt das Ziel. Am Morgen des 5.Oktober 2008, ein sonnige Sonntag, kommen die Berge Kroatiens in Sicht. DAISY läuft unter gereffter Genua und gerefftem Besan direkt auf die Hafeneinfahrt Gruz zu. Motor an. Bisschen peinlich: Keine kroatische Flagge an Bord. Also setzt der Skipper Q, die gelbe Zollflagge unter der Steuerbordsaling des Großmasts.


Beim Passieren des Zollkais ein scharfer Pfiff. Ein Mann in Uniform winkt DAISY heran. "Erst Hafenmeister, dann Polizei und Zoll, dort. Und machen die Flaggen runter dort" sagt der Beamte umd weist auf die Crewflaggen unter der Backbordsaling. "Wenn kein kroatisch Flagge auch kein deutsche."Okay. Soviel Diplomatie muss sein.

Im dunklen Büro der Hafenkommandantur auf der anderen Straßenseite, vermutlich ausk&k-Zeiten, schlurft ein hagerer Zweimetermann in grauer Hose und weißem Hemd hinter dem Tresen zum Computer. Die Maschine will wohl nicht so wie er. Einige Telefonate. Aber zum Glück läuft im Nebenzimmer der Fernseher, da lässtes gut auf den Rückruf eines Computerkundigen warten. Irgendwann spuckt die Maschine doch noch eine Rechnung aus. Der Skipper hat umgerechnet 300 Euro für ein einjähriges Permit zu berappen. So viele Kuna hat er nicht in der Tasche.Der Bankomat 200 m weiter löst das Problem. Auch bekommt er eine Liste mit 28Zeilen ausgehändigt. Mehr Personen dürfte er in diesem Jahr auf seinem Schiffin kroatischen Gewässern nicht mitsegeln lassen. Jetzt muss er Manfred,Matthias und Walter eintragen. Die Polizei will außerdem eine Crewliste abstempeln und der Zoll die Pässe.  

Es ist Sonntag, kroatische Fahnen gibt’s nicht heute. In Gruz  findet die DAISY vor Buganker und Heckleinen Platz zwischen einer großen Segelyacht aus Australien und einer riesigen Motoryacht. Der Hafenmeister wollte sie mit Rücksicht auf die Bordkasse weiter drinnen im Hafen anlegen lassen. Aber dortist das Wasser zu flach. Es ist 11 Uhr. Auf dem Kai sitzt Vanja mit ihrem tizianroten Haar auf einer Bank, sie lächelt dem Skipper zu, doch wagt er es nicht sie anzusprechen. Nicht vorbereitet darauf, seinen Romanfiguren hier zu begegnen. Hier am Schauplatz im alten Ragusa. Würde er noch mehr treffen in dieser schönsten Stadtfestung Europas? Der Bus bringt die vier Segler hin.  

Jetzt Anfang Oktober immer noch munterer Touritrubel auf dem blankpolierten Marmorpflaster zwischen Franziskanerkloster und Stadtturm. In diesen Gassen hat Claudius Alexander von Kettermann aufregende Minuten erlebt! Die Crew hört es staunend bei Kaffee und Kuchen und später in jenem kleinen Lokal westlich der Hauptstraße. Was für eine Geschichte… Und eine kroatische Flagge gibt es doch zu erstehen. Zwar würde dieses Modell 6 Bft nicht besonders lange standhaltenaber für ein paar Monate wird sie ihren Dienst tun.

Überraschung am folgenden Morgen. Der Skipper wird vom Frühstück weg an Deckgebeten. „Da wartet jemand auf  dich.“ Es ist Maria, die ihm, von zweiHerren umrahmt, entgegenblinzelt. Von New York nach Halifax war sie zuletzt anBord der DAISY gewesen. Welche Freude. Mit den zwei Freunden war sie nachDubrovnik gesegelt und nun auf dem Weg zurück zum Ausgangspunkt imNorden. 

Um 12.10 war DAISY klar zum Ablegen. Sonne satt und leichte Brise. Die Maschinemusste helfen, um vor Einbruch der Dunkelheit das Tagesziel zu erreichen. DieWaldinsel Mljet breitet sich vor dem Bug aus. Bei mehr Wind wäre Polace dasZiel gewesen. Aber so gleitet DAISY nach Okuklje hinein. Die Wirte bietenLiegeplätze und Bojen an. Der Skipper nimmt eine Boje an, allerdings mit derMaßgabe, dass die Crew gern zumindest das Hauptgericht selbst an Bordzubereiten möchte. Der Mann akzeptiert freundlich. Das Dinghi wird klargemacht. Matthias unternimmt einen Landausflug. Später gibt es nochPalatschinken an Land und Kontakt zur einer anderen Crew. Fünf andere Jachtenliegen noch in der Bucht. 

Sonniges Hochdruckwetter auch am 7. Oktober. Erst nachmittags kommt einebrauchbare Brise auf.  Daisy segelt aus dem Mljetskikanal nach Korculahinüber.  Um 17 Uhr liegt sie vor Bugmooring und Heckleinen in der Marinader Stadt Korcula. Zwei Jahre sind vergangen seit dem der Skipper hier zuletzthier war, hier in der angeblichen Heimat von Marco Polo. Gemeinsames Dinner ineinem kleinen Lokal, Spaziergang vorbei an der Polizeistation, wo Claudius soübel mitgespielt wurde. Spät abends mit Matthias noch im Turmcafé oben. 

78 Euro sind für den Liegeplatz zu berappen. Nach morgendlichem Einkaufbugsiert der Skipper die DAISY aus dem Hafen. Unter Besan und Genua läuft sie Richtung Hvar. Aber der Wind gibt frühzeitig auf. Um 17.50 wird im Hafen dieserromantischen Stadt die Maschine abgestellt. DAISY liegt vor Anker in einemdichten Feld anderer Ankerlieger.  Das Dinghi bringt die Crew an Land.

Erst der 9.Oktober wird zu einem richtigen Segeltag. Unter typischer Ketschbesegelungläuft sie beim raumem Wind auf die Enge zwischen Solta und Brac zu. Nach derDurchfahrt bleibt der Wind fast weg. Es reicht noch bis kurz vor den Hafen vonSplit. Im „Fernseher“ erkennt der Skipper Ralf an der Tankstelle. 239 LiterDiesel laufen in den Tank und Ralf  klettert an Bord. DAISY ankert vor derHafenpromenade, das Dinghi bringt die Crew an Land. Der Skipper besorgt dieBusfahrkarte für Walter: 68 Euro von Trogir nach München. 17 Stunden. FürRuheständler kein großes Problem.  

Heli und Bernhard aus Österreich haben sich angesagt, sind unterwegs nachTrogir. Manfred und Matthias möchten zum Flughafen, Walter zum Bus. Alles inTrogir. In drei Stunden unter Segeln werden 80% der Strecke zurückgelegt. Aberes ist bereits dunkel als DAISY um 18.30 in der ACI-Marina festmacht. Einletztes Dinner mit größerer Crew in der Stadt. Es folgt ein ruhiger Hafentagund ein Abend mit Ralf beim „Kamerlengo“.  

Schon wieder Strahlewetter am Sonntag. Die beiden Niederösterreicher treffenein. Nicht mehr gesehen seit Miami. Was für ein Hallo. Einkauf für 620 Kuna perFahrrad. Dann geht’s los. Erstmal nur 5,7 Meilen weit nach Marina. Amkostenlosen Ankerplatz gibt es Plescavica mit Kartoffeln und Salat und einGläschen Wein zur Begrüßung...


Peinlich:Keine kroatische Flagge an Bord. Also zieht der Skipper die Q-Flagge, die gelbeZollfahne unter der Steuerbordsaling des Großmastes hoch. Die Sonne scheint,ein frischer Wind weht aber nach der Passage der Greben müssen die Segel runterund die Fender und Leinen für`s Anlegen vorbereitet werden. Leise brummendpassiert die DAISY die Einfahrt nach Gruz, den Handelshafen von Dubrovnik. Dapfeift es von der Zollmole herüber. Ein uniformiert Beamter winkt heftig undder Skipper nimmt Kurs auf die Pier. 

„Erst Hafenmeister, dann Polizei, dann Zoll.“ Der Ton ist sehr dienstlich,kommt in des Besuchers Ohren eher mürrisch an. Im dunklen Büro derHafenkommandantur auf der anderen Straßenseite, vermutlich noch ausk&k-Zeiten, schlurft ein hagerer Zweimetermann in grauer Hose und weißemHemd hinter dem Tresen zum Computer. Die Maschine will wohl nicht so wie ersich das vorstellt. Einige Telefonate. Aber zum Glück läuft im Nebenzimmer derFernseher, da lässt es gut auf den Rückruf eines Computerkundigen warten.Irgendwann spuckt die Maschine doch noch eine Rechnung aus. Der Skipper hatumgerechnet 300 Euro für ein einjähriges Permit zu berappen. So viele Kuna hater nicht in der Tasche. Der Bankomat 200m weiter löst das Problem. Auch bekommter eine Liste mit 28 Zeilen. Mehr Personen dürfte er in diesem Jahr auf seinemSchiff in kroatischen Gewässern nicht mitsegeln lassen. Jetzt muss er Manfred,Matthias und Walter eintragen. Die Polizei will außerdem eine Crewlisteabstempeln und der Zoll die Pässe. 

Es ist Sonntag, kroatische Fahnen gibt’s nicht heute. In Gruz  findet dieDAISY vor Buganker und Heckleinen Platz zwischen einer großen Segelyacht ausAustralien und einer riesigen Motoryacht. Der Hafenmeister wollte sie mitRücksicht auf die Bordkasse weiter drinnen im Hafen anlegen lassen. Aber dortist das Wasser zu flach. Es ist 11 Uhr. Auf dem Kai sitzt Vanja mit ihremtizianroten Haar auf einer Bank, sie lächelt dem Skipper zu, doch wagt er esnicht sie anzusprechen. Nicht vorbereitet darauf, seinen Romanfiguren hier zubegegnen. Hier am Schauplatz im alten Ragusa. Würde er noch mehr treffen indieser schönsten Stadtfestung Europas? Der Bus bringt die vier Seglerhin.  

Jetzt Anfang Oktober immer noch munterer Touritrubel auf dem blankpoliertenMarmorpflaster zwischen Franziskanerkloster und Stadtturm. In diesen Gassen hatClaudius Alexander von Kettermann aufregende Minuten erlebt! Die Crew hört esstaunend bei Kaffee und Kuchen und später in jenem kleinen Lokal westlich derHauptstraße. Was für eine Geschichte… Und eine kroatische Flagge gibt es dochzu erstehen. Zwar würde dieses Modell 6 Bft nicht besonders lange standhaltenaber für ein paar Monate wird sie ihren Dienst tun.

Überraschung am folgenden Morgen. Der Skipper wird vom Frühstück weg an Deckgebeten. „Da wartet jemand auf  dich.“ Es ist Maria, die ihm, von zweiHerren umrahmt, entgegenblinzelt. Von New York nach Halifax war sie zuletzt anBord der DAISY gewesen. Welche Freude. Mit den zwei Freunden war sie nachDubrovnik gesegelt und nun auf dem Weg zurück zum Ausgangspunkt imNorden. 

Um 12.10 war DAISY klar zum Ablegen. Sonne satt und leichte Brise. Die Maschinemusste helfen, um vor Einbruch der Dunkelheit das Tagesziel zu erreichen. DieWaldinsel Mljet breitet sich vor dem Bug aus. Bei mehr Wind wäre Polace dasZiel gewesen. Aber so gleitet DAISY nach Okuklje hinein. Die Wirte bietenLiegeplätze und Bojen an. Der Skipper nimmt eine Boje an, allerdings mit derMaßgabe, dass die Crew gern zumindest das Hauptgericht selbst an Bordzubereiten möchte. Der Mann akzeptiert freundlich. Das Dinghi wird klargemacht. Matthias unternimmt einen Landausflug. Später gibt es nochPalatschinken an Land und Kontakt zur einer anderen Crew. Fünf andere Jachtenliegen noch in der Bucht.

Sonniges Hochdruckwetter auch am 7. Oktober. Erst nachmittags kommt einebrauchbare Brise auf.  Daisy segelt aus dem Mljetskikanal nach Korculahinüber.  Um 17 Uhr liegt sie vor Bugmooring und Heckleinen in der Marinader Stadt Korcula. Zwei Jahre sind vergangen seit dem der Skipper hier zuletzthier war, hier in der angeblichen Heimat von Marco Polo. Gemeinsames Dinner ineinem kleinen Lokal, Spaziergang vorbei an der Polizeistation, wo Claudius soübel mitgespielt wurde. Spät abends mit Matthias noch im Turmcafé oben.

78 Euro sind für den Liegeplatz zu berappen. Nach morgendlichem Einkaufbugsiert der Skipper die DAISY aus dem Hafen. Unter Besan und Genua läuft sieRichtung Hvar. Aber der Wind gibt frühzeitig auf. Um 17.50 wird im Hafen dieserromantischen Stadt die Maschine abgestellt. DAISY liegt vor Anker in einemdichten Feld anderer Ankerlieger.  Erst der 9. Oktober wird zu einemrichtigen Segeltag. Unter typischer Ketschbesegelung läuft sie beim raumem Windauf die Enge zwischen Solta und Brac zu. Nach der Durchfahrt bleibt der Wind fastweg. Es reicht noch bis kurz vor den Hafen von Split. Im „Fernseher“ erkenntder Skipper Ralf an der Tankstelle. 239 Liter Diesel laufen in den Tank undRalf  klettert an Bord. DAISY ankert vor der Hafenpromenade, das Dinghibringt die Crew an Land. Der Skipper besorgt die Busfahrkarte für Walter: 68Euro von Trogir nach München. 17 Stunden. Für Ruheständler kein großes Problem.

Heli und Bernhard aus Österreich haben sich angesagt, sind unterwegs nachTrogir. Manfred und Matthias möchten zum Flughafen, Walter zum Bus. Alles inTrogir. In drei Stunden unter Segeln werden 80% der Strecke zurückgelegt. Aberes ist bereits dunkel als DAISY um 18.30 in der ACI-Marina festmacht. Einletztes Dinner mit größerer Crew in der Stadt. Es folgt ein ruhiger Hafentagund ein Abend mit Ralf beim „Kamerlengo“.

Schon wieder Strahlewetter am Sonntag. Die beiden Niederösterreicher treffenein. Nicht mehr gesehen seit Miami. Was für ein Hallo. Einkauf für 620 Kuna perFahrrad. Dann geht’s los. Erstmal nur 5,7 Meilen weit nach Marina. Amkostenlosen Ankerplatz gibt es Plescavica mit Kartoffeln und Salat und einGläschen Wein zur Begrüßung. Und eine Filmdokumentation »Zeitgeist« als Denk-und Diskussionsanstoß. Woher kommt unsere Religion? 

Unter blauem Himmel und bei 20°C geht um 9.30 Uhr der Anker hoch. Um 12übernehmen Groß und genua den Vortrieb. Langsam kommen die Umrisse von Vis ausdem Dunst. Um 18.10 geht ein wunderbarer Segeltag zu Ende. Der Anker fällt vordem Inselhafen von Komiza. Niemand äußert den Wunsch, an Land zu gehen. Nachdem Abendessen entdeckt der Skipper, dass der Wassersammler des Generatorsleckt. Das Loch wird mit Kaltmetall gestopft, aber es besteht kein Zweifel: damuss ein neuer her. 

Am nächsten Tag will sich der Dunst kaum auflösen. Null Wind, eigentlich sollteman da liegen bleiben. Tut man aber nicht. Im Wesentlichen ist es die Maschine,die die Lady nach Primosten treibt. Um zwanzig vor sieben fällt der Anker vordem kleinen Hafen der  malerischen Stadt auf der Halbinsel. KlassischerSonnenuntergang. Als Folge der erdrückenden Erinnerungen angesichts derStadtsilhuette wird der Skipper einem Grundsatz untreu: Er verlässt mit derCrew die ankernde DAISY für ein Abendessen in der hübschen Stadt. Aber esspielt auch das Wetter verführerisch mit: der Mond spiegelt sich in plattemWasser, Sterne glitzern um die Wette, kein Hauch. 

Am 15. Oktober um halb zwölf liegt Primosten achteraus und DAISY läuft unterVollzeug Richtung Vela Kurba. Die südlichste der Kornateninseln geleitet mitihren anmutig geschwungenen Formen in diesen wunderlichen Park aus Wasser, Felsund zartem Grün. Frühe Seefahrer ließen sich wohl davon inspirieren und mögender »Großen Hure« noch manch anderes angedichtet haben. DAISY zieht ziemlichungerührt vorbei und segelt, bis sich in der Dämmerung die Bucht Lopatica ansteuerbord öffnet. Vor der Konoba Beban fällt der Anker doch im Restaurantbrennt auch nur ein einsames Licht. So bleibt das Dinghi wiederum an Deck. EineSchachpartie füllt den Abend nach dem Essen. 

Donnerstag der 16. Oktober 2008 fängt ziemlich grau an. Um 10.30 passiert DAISY dievier Tonnen der Proversa Vela und wechselt auf die Nordseite der Konaten. Einkleiner Südwest löst nach der Passage die Maschine ab.  Iz Veli heißt dasZiel, aber es bringt eine große Enttäuschung. Der gesamte Hafen ist fürTeilnehmer einer Regatta reserviert. Zum glück ist es noch früh am Tag. AlsAusweichbucht fällt dem Skipper Uvla Lucina auf Dugi Otok ein. Es darf wiedergesegelt werden. Gegen 17.40 fällt der Anker weit hinter dem Fähranleger von Lucina.Ein heftiger Südwind faucht durch das Rigg. Die DAISY ficht das wenig an andieser Stelle. Der Skipper probiert wieder sein »Ankerkreuz« aus. Es hilft, amNavigationstisch die Positionswechsel durch Schwoien und damit dieAnkerfestigkeit richtig einzuschätzen. 

Der Wind bleibt bis zum Morgen. Zehn Minuten nach dem Ankeraufgehen stehen Genua und Groß. DAISY rauscht nach Zadar hinüber. Helis und Bernhards Urlaubneigt sich dem Ende zu. Sie brauchen den Bus nach Trogir, wo Helis Wagen steht.Ausgerechnet beim Anlegen am Hammerkopf in Zadar entleert sich eine Wolke überdem Hafen. Platzregen. Dafür bleibt der Liegeplatz gratis. Früh morgens desSamstags erreichen die beiden ihren Bus. Der Skipper lädt seine verbliebeneCrew zum abendlichen Fischessen. Leckere Dorade plus Beilagen und Getränke fürzwei Personen 230 Kuna, rund 30 €.  Auch sonst lässt es sich leben in derhistorischen Stadt: elegante Geschäfte, Cafés, Restaurants und »die schönsteUferpromenade der Welt«. Doch sonntags muss auch von diesem Hafen geschiedensein.

Die Aktion »Ankerkette ausmessen« schiebt der Skipper schon ein Jahr vor sichher. Jetzt ist Zeit und Gelegenheit: Auf einer fünf Meter langen Strecke aufdem Vorschiff wird sie hingestreckt. 14 Längen kommen zustande. Plus Abstandzum Kettenkasten also ca. 74,5 m. »Wenn du nicht alles selbst überprüfst«,murmelt der Skipper enttäuscht. Neunzig Meter steht in derAusrüstungsliste. 

Nachmittags reißt die Wolkendecke auf. Unter Groß, Genua und Besan kreuzt DAISYzwischen den Inseln nach Molat hinüber. Blau und silbern schimmerndes Meer,seidiger Himmel, grüne Wälder und Macchia auf den Inseln, weiße Felsstreifen amUfer. Ein wunderbarer Tag. Da drüben liegt die Hafenbucht. Die Fähre kommtgerade heraus. Segel bergen.

Den Skipper überrascht die neue Farbigkeit in diesem stillen Hafen: Dasherrschaftliche Haus mit dem verspielten Erkerturm an der Hafenfront leuchtetnun rot in die Bucht hinaus. Perfekt renoviert wie manch anderes Gebäude derHafenzeile. Da kein zweites Sportboot im Hafen liegt, kann DAISY längsseitsgehen, statt eine Mooring zu nutzen. Es bleiben noch genug Plätze frei. Nacheinem Bierchen in der Kneipe gibt es an Bord Putengeschnetzeltes mit Reis undSalat, dazu ein Glas Rotwein, oder waren es zwei? Bei Kerzenschimmer und Chopinwird leicht das Zählen vergessen.

Blauer Himmel, 22° C. Es wird Mittag bis der Skipper und Ralf sich zum Ablegenaufraffen. Dann gibt es auch genug Wind, um gemächlich nach Nordwestenweiterzusegeln. Hochdruckwetter. Groß, Genua und Besan fangen genug derHimmelskräfte ein. Der Skipper bereitet eine Spezial-Kartoffelsuppe zu. DieDämmerung ist schon fortgeschritten, als Ralf mit dem Bootshaken eine derkleinen Bojen vor der Hafenmauer von Silba-Ost aufnimmt. Um 19.20 wird dieMaschine abgestellt. Dinner-Time.

Nach dem Frühstück an Deck kommt das Dinghi zum Einsatz. Der Skipper bemüht dasInselpostamt für seine Korrespondenz. Und mittags mal ein seltenes Manöver: DerWind steht günstig ablandig. Es muß nur das Groß geheißt werden und schongeht`s los. Leine einholen und die DAISY ist wieder unterwegs. Heute ist derHimmel verschleiert, Hochnebel. Der Lufthauch hält nicht lange. Den Rest desWeges nach Mali Losinj schiebt die Maschine. Abendessen bei HEIDUK auf derTerrasse für 120 Kuna samt Tip. 16 Euro für zwei!  Skipper vermisst dieSANSIBAR.

Nach dem Einkauf wird es wieder Mittag bis zum Ablegen. Der nächste Ankerplatzliegt bloß 12,6 nm entfernt: Uvala Podkujuni auf Unje. Es kündigt sich heftigerWind an, eine Bora, die für den Weg nach Cres  nicht sonderlich dienlichwäre. Also wird hier sorgsam geankert. Es gibt ja allerhand zu tun. Auch derfolgende Tag glänzt mit blankem Himmel und Sonne. Der ENE weht mit 4-5 Bft. Esgibt Reiberdatschi mit Apfelmus. Doch Ralf überlistet endlich einen Fisch, derdaraufhin tatsächlich am Haken hängt. Also gibt es gebratenen Peterfisch mitSalzkartoffeln.  Leider ließ sich der Erfolg nicht wiederholen. DerAußenbordskamerad veranlasste mit seinem Verzweiflungsschrei vermutlich alleanderen, den Standort zu wechseln.

Am folgenden Tag, dem 24. Oktober stoppt der Dieselfilter des Generators dessenTätigkeit. Der feinporige Filter aus Miami hat dicht gemacht. Er wirdnotdürftig gewaschen. Der wind hat sich gänzlich verzogen. Es kostet ein paarLiter Diesel, nach Cres zu kommen. Um 18.10 wird die Maschine wiederabgestellt. DAISY liegt im Stadthafen fest vertäut. Als letzte Gäste der Saisonin einem urigen Altstadtlokal verzehren Ralf und der Skipper ein kroatischesTraditionsgericht.

Segeln aus der Bucht von Cres mit 8,1 kn! Und dann auf die Kvarner Bucht hinausund um den Porer herum. Um 17.20 sitzt der Anker fest im Grund der UvalaPoltana. Die riesige Hotelanlage mit kompletter neue Marina überrascht denSkipper. Die Frabigkeit und die aufgelockerte Architektur versuchen zubeschwichtigen. Sie singen nicht, sie tanzen nicht, im ganzen Haus da brenntkein Licht!

Nach wie vor gilt Muggia, bei Triest in Italien gelegen, als Ziel. Doch bahntsich eine ganz andere Entscheidung an. Der Skipper will Ralf auch Pula zeigen.Bei trübem Himmel und 20° C steuert er die DAISY in die Stadtmarina. VorBugmooring und an Heckleinen liegt das Schiff bald gut vertäut.DerStadtbesichtigung folgt ein Besuch in der Pizzeria POMPEIJ. Klasse Pizza undpreiswert dazu! Und am morgen beim Bezahlen in der Rezeption der Marina fragtder Skipper beiläufig nach den Liegegebühren für einen Monat. Die Dame siehtnach. 620 Euro. Da kracht des Skippers Kinnlade auf die Brust. Das wäre dieHälfte dessen, was die angeblich günstigeren Italiener verlangen. »Okay, ichkomme wieder!« verspricht der Skipper, nach Rückgewinnung seiner Fassung. AllesErforderliche wird sogleich vereinbart und unterschrieben.

In Rovinj probiert’s der Skipper angesichts des Ostwinds am Nordkai der Stadt.Ein genialer Liegeplatz bei diesen Wetterbedingungen. Total leere Pier undniemand will auch nur einen Kuna. Es fällt leicht, hier noch eine Nacht zuverbringen und den malerischen Ort genauer kennenzulernen. Der Ostwind erlaubtauch hier ein Ablegemanöver ohne die Maschine zu bemühen. Mit gereffter Genuaund Besan läuft DAISY bald über sieben Knoten nach 343°. Buchstäblich inWindeseile erreicht sie die Hafeneinfahrt von Umag. Allerdings verkneift essich der Skipper bei diesem Wind in der Marina zu manövrieren. Allerdings bezahlter die Entscheidung mit dem Verlust eines Bootshakens. Beim Auffassen einer dersehr schweren Bojen im Hafenbecken macht sich dieser in der Dunkelheit davon.Gut das Ersatz an Bord ist. Weil die Bojen lauf Aufschrift nur für 10-t-Schiffeausgelegt sind, wird zusätzlich der Anker abgefiert und eingefahren. 

Es faucht auch am folgenden Tag aber nun mit 30 kn aus SW. Deshalb bleibt DAISYim Hafen und die Crew begibt sich zu einem Ausflug an Land. Hier gibt es imMarina-Shop einen neuen Bootshaken und einen neuen Dieselfilter für denGenerator. 

Am Freitag, 31. Oktober 2008 läuft die DAISY gegen halb vier Uhr nachmittags inIzola, Slowenien, ein. Hier soll das Absegeln mit der Flotte vonSTECHER-SAILING beginnen. Viele Jahre hat der Skipper mit Booten aus der Flottevon Wolfgang Stecher Chartertörns veranstaltet. Und noch viel länger nahm er amjährlichen Absegeln teil. Nun, da Landstrom zur Verfügung steht, wird derDieselfilter des Generators ausgetauscht. Ralf packt seine Sachen. Hannestrifft ein. War zuletzt in der Karibik an Bord. 

Am Samstag um 11 steht Ralfs Sohn Bernhard vor dem Heck der DAISY. Wieder einAbschied. Der Skipper bemüht Waschmaschine und Trockner der Marina. AlteSegelfreunde kommen an Bord. Wolfgang besucht die DAISY. »So ein Boot brauchstDu für Deine Unternehmungen«. Dinner mit Hannes in der Stadt. 

Am Sonntag wird geputzt während die Stecher-Flotte ausläuft. Uschi und Hartmuttreffen ein. Am Montag um fünf nach zehn geht’s los. Tankstopp in Piran,Einklarierung in Umag und weiter bis Rovinj. Tags drauf unter Groß und GenuaRichtung Pomer. Nachmittags muß die Maschine helfen und gegen halb sechs, esist stockfinster, macht DAISY stb längsseits in der Marina Pomer fest. Dasletzte Schiff der Stecherflotte läuft auch gerade ein. Gemeinsamer Abend imMarina-Restaurant. 

Am Morgen trennen sich die Wege. DAISY läuft nach Cres, weil es so schön wardort. Aber diesmal schüttet es immer wieder, die Sicht ist miserabel. DerSkipper navigiert mit Radar und GPS bis vor den Hafen der uralten Stadt.Stadtrundgang. Das Restaurant hat zu. Und fast alle anderen auch. Dinner anBord ist angesagt. 

Unter aufgelockerten Wolken aber gänzlich ohne Wind brummt DAISY nach Rovinjund geht wieder an die Nordpier. Wenigstens hat die SAX-Bar noch offen.

Zum Ausklarieren diesmal nach Porec. Die Leute sind einfach freundlicher hier.Ein richtig gute Dinner serviert erst wieder der Wirt vom Restaurant VERDI inPiran. Meeresfrüchte vom Feinsten und in gepflegter Atmosphäre. Aber kein TonVerdi-Musik.

Der 8. November sieht die DAISY an der Fischerpier von Izola, stb. längsseitsfest.  Die Marina war mit 75 Euro pro Nacht entschieden zu teuer. Um zehnvor vier kommt Daniel an Bord. Der Partnerskipper? Schon eine Stunde später istder anker in der Bucht unterhalb der St.-Georgs-Kirche von Piran eingegraben.Es gibt viel zu erzählen. 

Tags drauf wird wieder in Porec nach Kroatien einklariert und wieder inRovinj  an der Nordpier festgemacht. Man kennt die DAISY schon. Am Mogenkommt tatsächlich ein Uniformierter mit dem Moped vorbei und fragt, nach derAblegezeit. »Jetzt sofort« bescheidet ihn der Skipper. »Okay« kommt’sfreundlich zurück. 

Bei leichter Brise gleitet DAISY mit gut fünf Knoten um die Brioni-Inseln herumvor die Einfahrt nach Pula. Um halb drei liegt sie fest vertäut auf Platz 19 inder Stadtmarina. Am Donnerstag früh finden Daniel und der Skipper den Bus nachIzola. 

Erst am 8. Dezember 2008 taucht der Skipper wieder in Pula auf. Welch eine Zumutungfür eine so stolze Lady. Sohn Maximilian ist dabei. Am 9. Dezember kommen dieMechaniker für die Generator-Reparatur. Am 10. wird die neue Sprayhoodmontiert. Daniel Zec hat gute Arbeit geleistet.  Am Freitag werden neueBatterien für die Hauptmaschine eingebaut. Während der ganzen Zeit läuft die Webasto-Heizung.Es ist kuschelig warm im Schiff, während es draußen deutlich abkühlt auf unter10° C und mit wenig Unterbrechungen regnet. Noch am Freitag treten die beidendie Heimreise an. Sie verlassen ein zumindest innen blitzblankes Schiff… Biszum

Silvestersegeln

Am 28.Dezember: Der Skipper beschäftigt sich noch mit Putzarbeit, da stehen die neuen DAISY-Segler Gernot und Heike aus dem Schwabenland auf dem Steg. Wenig später begrüßt er Silvia und Wolfgang vom Starnberger See und Waltraud aus Berlin. In der Pizzeria Pompeij findet sich die Crew zum ersten Abendessen zusammen.Übrigens sehr empfehlenswert.

Montagmorgen, Sonne und blauer Himmel, kaum Wind, Ausflug in den nächstenSupermarkt. Gleich nach dem Verstauen der Vorräte und der Einweisung in das Schiffwird der Motor gestartet. Porec wird angesteuert und gerade noch vor Einbruchder Dämmerung erreicht. Ein Spaziergang durch die vergleichsweise menschenleerePerle Istriens, Besuch in der Basilika und ein köstliches Fischessen in derStadt.

Nach Ausklarieren und Ablegen um 06.30 Uhr gilttags drauf Kurs West. Mit mäßiger himmlischer Unterstützung. Knapp fünf Stundenzieht DAISY lautlos unter Genua, Groß und Besan dahin, dann muss derSechszylinder wieder schnurren. Genau zum Tee liegt sie fest in Venedig, ca.800 m vom Markusplatz entfernt.  Tagsüber nicht gerade ruhig, aber nachtsbei erträglichem Schwell.

Auf dem Markt jenseits des Canale Grande werden drei schöne große Doraden samtZutaten erworben. Erstaunlicher Trubel in der Stadt und nach dem Silvestermenüan Bord - bei Kerzenschein und passender Musik - fulminantes Feuerwerkdirekt vor dem Bug.

Ausflug nach Torcello und Burano mit dem Vaporetto. Gernot und Heike erkundenderweil den Südteil der Lagunenstadt. Abends sind wieder alle vereint in derVia Garibaldi. Das Warten auf einen Tisch lohnt sich. Die Osteria Al Garanghelokann guten Gewissens empfohlen werden.

Der Morgen danach bringt eine düstere Überraschung: Ca. 50 m Sicht, manchmalvielleicht zehn. Einweisung ins Radargerät. Immer schön den Pfählen nach, diedas Fahrwasser begrenzen. Doch gibt es Abzweigungen und kurvenreiche Fahrwasserohne Pfähle. Zweimal fährt der Kiel in den Grundschlamm. Endlich gibt es einenklaren Kurs: 125° hinaus ins offene Wasser. Bisschen Wind lockt die Segelheraus, doch ist es die Maschine, die DAISY nach Piran, Slowenien, bringt. Dortwartet genau ein Liegeplatz: Vor Bugmooring und Heckleinen liegt DAISY vor demTheatercafé. Bei „Guiseppe Verdi“ gibt es wieder ein erinnerungswürdigesAbendmahl, während draußen eisiger Wind die Bora ankündigt.

Gleißende Sonne, blauer Himmel und ein unmissverständliches Pfeifen im Rigg. Sosieht der Anbruch eines herrlichen Segeltages aus. Der Vorschlag des Skippersverfängt, sich etwas Abwechslung und Bequemlichkeit zu gönnen: ein Frühstück imHotel „Tartini“. Wird ja ganz nett aber die Rennerei zum Buffett geht auch aufden Keks. Um elf geht die Maschine an und das Ablegen in einer Pause der in denHafen fallenden heftigen Böen klappt  vorzüglich. Mit den Zwei-Meter-Seendüst DAISY um das Kap Savudria nur unter kleiner Genua. Dann wird das Wasserruhig und Groß und Besan kommen hinzu. Max 7,8 kn zeigt die Logge. Um 17 Uhrliegt DAISY zum Einklarieren in Rovinj an der Zollmole. Die Obrigkeit hat aberWinterpause. Rovinj ist auch „ohne“ sehenswert, die schönste Stadt Istriens.Bei „Joze“ gibt es wunderbare Palatschinken zur Nacht und im Café „Al Ponte“ein zweites Frühstück in strahlender Sonne.

Ab 13.30 wird wieder gesegelt unter Genua, Groß und Besan. Als sich eineBavaria anschickt, vorbei zu ziehen, muß auch die Fock noch raus. Mit Erfolg.Doch drüben geht der Spi hoch und auf der DAISY wird im Mittelcockpit Lunchserviert. Das verlangt einen anderen Kurs. So zieht sie gemächlich mit bis zusieben Knoten bei relativ leichter Brise dahin an den Brioni-Inseln vorbei.Erst kurz vor dem Wellbrecher von Pula werden die Segel geborgen. Und nun wirdein wenig An- und Ablegen geübt. Erst an der Tankstelle, die leider schon zuist. Dann in der Marina, und dann an der Zollmole gleich daneben und wieder inder Marina. Es klappt wie am Schnürchen, auch am folgenden Morgen, als wirklichgetankt wird. Unter diesem Aspekt steht einer weiteren Segelreise in dieserBesetzung nichts im Wege. Ganz im Gegenteil. Der Abschied nach dem Bordfrühstückfällt entsprechend herzlich aus. 

Pula – Bari 

Der Skipper bereitet DAISY vor für den nächsten Törn. Der führt umständehalbervom 1. bis 15. Februar 2009 von Pula nach Bari. Die Abweichung vom Segelplanhatte zwei Gründe: Der Flug nach Korfu erwies sich zu dieser Jahreszeit alsumständlich und teuer, der von München nach Bari ist jedoch für 77 Euro zuhaben. Weshalb Celino, Cora aus Oberbayern und Jörn aus Hamburg die DAISY inBari trafen.

 

 

Bis dahinwar Burghardt aus Paderborn mit an Bord. Er hatte sich kurz entschlossen fürden Schlag von Pula nach Italien erwärmt. Und dieses Wort war auch nötig. DAISYbesuchte bei heftigem Südwind Susak, Olib, Zut und Trogir. Nur in Olibkassierte der ausgesprochen freundliche Hafenmeister und Stegpächter ein paarEuro Liegegeld.

 

 

 

Der etwasdreistere Hafenfuzzi von Trogir meinte: We in Croatia like easy money, youknow.  Leider verpasste er den selbst festgelegten Kassiertermin. Joe ausUSA stieß dort zur Crew und tags drauf legte die DAISY ab. Sie erlebte dietouristischen Highlights Dalmatiens: Split, Milna und Hvar ohne Touristen. DerSkipper hatte schon auf dem Fischmarkt von Split drei Doraden gefangen. Infeierlicher Dinnerzeremonie wurden sie in Milna verspeist.

Es ist der 11. Februar 2008. Um 19.30 erreicht den Skipper die Nachricht vom Tod seiner 94jährigen Mutter. Gedenken, aber die Reise muss weitergehen. Morgens verlegen an die Tankstelle und weiter nach Süden. In strahlender Frühlingssonne liegt selbst die Palmenpromenade von Hvar im Winterschlaf. Doch kassiert der Hafenmeister als „symbolische Gebühr“ 50 Euro für den Liegeplatz. Der Skipper und Joe schlendern über den Markt, um das Schiff für die Reise nach Italien zu versorgen. Joe ersteht drei Tintenfische und bereitet sie an Bord zu.

Leider erweist sich das Hafenamt in Hvar entgegen der Zusage aus Split als nicht besetzt. Oder die Dame hatte einfach keine Zeit. Dem Skipper aber lief  dieselbe davon. So sticht die DAISY nach einiger Wartezeit ohne Stempel in den strahlend sonnigen Tag. Gross, Genua und Besan fangen genug Wind ein, um die Lady auf 8,5 kn SOG zu beschleunigen. In dieser Nacht wechselt der Skipper den Impeller der Seewasserpumpe des Generators aus.  Leider verflüchtigte sich der Wind eine Stunde nach Mitternacht gänzlich, so dass der sonore Sound des Sechszylinders das Rauschen der Bugsee durch die Nacht begleitete. Um 10.00 Uhr wird im riesigen Hafen von Bari die Maschine abgestellt.  Zwei Lotsen von der Hafenverwaltung oder von wem auch immer kassieren 15 Euro für den unwirtlichen Liegeplatz in einem riesigen Becken des Fährhafens.

Bari, Italien – Valetta, Malta 

Joe macht seine allerersten Schritte auf italienischem Boden. Tags drauf istSonntag und in der Kathedrale erleben Joe und der Skipper die italienische 12Uhr-Messe. Danach ebenso süditalienisches Mittagsmahl. Kaum sind die beidenzurück an Bord stehen Celino, Cora und Jörn, der Wikinger auf der Strasse vorder DAISY. Burghardt hatte keinen Streß, seinen Flieger zu erreichen. Baribesticht mit einer malerischen Altstadt und hüpbschen Lokalen, von denen zudieser Zeit allerdings nur wenige geöffnet haben. Im Restaurant Anticantinafeiert die neue Crew ihren Einstand.

Am Montag nach dem Frühstück legt die DAISY ab mitZiel Trani. Es brist hübsch auf und mit erstem Reff im Gross und zur Fockgerefften Genua gleitet das Schiff die 31 Meilen nach Nordwesten. Um 19 Uhrfest in Trani gleich nach der Einfahrt steuerbords am Fuss des altenHafenturms. Freundliche Menschen geben dem Skipper den dringenden Tipp, denAußenborder sogleich unter Deck zu stauen. Trani hat nun eine Marina: Darsena Communale.

    

Am nächsten Morgen wird der Skipper gebeten, dorthin zu verlegen. Liegegebühr 47 Euro pro  Nacht. Aber der Hafen darf als einer der malerischsten zumindest der Adria gelten.Eine Szenerie wie gemalt: Die Romanik, das Mittelalter, die venezianische Renaissance. Die Weiterreise nach Manfredonia wird  vom Wetterbericht unterbunden: NW 8 muss man seinen Mitseglern nicht zumuten, zumal, wenn das Schiff in so einem Hafen liegt, erklärt der Skipper.

 

Nach einem sonnigen Frühlingstag wird das Wetter dann wirklich winterlich. Genau richtig für einenAusflug zum Castell del Monte; der rätselhaften Burg Friedrichs II. Giovanni Mastrodani chauffiert die Crew wieder. Siehe oben: Erster BesuchBarlettas in 2008. Diesml wird es einAusflug in Schnee und Eis. Um die Oktogonepfeift ein eisiger Nordwest. Obgleich auf dem Papier geöffnet, bleibt dasSchloss eisig verschlossen. Ein typisch apulischer Lunch in Andria wärmt undentschädigt.

Das große Fest naht, das die DAISY hierher gezogen hat: 50 Jahre Lions-ClubBarletta Host. Der Jumelage-Club der Oberbayern aus Miesbach-Holzkirchen hateingeladen. An diesem 19. Februar trifft die weitere Delegation von jenseitsder Alpen ein: Max-Josef, Ute, Ralf und Peter. Alle besuchen zusammen mitWalter, dem Jumelage-Gründer, die DAISY. Welch ein Wiedersehen!

Ein Fender auf Quetschkurs: Der Skipper möchte dem festlichen Geschehen nähersein und entscheidet deshalb, nach Barletta zu verlegen. Celino und Cora ziehenes vor im Hotel in Barletta zu logieren. Joe, Jörn und der Skipper motoren die6,5 nm. Es steht eine heftige Dünung in den Hafen von Barletta. Der geplanteLiegeplatz erweist sich als unbrauchbar. Die Guardia Costiera weist einenanderen zu: Zwar etwas geschützter und tief genug, aber mit Wind auf der Backe. Das kostet den Amerika-Fender quasi als Hafengebühr. Die Beamten wollen dann auch noch zusätzlich zu den Schiffspapieren den Versicherungsnachweis sehen. Die Police reicht nicht. Pantaenius schickt aus Hamburg ein Fax nach Barletta. Alles barletti.

 

Es folgt eine Einladung bei Antonio Lucci, ein Abendessen im Hotel Ithaka und am nächsten Vormittag der Festakt im Teatro Curzi.Besichtigung der Pinakoteca Giuseppe de Nittis, der Kreuzfahrerfestung Barlettaund Abends ein Dinner in Trani. Der Skipper lernt Rupert und Sabine kennen samtJaque, ihren vierbeinigen Begleiter. Fest vorbei, herzlicher Abschied, einverregneter Sonntag bricht an. Celino und Cora kehren an Bord zurück. Joeentscheidet sich, schon von Barletta aus die Reise nach USA anzutreten. Dortwird er zu einem Familienfest erwartet.

DAISY legtnach einem Einkauf für die Reise nach Sizilien um 14 Uhr ab. Die Genua alleinezieht sie mit 6 kn nach Südosten. Zur Morgendämmerung des 23.03.09 kommen Großund Besan dazu. Die Straße von Otranto liegt im Kielwasser. Nachmittags mussdie Maschine helfen. Jörn und der Skipper teilen sich die Nachtwachen. Erst am24.03. vormittags übernehmen Genua, Groß und Besan wieder den Antrieb. Nach 409nm läuft die DAISY am 25.03.09 gegen 10 Uhr in den Hafen von Syrakus, Sizilienein. Der Skipper verpennt den Rest des Tages. Abendessen in einem hübschenRestaurant in der alten Stadt. Tags drauf Wäsche waschen in einer Lavandaria,Stadtrundgang auch zum Teatro Graeco, leider schon seit 16 Uhr geschlossen.

Der Skipperordert für nächsten Tag ein Taxi. Daraus wird eine Ausflugsfahrt bis zum Ätnahinauf auf 2.300 m und nach Taormina. Nach dem Wasser bunkern legt die DAISY um18.40 ab mit Ziel Valetta auf Malta. Die ganze Nacht fehlt der erforderlicheWind. Erst zur Morgendämmmerung ziehen Genua und Besan. Um 11 Uhr stellt derSkipper die Maschine ab. DAISY liegt fest vertäut in der Msida-Marina inValetta. Mittagessen in der Stadt.

Am sehrfrühen Sonntagmorgen geht Jörn von Bord. Der Skipper zieht die Persenning überdie Segel, wäscht das Deck. Abendessen mit Celino und Cora im Restaurant Guzé.Dann kommt es dick: Der Heizstab des Boilers brennt durch. Der nahe Chandlersagt Ersatz zu. Den Skipper beschleicht ein Verdacht: In Malta kommen 240 Voltaus der Steckdose. War es zuviel für das zwei Jahre alte Heizelement? Abends gibt es wieder mal Dorade im Kerzenschein an Bord. Tags drauf willder Skipper ein Stück Holz zurechtschneiden. Da  brennt auch die Stichsägedurch. Celino und Cora sind da längst in der Luft auf dem Weg in die Heimat.Seit einiger Zeit ärgert den Skipper eine Undichtigkeit der Vorpiekluke. Jetzthat er Muse, sie genauer zu beäugen. Die Alunieten an der Vorderfront sindallesamt wegkorrodiert. Er ersetzt sie durch massive Maschinenschrauben unddichtet alles mit Silicon ab. Nun ist die Luke wieder absolut dicht. DerAmerikafender wird durch einen Maltafender ersetzt. Starker Wind und Regenverhindern das weitere Renovierungsprogramm an Deck.

Dochrepariert er die Kompassbeleuchtung, reinigt den achteren Toilettenschlauch,ergänzt die Lukeneinfassung in der Vorpiek, installiert dort neue Lampen undpoliert und reinigt während es draußen windet und immer wieder regnet. Abendshalten Tom und seine Frau von der Slup FEEL FREE im Unterdeck eines zumRestaurant umgebauten Rahseglers, der die Msida-Marina an Land ziert einePowerpoint-Präsentation über ihren Weg von Thailand nach Malta. Die Yacht liegtschräg gegenüber der DAISY am Steg und Tom war dem Skipper behilflich, dieMuring strammer zu holen. Die beiden segeln kommen aus Vancouver, Kanada undsegeln seit 24 Jahren zusammen. Jetzt sind sie auf Weltreise.

Valetta, Malta - Palermo - Palma de Mallorca

Tags draufkommen Cornelia und Andreas an Bord. Der Skipper hat die Liegeplatzrechnungschon beglichen: 118 Euro für die ganze Woche! Bei der Gelegenheit erfährt erden Jahresliegepreis für ein Schiff wie die DAISY in der Msida-Marina. 1.440Euro! Eine Alternative? Wie auch immer: am nächsten Tag wird abgelegt nacheiner Bustour über Malta. Port Paul und Mdina müssen besichtigt werden ehe dieLeinen losgeworfen werden. Die Tankstelle, die angeblich 24 Stunden geöffnethat, wie eine Aufschrift verkündet, ist leider zu. Also müssen die 250 l, dieim Tank fehlen woanders nachgefüllt werden. Zum Glück sind dort noch gutsechshundert Liter verfügbar.

Um 19.30werden Besan und Genua gesetzt und DAISY verschwindet in der Nacht RichtungSyrakus. Gegen Mitternacht will der Skipper den Generator starten zwecksStromversorgung. Doch der Abgasstutzen fällt ab obgleich der neue Abgaskrümmererst kürzlich in Pula montiert worden war. Der Mechaniker hat den alten Stutzenin den neuen Krümmer geschraubt. DAISY läuft 7 – 8 kn SOG unter Autopilot durchdie Vollmondnacht, während der Skipper das Problem behebt. Danach läuft derGenerator problemlos.  Am 09.03. um 09.30 werden die Segel geborgen. Beider Ansteuerung auf Syrakus zeigt sich der Ätna in der Ferne majestätisch mitSchneekappe über den dünnen Wolken unter strahlend blauem Himmel.

Der Skipper nimmt eine Mütze voll Schlaf in der Sonne auf den höheren Rängendes Teatro Greaco und führt dann seine neue Crew durch die uralte Stadt. In derTrattoria Corriera o. s. ä. gibt es ein typisches Dinner.

Um 07.30 Uhr morgens wird die Maschine gestartet: Ablegen, Ziel Messina. Groß,Besan, Genua und Fock kommen zum Einsatz und nutzen einen leichten Ostwind. Eswerden 6 kn SOG daraus. Um 19 Uhr zirkelt der Skipper in schwarzer Nacht seinSchiff rückwärts in eine enge Box in der Marina Nettuno in Messina. 70 EuroLiegegeld!

Im Logbuchsteht der 10.03.2009. Feiertag für Cornelia und den Skipper. Wird stilvollbegangen im Marina-Restaurant. Am 11. scheint die Sonne zögerlich. Anfangssegelt die DAISY in die Straße von Messina. Dann kommt doch erheblicher Stromauf. Ein sonderbarer Turm in der Ferne an der Engstelle irritiert zunächst, bisfeststeht, dass er näherkommt und zwar mit hohem Speed und schäumenderBugewelle. Sekunden nachdem der Skipper die Maschine startet, beginnt derTurm sich zu neigen. Das U-Boot weicht aus. In 100 m Entfernung passiert einmächtiges Kriegsschiff der US-Navy die DAISY.

Im Tyrrenischen Meer ziehen die Segel wieder alleine. Gegen einen 20 – 25kn-West kreuzt DAISY nach Milazzo. In der großen Marina verlangt der Marineroohne Umschweife 100 Euro für die Nacht. Tags drauf beschließt Cornelia ihrenWeg nach Palermo mit der Bahn fortzusetzen.

Mit Andreas segelt der Skipper bei ruhiger See und herrlicher Sonne nachLipari. Nach einer Wende entdeckt er einen 20 cm langen Riß in der Genua. Alsowird in Lipari vor Anker liegend, die Genua abgeschlagen. Zum Anschlagen derErsatzgenua I wird DAISY nach Vulcno verlegt. Der Hafen liegt in der Windstillezu Füßen des Vulcans.  Andreas steigt hinauf und blickt in den Krater. DerSkipper hatte den Weg schon im letzten September gemacht. Das Dinner beiMaurizio wird zu einem Erlebnis. Der sympatische Wirt überrascht mit exquisitenSpezialitäten.

Den Weg nach Cefalu muß die Maschine bewältigen: Kein Wind dafür schöne Sonne.Als die DAISY um 18.15 in Cefalu festgemacht wird, steht Cornelia schon auf derPier. Ein letztes gemeinsames Dinner bei Portocolli. Tags drauf nimmt sie denZug zum Flughafen Palermo.

Daisy macht am selben Tag um 20.50 an der Tanke im Hafen von Palermo fest. AmMorgen fließen 511 l Diesel in den Tank. Der Generator, die Heizung und langeMotorstrecken seit Milna in Kroatien fordern Tribut.

Palermo -Palma de Mallorca

In der Marina Trapezziolo kommt Paul aus Zürich an Bord. Turbulentes Dinner in Palermo. Auf dem Weg nach Ustica wird für 3,5 Stunden schon wieder die Maschine gebraucht. Nun steht der lange Schlag nach Sardinien bzw. Korsika bevor. Aus wettertaktischen Gründen entscheidet der Skipper für die Straße von Bonifacio. Es will einfach kein Wind aufkommen. So wird der erste Teil reine Motorfahrt. Start um 16.25. Segel setzen einen Tag später um 08.20. Bis 18.10 Vollzeugsegeln. Max. SOG 9,1 kn. Dann muß wieder die Maschine herhalten bis 07.37. Zu dieser Zeit sitzt der Anker in Porto Palma, Sardinien und die Crewgenießt ein Frühstück kurz nach Sonnenaufgang. Danach fällt die Entscheidung leichter, sogleich noch nach Bonifacio hinüber zu segeln.

Mit 7 – 9 kn SOG pflügt DAISY quer über die berüchtigte Straße. Der Längsseitsliegeplatz ind er Stadt Bonifacio erweist sich als ein koko-Platz: komfortabel und kostenlos. Um 15.30 Uhr wird der Weg nach Menorca in Angriff genommen. Gegen Mittag des 23. März läuft DAISY in die tief eingeschnittene Bucht von Mahon ein.Sie findet einen Liegeplatz an einem Schwimmsteg gegenüber von Pedros Yacht Centre. Der Motorsegler STROMER aus Heilbronn folgt ihr, geht aber dann doch lieber an den Anker.

Auch Mahon und Porto Mao liegen noch im Winterschlaf. 2 oder 3 Lokale haben geöffnet. In einem gibt es ein kräftiges Dinner u.a. Lammkoteletts, und sehr guten Wein dazu. Der Skipper ersteht in Pedros Yacht Centre einen neuen Handscheinwerfer und zwei Ballonfender. Der Scheinwerfer erweist sich nach 12 Stunden Ladezeit als Fake-Produkt made in P.R.China. Da ist DAISY aber schon auf dem Weg nach Binibeca, bzw nach Mallorca. Aus der kleinen Bucht auf Menorca, wo das Dinghi mal wieder zum Einsatz kommt, hinüber nach Porto Cristo auf Mallorca wird mit 5– 6 kn gemächlich gesegelt. Erst abends schläft der Wind ein. Nach 22.30 findet Andreas sogar noch eine offenes Restaurant in der Stadt. Es gibt Lammschulter und Spanferkel und Kalamares.

Als nächste Station auf dem Weg nach Palma bietet sich Cabrera an. Bei der Naturschutzbehörde, wo laut Handbuch um die Einfahrtsgenehmigung nachgefragt werden soll, nimmt niemand das Telefon ab. Das Einlaufen bei Nacht fordert wieder volle Konzentration. Immer wieder ein wundersames Erlebnis, sich bei dieser Finsterniss in die Bucht zu schleichen, eine Boje finden, auffassen, festmachen, Maschine aus, die Ruhe genießen. Übrigens hat sich das Auffassen der Boje mittschiffs recht gut bewährt. Da kann es der Skip auch selber machen. Dort ist die geringste Freibordhöhe.

Am folgenden Morgen liegen insgesamt zwei Schiffe in der malerischen Bucht. Eine erholsame Nacht. Dann segelt DAISY nach Palma hinüber. In der Marina Alboran findet sie einen Liegeplatz für 93 Euro pro Nacht. Paul fährt den ersten Anleger perfekt. Er und Andreas gehen von Bord.

Palma de Mallorca - Palma de Mallorca

Jörg kommt am Nachmittag und tags drauf legt DAISY ab. Es geht nach wieder Cabrera und dann nach Westen in die Cala Ponsa und dann nach Ibiza. Dass auf diesem Weg am Tag zuvor ein 66jähriger Skipper im Meer verschwand, bekam die DAISY-Besatzung nur am Funk mit, ca 37 nm davon entfernt. In der Cala Longa, Ibiza, findet der Skipper einen hübschen Platz für seine Freiwoche. Doch erst will Jörg wieder zurück nach Palma. Eine entspannte, doch erlebnisreiche Segelwoche mit einem begeisterten Gesprächspartner geht zu Ende. Jörg leistete seinen Wehrdienst einst auf einem Minenleger.

Palma de Mallorca - Mahon, Menorca - Palma de Mallorca

Zurück am Liegeplatz in Palma. Der Segelmacher holt die Genua ab um den Riß zur eparieren. Tags drauf bringt er sie zurück. Nun folgt ein ausgesprochen weiblich geprägter Ostertörn. Mit Gerlinde an Bord segelt DAISY erst mal nach Mahon, Menorca. Der Skipper liefert den defekten Scheinwerfer wieder ab. Geld zurück!

Mit Waltraud, Brigitte und Gerlinde begleitet den Skipper eine kompetente Crew in den Norden Menorcas. Noch einmal bemüht er sich um eine Erlaubnis für Cabrera, ohne Erfolg. Aber die Nacht dort wird dennoch ein weiteres Highlight. Auf dem Sprung nach Menorca bildet sie einfach den besseren Brückenkopf. DAISY  besucht noch einmal Porto Christo, was sie sich nur zu dieser Jahreszeit erlauben darf: Der Hafen ist eigentlich zu klein und in der Saison sicher völlig überlaufen. Eine Herausforderung für den Skipper.

Ganz ähnlich der hübsche, ja pitoreske Buchthafen von Cuidadela. Dort hat man für sicher nicht wenig Geld auch aus europäischen Töpfen eine gut 100 m lange Pier für Sportboote angelegt mit Stromanschlüssen, Wasser, alles perfekt. Doch die Pier ist leer, - der Skipper legt dort an. Aber fünf Minuten später erscheint ein Boot der Polizia und der Beamte erklärt freundlich, dass das Anlegen hier verboten sei, wegen des Drehraumes der Fährschiffe.  Gut, dann segeln wir eben nach Puerto de Fornells. Im Sonnenuntergang an den Klippen Nordmenorcas entlang!

Von dort geht es fast über nacht nach Colonia de San Pedro im Nordosten Mallorcas.Siebzig Meilen sind das und der Ankerplatz 39°44,323 N 003°16,191 E sicher undruhig bei diesem Wetter. Mittags drauf klemmt zwar der Anker zwischen den Felsen, aber mit einem kleinen Trick kommt er frei und mit einem SW 4-5 läßt es sich geruhsam nach Portopedro segeln. Tags drauf erreicht DAISY wieder Palma.  Ein köstliches Abschiedsmahl und die Damen erreichen ihre Flieger in die Heimat.

Die Pause in Ibiza

Drei Tage in der Cala Longa auf Ibiza geben Gelegenheit am Schiff zu arbeiten. Aber nur bis Ostwind zwingt DAISY aus der Bucht zwingt und der Skipper verlegt nach Espalmador, segelt dann nach Ibiza und legt dort am Steg an. Das klappt ganz leicht, weil der erste Platz am Steg frei ist, auf dem zweiten eine gut 15 m Ketsch, ein Taiwanklipper, wohlvertäut vor Murings und Heckleinen liegt und der Wind genau auf den Stegkopf bläst.

Ibiza - Fuengirola - Gibraltar

Reiner kommt aus Mannheim und segelt mit bis ans spanische Festland. Cartagena, Almeria, Torrevejo und Motril werden angelaufen ehe in Fuengirola die Crew wechselt. Uli aus Graz, Österreich, steht auf der Pier als DAISY eben wegen einer Fähre kurz mal ablegen mußte, obgleich ihr der Liegeplatz zugewiesen war... Aber es geht sogleich weiter nach Gibraltar. Die Marina dort schließt um 21 Uhr. Aber um 20.20 Uhr läuft DAISY ein.

Nach etwas holperigem Filterwechesel bei der Hauptmaschine ist sie seeklar. Die günstige Bunkerstation wird genutzt: 64 Cent für den Liter und das bei 640 Litern. Das rentiert sich.

Gibraltar - San Miguel, Azoren

Am 20.05.09 startet die DAISY in den Atlantik. Sonne, 25 Grad C. Munterer Ostwind. Nach Hochwasser Gibraltar gibt es auch noch günstigen Strom. Uli aus Graz ist an Bord. Er segelt erst mal mit nach Lagos, Portugal. Dort kommt Albrecht an Bord. Und Werner. Der Generator muss  überholt werden. Er hat in den letzten Tagen manchmal den Dienst verweigert. Die Fischer-Panda-Vertretung Lissabon will sich seiner annehmen.

DAISY erreicht um 14 Uhr die Tejo-Mündung und segelt bis zum Stadtzentrum hinein mit auflaufendem Wasser. Sie kehrt zurück und macht um 16.30 Uhr in der Marina Oeiras fest. Um 19 Uhr kommt endlich der FP-Mechaniker. Ergebnis: Der Generator muss ausgebaut werden. Dazu soll DAISY in die Doca de Alkantara verlegen. Das passiert sogleich. Am Tag darauf ist es soweit. Der Generator ist weg und um 18 Uhr wird abgelegt. DAISY passiert die Brücke  der Lissaboner Stadtmarina seewärts. Ziel San Miguel, die östliche Azoreninsel.

Die Reiseverläuft ruhig. Nordwind, der Portugalpassat schiebt ordentlich an. Dann wird's etwas dünn mit dem Wind aber am vorletzten Tag kündigt sich ein Tief an, das heftigen Südwest schickt. Daisy ist gezwungen auf Steuerbordbug zu segeln und das führt nun mal ins Tief. Statt aber 30 Meilen auf Legerwall an Sao Miguel entlang zu schrubben, segelt sie im Norden der Insel im Windschutz, dachte der Skipper und legte sich schlafen. Doch geriet der Kurs aus dem Ruder und DAISY zu weit aus der geschützten Zone.

 

Es war heftig. Sehr heftig. Beim nächtlichen Segelbergen brach das Großfall. Zurück an der Küste war besseres Fortkommen im ruhigen Wasser, dann galt es noch um das umtoste Westende zu motoren und mit raumem Wind in die Hafeneinfahrt. Und da lag sie dann die DAISY mit neuem Großfall und für ein paar Tage bei Wartungsarbeiten und harrte der Fortsetzung ihrer Reise. 

Skipper und Shore-Office überlegen, wie es weitergehen soll. Die Buchungssituation erfordert eine Entscheidung. Die Finanzkrise hält die Menschen offenbar davon ab, Segelreisen zu unternehmen. Der Skipper möchte nicht allein zu den Kanaren segeln. Der Schiffsunterhalt ist kaum zu gewährleisten, wenn das Schiff nicht genutzt wird. Die beste Auslastung hatte DAISY um die Britischen Inseln. Also entscheidet der Skipper: Rechtzeitig abbrechen, um die Verluste nicht ausufern zu lassen. Planmäßig wird die Reise nach Bilbao weitergehen. Von dort über La Coruna und Brest und Guernsey nach Dartmouth in Cornwall. Von dort eventuell nach Eckernförde. In Punta Delgada wird nun das Rigg überprüft. Es hat viel ausgehalten. Der Ölwechsel ist fällig. 

 

Sao Miguel, Azoren – Lissabon
 
Das Rigg erweist sich als grundsolide, frisches Öl in der Hauptmaschine. Werner und der Skipper werfen die Leinen los. Kräftiger Südwestwind schiebt DAISY von Sao Miguel zwei Tage lang nach Osten, dann war Feierabend. Bei abgeschalteter Kühltruhe und stillgelegtem aber mit Eis aus der Kühltruhe bepacktem Kühlschrank reichte die Batteriekapazität auch ohne Generator fast  24 Stunden. Als der Wind weg war, musste ohnehin die Maschine einspringen. Dann kam der Wind wieder und Werner und der Skipper erlebten die Selbststeuerfähigkeit der Ketsch.

 

Mit Fock, Kutterfock, gerefftem Groß und gerefftem Besan lief die DAISY stundenlang am Wind, ohne dass große Ruderkorrekturen erforderlich gewesen wären. Das sparte zusätzlich den Strom für den Autopiloten. Zwar wurde sie vom Nordwind leicht nach Süden abgedrängt, erreichte aber nach sechs Tagen und sieben Stunden am 14.06.09 Oeiras in der Tejo-Mündung. 

Für Mittwoch, den 17.06.09 wurde der Einbau des reparierten Generators vereinbart. Dazu wurde nach dem Volltanken in die Marina Doca de Alcantara in Lissabon verlegt. Dort kam Konrad, Bruder des Skippers, an Bord und wenig später brachte Gonzales Lopes und sein Sohn samt Mechaniker den Fischer-Panda zurück. Tags drauf touristisches Programm in Lissabon. Dann ab nach Cascais, wo ein hübscher Ankerplatz wartete. Noch mal ein köstliches Dinner bei »Oma und Opa« in Cascais, ein apartes, lauschiges kleines und sehr preiswertes Lokal abseits der Touripfade.

Am 21.06.ging DAISY mit dreiköpfiger Crew wieder auf den Atlantik, um die Küste Portigals nach Norden zu bereisen. Peniche, bot einen halben Liegeplatz, obgleich viel Platz zur Verfügung gewesen wäre hatten zwei drei Skipper etwas mitdenkender geparkt. Beim Feigenbaum an der Mündung des Flusses »Figueira daFoz« gab es einen ganzen Längsseitsanlieger an der Tanke und in Aveiro ein paarbange Minuten vor der Hochspannungsleitung. Im Handbuch ist sie mit 18 mein getragen, der Skipper hatte sich vor Jahresfrist schon einmal passiert aber bei Niedrigwasser und nun gab es nach Neumond Spring-Hochwasser! Aber eine niederländische Crew konnte von mehr Abstand aus Entwarnung geben: DAISY mit ihrem 22-m-Großmast passte einwandfrei unten durch und fand wie ehedem den einzigen noch verfügbaren Liegeplatz: 1 m nach vorne und 1 m nach achtern Raum.

10 Euro für die Nacht, da bleibt man gern auch mal zwei Tage. Dafür schlug das opulente Fischessen in der Stadt etwas heftiger zu Buche. Aber lecker war's und der Weinunübertroffen. Nach Leixoes, sprich Läschons, wenig nördlich von Porto, der alten Stadt in der Douro-Schlucht, half eine NW-Brise. Der Liegeplatz in der Zufahrt zur Marina an einem wackeligen Schwimmsteg im Hafenschwell war gerade noch sicher genug, um angesichts des Wetters drei Tage dort zu bleiben. 

Porto – La Coruna

Am ersten ging Werner von Bord nach einem Candle-Light-Dinner in einemromantischen Restaurant in Leixoes. Am Morgen fuhren alle drei im Taxi zum Bahnhof.  An den nächsten Tagen nutzten Skipper und Bruder den Bus Nr. 500und die Metro um schnell ins Zentrum von Porto zu gelangen. Eine geschichtsträchtige Stadt mit komplizierter Topographie, was sie besonders kurzweilig macht. Gut auch für längeren Aufenthalt. Freilich haben das auch schon andere entdeckt. Die Straßen sind voll von ihnen. Sherryprobe, Weinprobe, Flußfahrt, Franziskanerkloster, Museum, Kirchen.  

Als Skipper und Bruder mit einem Sack voll Eindrücken und Erlebnissen den Bug der DAISY wieder nach Norden richteten, spielte der Wind nur zwei Stunden mit, der Rest wird mit teurem Diesel bestritten. Also wird in der Bucht von Bayona gespart: ein traumhafter Ankerplatz macht es leicht. 

Eine weite rundum geschlossene Bucht, umgeben von sanften Hügeln und aufragenden Bergen. Auf dem westlichen Hügel haben Tausende von Händen Geschichte gebaut: Eine heute malerisch wirkende Festung, zu ihren Füßen die moderne weitläufige Marina vor der lebendigen Stadt Bayona, die im Süden von einem spitzkegeligen Bergen überragt wird, auf dem man eine gewaltige Madonna platziert hat. 

DAISY ankert eine Viertelmeile vor der Stadt. Das Dinghi kommt zum Einsatz und die Festung ist das erste Wanderziel. Sie ist bereits besetzt von der Guardia Civil. Schon unten im Hafen liegt eine Reihe Schnellboote. Hier oben Geländewagen, gepanzerte Fahrzeuge, Hubschrauber. Plötzlich schwirrt so eine Windmühle heran, on top der Burg, bläst dem Skipper fast den Hut weg. Eurocopter! Haben die hier eine Übung oder was? 

Die nächsten Tage lüften das Geheimnis. Tribünen werden aufgebaut, der Strandabschnitt jenseits der Marina wird zur Bühne. Tausende von Menschen finden sich ein, säumen die Ufer. Dröhnende Lautsprecher verkünden das Unheil: Ganz böse Terroristen wollen am Strand landen, das Vaterland verunsichern. Tatsächlich kurvt ein Schlauchboot mit Außenborder und zwei Bösewichtern an den Schwimmstegschlängeln der Marina vorbei direkt auf den Strand, verfolgt von einem Polizei-Kreuzer und einem seiner  grün-weißen Beiboote.

 

Der Hubschrauber dröhnt heran, zwei schwarz vermummte Kämpfer seilen sich ab, gehen auf dem sonnengelben Strand in Lauerstellung. Das Schlauchboot saust in all dem Getöse auf den Strand. Platzpatronenschüsse knattern durch die Luft. Die Bösewichter lassen sich dramatisch in den weichen Sand kugeln, nicht ohne noch rasch eine rote Rauchgranate zu zünden. Ein Panzerwagen prescht heran, kurvt doch tatsächlich durch die kleine Brandung, weil es so schön spritzt. Das habe einen Applaus verdient, meint die Stimme am Mikro und die Leute patschen in die Hände, während auf dem Strand ein Trupp in leuchtend roten Schutzanzügen dem Rauchfähnchen den Garaus macht.  

Als alles wieder weggeräumt ist, füllen junge Guardia-Civil-Soldaten die Bars und Cafés Bayonas, mischen sich unter die Touris, vorwiegend Spanier, die hierzu Tausenden urlauben. Auch Skipper und Bruder genießen die galizische Gastlichkeit: eine umfängliche Paella für zwei für insgesamt sechzehn Euro mit Blick auf die Marina und die Bucht. Aber was ist das? Die Ankerlaterne der DAISY leuchtet nicht? Nach dem nächsten Frühstück muß der Skipper mal wieder in den Mast. Dann strahlt sie wieder die Ankerlaterne im Top. Der Generator brummt nach Bedarf, DAISY funktioniert. Ein schwimmendes bergendes Heim. Am 10.07.09wird sie in Lacoruna erwartet, am 11.07. kommt mal wieder internationale Crewan Bord: ein baskisches und ein deutsches Paar. 

Noch ist keine Eile angesagt. Skipper und Bruder gehen ankerauf. Im Naturpark Cies fällt das Eisen wieder. Gut zwei Dutzend anderer Boote sind schon da ,liegen sanft wiegend vor dem Halbrund des Strandes, hinter dem steil grünüberwucherte Felsrücken sich erheben. Eine Fähre bringt Wochenendcamper und Badegäste zu Hunderten auf das Eiland. Die zwei Brüder von der DAISY wandern zum Leuchtturm hinauf, genießen den weiten Blick über See, Inseln und ins Land. Möwen verteidigen kreischend ihr Gelege, Eidechsen flitzen über den Weg, exotische Flora beduftet  die Luft, die Sonne sinkt zum Horizont. Zurück auf dasSchiff, ein Dinner bereiten und Rioja genießen. 

Weiter nach Norden. DAISY  kreuzt brav gegen den Nordost. Der macht die Strecke zwar wesentlich länger, bietet aber rauschendes Am-Wind-Segeln. In kleinen Orten wie Portosin und Camarinas geht es wesentlich verschlafener zu als in Bayona und Umgebung. In Portosin die erste Nacht vor dem Hafen am Anker, die zweite am Steg in der gepflegten Marina. Von hier gibt es einen Bus nach Santiago de Compostela. Sollte man ja wohl gewesen sein, wenn man jetzt schon mal weg ist.

 

Nun, die DAISY-Crew wurde kein Mitglied der Traditionsgemeinschaft im Zeichen der Muschel. Am meisten beeindruckte den Skipper ausgerechnet hier eine simple originale Reisekutsche in Gelb, die im Torbogen eines Hotels unweit der Kathedrale geparkt ist. So waren Menschen Jahrhunderte lang unterwegs. Und auf Segelschiffen. Als die Erde noch unverwundet war und die Ozeane noch rein. Gibt es irgendeine Brücke zum Geist, der Tausende entlang der Straßenränder Europas hierher treibt? Man müsste suchen.

Ausschlafen in Portosin. Auf Kreuzkurs nach Camarinas. Wider ein tief einschneidender Fjord. Drei Yachten ankern im Hafen, weshalb DAISY in die östliche Bucht ausweicht, in absolute Ruhe aber der Nordost trägt zeitweise die Rauchfahne einer versteckten Müllkippe herüber. Am Hafen verkündet eine Tafel, dass man bemüht sei, den Tourismus an der „Costa del Morte“ zu beleben. Ein schlichtes Mahl in einer einfachen Kneipe mit Blick über die Bucht. Calamares. Das Frühstück ist gehaltvoller. Routinemäßig. 

Eine günstige Winddrehung macht die Ansteuerung auf Lacoruna in der Schlussphase zum angenehmen Halbwindkurs. Segel bergen und Anker klar. Na, ist die neue Crew schon in der Nähe? In der Bucht Mera, auf der Nordseite der Ensenada Coruna, des Coruna-Fjordes, findet die DAISY ihren Gratis-Platz. Per SMS melden sich Lothar und Dorothea. Wenig später stehen sie an Land und sichten die DAISY. Den Rest erledigt der Skipper per Dinghi. Man lernt sich kennen bei einem köstlichen galizischen Mahl in der Casa Argentina.   

Die beiden verbringen ihre erste Nacht auf der DAISY entschwinden nach dem Frühstück aber wieder, um ebenfalls Santiago zu besuchen, einen ersten Provianteinkauf zu erledigen und das Mietauto abzuliefern. Die Brüder verlegen die DAISY derweil nach Coruna, in die brandneue Marina Coruna. Kein Wellenschlag erreicht hier die DAISY. Es wurden seit 2007 ein Wellenbrecher vor die Einfahrtgesetzt, die Steganlage mindestens verdreifacht, ein neues Marinagebäude mit Sanitäranlagen und eine Parkgarage errichtet. 

Am Samstag, den 11. Juli 2009 erscheinen dort Jon und Ariadne aus San Sebastian. Das junge Paar nistet sich im Vorschiff ein. Am Abend sitzt die gesamte Crew in einem Spezialitätenrestaurant in Coruna. um eine riesige, exquisite Schinkenplatte. 

Leinen los und hinaus auf das Meer. Der alte römische Leuchtturm, der Herkules,grüßt noch lange, dann verschwindet er achteraus im Dunst am Horizont. Ariadne spricht etwas Deutsch, Jon kann gut Englisch und der Skipper versucht sich im Spanischen. Wenn es drauf ankommt wird Englisch gesprochen. DAISY macht mal wieder einen weiten Schlag auf den Atlantik und kreuzt schließlich in die tief eingeschnittene Bucht von Cedeiro. Hier kann hinter dem Wellenbrecher geankert werden. 

Auf diesen Touren von Ankerplatz zu Ankerplatz liegt das Zodiakdinghi nun schon seit Wochen immer fertig aufgebaut auf dem Vorschiff. So wird es zur Routinenach dem Ankern und Ankerball setzen, das Boot umdrehen, einen Dreier-Hanepotschlingen, das Kutterstag einschäkeln, das Dinghi anheben, über die Relingschwenken und zu Wasser lassen. An der Bordwand entlang ans Heck fahren, die Vorleine an die Steuerbordklampe und mit einer kleinen Heckleine an die Badeleiter binden, Tank, Benzinleitung und Motor ins Boot holen, anschließen, fertig zum Landgang. 

Cedeiro putzt sich gerade heraus. Dem Städtchen hat man wohl Mitte des letzten Jahrhunderts ein neues rechteckig durchgestyltes Zentrum verpasst. Darum herum pulsiert die gewachsene Stadt. Im alten Zentrum jenseits des Flusses, hat man die Hauptstraße aufgerissen für eine Kanalisation. Aber dort am Ufer gibt es die schönsten Kneipen. Die großspurige Bautafel, die eine neue Marina ankündigte und von einer anderen DAISY-Crew 2007 bestaunt worden war, ist verschwunden. Aber im Hafen gibt es jetzt einen Schwimmponton als Dinghi-Anleger und eine neue Brücke dorthin. Eine weitere Treppe, auf halbem Weg zur Stadt wurde gerade montiert. 

Lothar hat sich in den Kopf gesetzt, das Problem des schnurlosen Handschweinwerfers zu lösen: das Ladegerät tut nicht mehr und der Hersteller hat es mit Schrauben versehen, die man nur mit Spezialwerkzeug lösen kann. Also wird ein Gabelschraubendreher hergestellt. In einem Eisenwarenladen findet Lothar die Zutaten: Sehr schmaler Schraubenzieher und sehr dünne Trennscheibe. Ariadne besorgt schöne Rindersteaks und Einiges mehr für ein Schlemmermahl. Die Rucksäcke füllen sich mit weiteren Schätzen. Zurück an Bord wird gearbeitet, in der Pantry und an Deck. Im Ladegerät ist, wie vom Skipper vermutet, nur ein Draht lose. Anlöten. Dat Ding tut wieder. Danke!  

Man schreibt Montag, den 13. Juli 2009. Gegen halb eins geht der Anker hoch. Eine halbe Stunde später stehen Genua und Besan im Winddruck und Daisy läuft raumschots mit ca. fünf Knoten nach Osten. Es sind nur 35 Meilen bis Viveiro und es gilt, Cabo Ortegal zu runden. Es bläst aus Südwest-West,  schöner Raumschots-Kurs. Wieder läuft DAISY in einen tiefen Fjord. Um halb acht abends fällt der Anker schon wieder. 

Viveiro liegt versteckt an einer Flussmündung. Auch hier hat man einen großen Wellenbrecher gebaut, um der Fischereiflotte einen geschützten Hafen zu bieten.Die Flussmündung wurde kanalisiert und neben dem Damm lässt es sich prima auf fünf bis neun Metern ankern. Der Schlamm hält super. Nur der Weg mit dem Beiboot in die Stadt ist ein bisschen weit. Man kann in die Marina am Fluss fahren und das Dinghi ganz hinten an einem Ponton festmachen. Der Stadtkern vermittelt einen Eindruck von Ursprünglichkeit: schöne alte und mittel-alte spanische Häuser. Ein riesiger Supermarkt nur 100 m von der Marina. 
 
In einem gemütlichen Restaurant gibt es eine riesige Fischplatte. Und an Bord klingt der Abend in wildromantischer Umgebung aus: Die grün bewaldeten Berge ringsum, die Lichter der eineinhalb Kilometer entfernten Stadt, der Sternenhimmel, das Leuchtfeuer achteraus. Und der Rioja El Coto auf dem Tisch im Mittelcockpit. Da wird so manches Weltproblem gelöst, theoretisch zumindest.  

Nach dem Frühstück Dinghi aufholen und das Schiff seeklar machen. Scheint genug Wind zu geben. Maschine an, Anker auf, Groß setzen. Es sollte zwar Westwind wehen, nun greift aber Südwind in die Segel und das Schiff gondelt eher gemütlich die Küste entlang Richtung Ribadeo. Um halb sieben abends sind auch diese 35 Meilengeschafft. Der Anker fällt zunächst vor dem Hafen. Doch der Hinweis auf auch nächtens durchfahrenden Frachterverkehr, veranlasst den Skipper, DAISY in den Hafen zu legen. Zu typisch spanischer Zeit speist die Crew in einem preiswerten Lokal in der alten Stadt oben auf dem Hochufer. Der Tourismus scheint hier keine allzu große Rolle zu spielen. Galizische Provinz, wie sie singt und tanzt!  

Wer von Ribadeo aus die Segelreise nach Osten fortsetzen möchte, findet auf derKarte bis Gijon wenige Möglichkeiten für einen sicheren Stopp. Dass DAISY auch in den Hafen Cudillero passt, stellt der Skipper erst Wochen später auf der Rücktour fest. Aber wahre Freude löste dieser Besuch weder bei ihm noch bei der Crew aus.  Für diesmal sollten die 90 Meilen durchgezogen werden ohne Stopp.  

15.07.09 Der Himmel hing voller grauer Wolken als um halb zehn die Maschinegestartet wurde. 45 Minuten später standen Groß, Genua und Besan aber der Südwest gab bald auf und der Nordost brachte auch nichts rechtes zustande. Erstab 16 Uhr wurde es ein richtiger Segeltag. Zum Abendessen bereitete Ariadne die Chuletas de cerdero con arroz y salad. Ein Schlemmermahl. Nach Mitternacht musste gar das Groß gerefft werden. Nach dem Umrunden von Cabo de Penas war es wieder aus mit dem Wind. Noch zwei Stunden Motor und DAISY lag backbord längsseits fest in Gijon, der größten Hafenstadt Asturiens. 

Hier gab es endlich Churros con Chocolado, das leckere schlangenförmige Gebäck mit heißer Schokolade. Und abends ein Dinner am Plaza Mayor für rund 20 Euro pro Nase. Auch der nächste Schlag sollte durch die Nacht führen: Auf den 90 Meilen bis Santander findet sich auch kein geeigneter Hafen, aber auf dem Weg eine Menge Verkehr. Zwei Halsen wurden erforderlich, um Frachtern auszuweichen. Um 21 Uhr gab es Kartoffelsuppe und um halb acht morgens fiel der Anker vor dem exklusiven Yachtclub von Santander. 

Ariadne erbeutete auf dem Markt Doraden und Lubinos so dass es an Bord wiederum ein exquisites Dinner zu feiern gab. Mit Mashpotatoes und Salat. 

Nur 28 Meilen weiter östlich fiel der Anker im Fluß vor Santonya. Am nächsten Morgen kam es zu einer folgenreichen Begegnung im Hafen der Stadt. Dort gibt es eine Marina für normale Sportboote mit atemberaubender Architektur, aber es lagen auch zwei größere Segelyachten an der Hafenmauer, als der DAISY-Skipper mit dem Dinghi zwecks Semmelnkauf dort aufkreuzte. Eine hübsche Ketsch, unverkennbar aus taiwanesischer Fertigung und auf ihr ein weißhaariger würdiger Herr, beschäftigt mit Arbeit an den Segeln. Auf dem Heck prangte eingeschwungen geschnitztes Schild mit der goldigen Aufschrift des Heimathafens und der lautete „Leith“, der Handelshafen von Edinburgh.

 

20. Juli 2009 und DAISY ankerte vor Santonya. Um13.30 verlegte sie in den kleinen Hafen, an einen Hammerhead zum Wasserbunkern.Immer wieder ein Kitzel in engen Häfen zu manövrieren ohne Bugstrahlhilfe nur mit dem Verstellpropeller und dem Ruderblatt. Wieder nix kaputt gemacht. Um14.30 kommen die Leinen wieder an Bord. Der schwache Ost animiert niemand, Segel zu setzen. Gegen 18.00 fällt der Anker nur 16 Meilen weiter im Hafenbecken von Castro Urdiales.

Hat auch seinen  Reiz, in bekannte Häfen einzulaufen. Für die Crew istalles neu und der Skipper weiß genau, was ihn erwartet. Diesmal kommt die DAISYin der Hochsaison, und im Becken herrscht sommerliches Gedränge. Aber esgeht. 

Die Stadtbegeistert. Uraltes Gemäuer, eine bisschen windschiefe gotische Kathedrale im Kleinformat auf dem Felsvorsprung, wo sich schon die Römer eingenistet hatten und vor denen sicher Kelten und einige andere Völker. In jeder Kneipe asturische Leckereien, Wein vom Feinsten und eine lockere Urlaubsstimmung mit entsprechendem Touritrubel. Auch wer fast in der Hafeneinfahrt ankern muß, kommt mit dem Dinghi an der Mauer entlang bis zum großen Ponton des Ruderclubs. Da der Wind immer noch Pause macht, verurlaubt die Crew den Tag in dieser reizenden Stadt. 

Auch am 22. Juli 2009 tut sich nicht vielunter den Wolken. Es reicht für eine Stunde Segeln vormittags und drei Stundennachmittags. Konrad und Lothar schaffen in gemeinsamer Leistung eine Makrele an Bord. Kurz darauf dreht der Wind plötzlich auf West - und richtig auf:  20 kn. Groß runter, Genua reffen und ab die Post. Zwei Stunden später heißt es vor Bermero „Segel bergen“. Die Gemeinde feiert die San Madalena-Fiesta. DAISY kommt gerade recht zum großen Bootskorso, auf den Piers drängen sich die Menschen, alle in blauen Kitteln in reichlich cidre-, wein- und bierseeliger Ausgelassenheit. Es wird eine lange Nacht.  

Kein Wunder, dass sich tags drauf das Ablegen bisschen verzögert. Aber um 10.35 immerhin wird draußen die Maschine wieder abgestellt und ein Südwest fährt mitgut 25 kn in die gereffte Genua. Erst müssen die Fender geschrubbt werden nach der Nacht an der dreckigsten aller bekannten Hafenwände. Zum Lunch gibt es Makrele und kurz danach keinen Windhauch mehr. Aber da steht DAISY eh schon vor der Einfahrt in die großartige Bucht von San Sebastian. Erst wird an einer Boje fest gemacht, doch traut der Skipper ihr nicht recht und wird darin von einem einheimischen Hafentaxifahrer bestärkt. Der Anker der DAISY fällt schließlich weit außerhalb des Bojenfeldes und hält vertrauenswürdig wie eh und je. DAISYliegt auf 43°19.083 N 001°59.686 W.  Das Hafentaxi bringt Jon und Ariadne nach herzlichem Abschiednehmen an Land, per Dinghi folgt die übrige Crew.  

Am 24. Juli 2009 gelingt es, den Ponton im Hafen der Stadt frei zu bekommen. Wilfried Krusekopf macht mit seiner eleganten HR 38 Platz. Daisy kann anlegen und Wasser bunkern. Zu bleiben empfiehlt sich jedoch wegen der Gezeit, zwei Tage nach Neumond, eher nicht. Am 25. Juli 2009 gehen Lothar und Dorothea von Bord. Auch sie machen den Eindruck, als hätten sie sich recht wohl gefühlt auf der DAISY. Des Skippers Schwiegersohn Mikel, bringt die beiden zum Flughafenbus.  

 

Nun ist Familie angesagt auf dem Schiff. Aingeru lässt sich am Strand überreden, auch mit ins Dinghi zu kommen und an Bord der DAISY. Ein kleines Geschenk macht’s möglich. Dann sind sie alle da: Mutti Julia, Aingeru, Johanna, Cornelia und auch Mikel kommt geschwommen. Onkel Konrad gehört ohnehin zur Crew. Am Strand tobt der Badebetrieb und die Biskaya kann es nicht lassen kleine Grüße in die weite Bucht von Donostia zu senden. DAISY bewegt sich erhaben und gemächlich in den sanften Wellen.

 

Der 31. Juli naht heran und dann wird Geburtstag gefeiert. Julias Tag, deshalb heißt sie ja so. Schwiegereltern Antonio und Coro laden ein auf den Berg hoch über der Bucht. Dort hat man einen verrückten Vergnügungspark angelegt. Die Gastronomie wirkt sehr bemüht aber die Aussicht von dem einstigen Leuchtturm lohnt die vielen Stufen. Der Tag des Abschieds naht auch dort unweigerlich und am 1. August 2009 ist er da.

 

Der Skipper sammelt im Hafen fünf junge Leute ein, vier Mädels und einen Hahn. Sie wollen mal Segelluft schnuppern auf dem Weg nach Bilbao. Mikel und Julia haben das organisiert. Jeder zahlt ein wenig und schon sieht der Skipper gelassener in den Tag. Wenn man es besser wüsste, wäre der Tag eine Enttäuschung: Erst kein Wind, dann ziemlich heftig aus West. Durch zwei Fronten musst du gehen, um Getxo bei Bilbao zu sehen. DAISY motorte eisern durch. 

 

Hedwig und Philipp kommen an Bord, saßen in derselben Maschine, wie Gabriella,die „Dirigentin“. Doch auf dem Steg traf die superblonde Italienerin in Hotpants später ein. Wäre zu gern an Bord gekommen, allein, sie war verletzt und wollte rein gar nichts beitragen. Sorry.

 

 Am 3. August 2009 trifft Gerlinde ein. Konrad und Hedwig, die beiden Geschwister des Skippers unternehmen einen Ausflug nach Donostia. Der Rest der Crew treibt sich im und am Guggenheimmuseum herum. Am 4.August werden Wasser und Diesel gebunkert und um 13.30 abgelegt. Eine Stunde später übernehmen Besan und Genua den Antrieb und drei Stunden später fällt der Anker wieder in Castro Urdiales. Zum Dinner gibt es Schwammerl mit Semmelknödeln, ein Gruß aus der Oberpfalz, wo Schwester Hedwig daheim ist.

 

Mittwoch 5. August 2009. Der Vormittag wird einem ausgedehnten Stadtbesuch gewidmet. Die urtümliche gotische Kathedrale ist eben nur vormittags zugänglich und man sollte sie betreten haben. Wer weiß, wie lange sie noch steht, so abenteuerlich, wie sie gebaut ist. Im frisch renovierten und umgebauten Kastell nebenan gibt es eine nagelneue Ausstellung zu bewundern. 

Dann ist es soweit: Per Dinghi sammelt der Skipper die Crew ein samt der  Einkäufe für die nächsten Tage. Um 14.20 startet er die Maschine. Um 15.00 sind Groß, Genua und Besan gesetzt. Der Nordwind greift in die Segel und es geht flott voran. Alle genießen die rauschende Reise über die leicht bewegte See. Um 18.15 steht DAISY vor der Einfahrt nach Santonya. Runter mit den Segeln! Um19.30 ist der Anker eingegraben auf 43°26.301 N 003°26.903 W. Es gibt ein feines Dinner: Steaks mit gerösteten Semmelknödeln und Salat, Bier und Rotwein und um Mitternacht Champagner! Gerlinde feiert ihren 50. Geburtstag an Bord der DAISY! Skipper, Crew und DAISY wissen das sehr zu würdigen. Der Skipper fertigt eine echte rote Torte an!

 

Am Geburtstag selbst zieht der Himmel den Vorhang vor die Sonne. Nach dem ausufernden Geburtstagsfrühstück geht die Crew erst mal an Land. Zwei Stundenspäter sind alle fünf wieder da und der Anker geht hoch. Ab 15.00  wird gesegelt  mit Genua, Groß und Besan und Kutterfock. In der Spitze kommen immerhin 7,5 kn heraus. Um 20.00 liegt das Tagesziel eine halbe Meile vor dem Bug: Santander. Der Anker fällt wieder unweit des Yachtclubs. Man kann dort so gut mit dem Dinghi landen. Allerdings sollte es an der seeseitigen Treppe so angebunden werden, dass es der Wind bei Niedrigwasser nicht unter das Haus weht. Sonst sieht es bei Hochwasser etwas befremdlich aus. Es gelang, dies zu verhindern.  

Freitag, 7. August 2009  - Wieder schwärmte die Crew am Vormittag aus zum Landgang. Und Santander lohnt. Den Weg zum mondänen Strand auf der anderen Seite des Stadthügels legt man am besten per Bus zurück. Eine sehr spanische Stadt in Asturien, die es wert ist, einen Tag dort zu verbringen. Segeln kann man auch später noch. Der Schlag nch Gijon wurde auf die Nacht verschoben. Um19.30 gab es Dinner an Bord: Ratatuille mit Rindfleisch und Kartoffeln.  

Um Viertel nach acht ging der Anker hoch, um neun befand sich DAISY unter Genua und Groß auf der Biskaya. Der Nordwind erlaubte einen perfekten Westkurs, beidem auch das Besansegel sehr gut zur Geltung kam.  Vierzehn Stundenrauschte sie durch die Nacht bis am 8. August um 12 Uhr der Wind einschlief. Stunde später kam wieder was, aber es waren dann doch noch zwei Motorstunden nötig um nach 92,1 nm seit Santander in den Hafen von Gijon zu kommen. Diesmal bekam DAISY einen Platz in der Schwimmstegbox 606, wo sie achteraus festgemacht wurde. Das gab dem Skipper Gelegenheit, endlich die Kante des Yachthecks neu zu primern. Die Crew genoss ein Dinner in der Stadt mit Lammkoteletts, Schnitzel, Kalamares etc.  Am Rezeptionskai gegenüber machte spät nachts noch die große blaue Gaffelketsch „Sirtaki“ fest.

Jenseits vom Cabo de Penas, das westlich Gijon weit in das Meer hinaus ragt, fand der Skipper doch noch einen kleinen Hafen in der Seekarte. Der Reiz, diese Zwischenstation auszuprobieren wuchs ins Unwiderstehliche. Tatsächlich lud der Sonntagswind nicht gerade ein, eine größere Distanz nach Westen anzugehen. Schon das Kap zu runden, war nur mit Maschinenhilfe möglich. Zwischen 16 und 20Uhr zog DAISY an der Westseite der Halbinsel an schroffen Klippen entlang unter Genua, Groß und Besan auf südlichem Kurs dahin.   

Der kleine Hafen am Fuß des grauschwarzen Küstengebirges ist von ferne kaumauszumachen. Erst als die DAISY weniger als eine Meile vor der Einfahrt steht, kommen die markanten Punkte deutlicher zum Vorschein. Bei auflandigem Seegang in dieses Nadelöhr treffen? Kleine Fischerboote passieren die Einfahrt. Im Glas kann der Skipper ihren Weg verfolgen. Sie erscheinen und verschwinden hinter einem Felsklotz, tauchen hinter einem anderen wieder auf. Sehr seltsam. Laut Karte geht es in einer engen S-Kurve in das rechteckige Hafenbecken. Und es ging tatsächlich.

Maschine an, Segel runter, Fender vorbereiten und mit dem Seegang auf das alte offene Hafenbecken zusteuern. Als der 20 m hohen Fels steuerbord querab ist, öffnet sich dort eine schmale Einfahrt. Von beiden Seiten steigen die Felsklippenstufenweise ins Wasser ab.  Der Seegang lässt das grüne Wasser munter darum herum gurgeln. Tiefe: sechs Meter, dann fünf. Gibt es hier Strom? Ruderlegen hart steuerbord. Drehzahl erhöhen. Daisy folgt souverän dem Fahrwasser. Ruder gerade, etwas backbord. Liegen da Trossen im Wasser? Jetzt ist der Blick frei ins Hafenbecken.

O Gott, welch ein Gedränge. Zwanzig oder mehr kleiner Yachten liegen an Bojen vertäut, eine Boje vorn eine achtern in zwei Reihen, dazu Fischerboote.

Schraube auf Rückwärtsschub, Fahrt aus dem Schiff nehmen. Bug erst mal in den Wind drehen. Tja, was machen wir denn da? Mal sehen. Kleine Fahrt auf nehmen für eine enge Hafenrunde. DAISY gleitet langsam zwischen den Bojenliegern durch. Da wäre eine schmale Lücke, müsste achteraus angefahren werden. Vergiß es, bei dem Seitenwind.

 

Da kommt ein Mann in einem Ruderboot. Ein freundlicher Willkommensgruß. Ja nimm diese Boje. Nein, zu eng. Wir werfen dort vorne im bojenfreien Raum den Buganker und holen die letzte freie Boje mit der Hecktrosse. Si si, est possible tambien. Macht bitte den Anker klar. Ein junges Paar kommt mit einem Paddelboot vorbei, nimmt die Trosse und führt sie durch das Bojenauge. Vielen Dank! Wollte ihr an Bord kommen. Nein vielen Dank wir wollen den Sonnenuntergang sehen dort vorn auf den Klippen. Ah verstehe.

DAISY liegt wohl verankert in Cudillero. Will jemand an Land gehen? Nee, erstmal Abendessen. Es gibt Pasta con tuna und frischen Salat. Danach will auch niemand an Land, also bleibt das Dinghi oben. Die hilfreichen Paddler kommen auch nicht mehr zurück, also verschwinden alle nach Skippers Gute-Nacht-Glas Roten in den Kojen. 

Der 10. August beginnt sonnig und um 0830 ist das Frühstück passé, die Maschinespringt an und die Heckleine wird losgeworfen, Konrad holt den Anker hoch. Fünf Knoten Wind aus NE reichen einfach nicht für einen Kurs West. Erst um1100 greifen die Himmelskräfte derart in die Genua, dass 3,5 kn Fahrt draus werden. Mit dem Besan gibt es noch einen Schubs drauf. Dann werden es sogar rund 6 kn. Es wird ein beschauliches Dahinziehen mit einem kleinen Lunch und nach dem Tee geht es schon wieder ans Segel bergen. DAISY steht vor der Einfahrt nach Ribadeo. Die Einsteuerung gestaltet sich etwas tricky. Es müssen zwei Untiefen umschifft und die Peilfeuer in die Flussmündung gefunden werden.

Diesmal geht der Skipper gleich in die Marina, geht erst längsseits am selben Hammerhead, an dem die DAISY das letzte Mal festmachte, doch darf er noch zwei Anlegemanöver üben, ehe sich die Hafenmeister einig sind, wo die Lady liegendarf.  53 Euro Hafengebühr verzeichnet das Logbuch und die Erinnerung an ein ziemlich patziges Hafenpersonal. Das Dinner im Marina-Restaurant ista llerdings als gut und Preiswert vermerkt. Im Fluss vor der Hafeneinfahrtankerte diesmal eine blaue Gaffelketsch. Ja es war die „Sirtaki“ erstmals gesehen in Gijon.

Der nächste Sprung sollte ja wieder nur um die nächste Ecke führen. Deshalb war vormittags noch viel Zeit zum Einkaufen im GADIS-Supermarkt oben in der Stadt. Ablegen um Viertel vor Zwölf, Segel setzen um 1210 und zwar alle. 5,5 kn SOG kommen dabei heraus. Um 1600 muß das Groß weichen um den Vorsegeln mehr Windzukommen zu lassen. Die Ketsch segelt raum. Um Viertel nach sechs ist der Segeltag nach 33 nm zu Ende. Die Maschine bringt DAISY in die weite aber sehr gut geschützte Bucht von Viveiro.

 

Um die hübsche Stadt, eingebettet in grünen Hügeln, zu erreichen, fährt man gut 10 Min mit dem Dinghi in die kleine Marina. Also Dinghi zu Wasser, Motor anbauen, Tank und Leitung dazu und ab die Post. Es sind Festwochen an der Küste und in der Stadt ist eine riesige Bühne für ein Rockkonzert aufgebaut. Die Crew wünscht sich einen ausgedehnteren Aufenthalt und dem steht nichts entgegen. Viel Segelwind wird auch nicht verpasst.

Den zweiten Tag nutzt Hedwig zur Produktion eines köstlichen Apfelstrudels, der nach einer Gaspacho serviert wird und der Abend sieht die Crew in der Menge vor der gewaltigen Bühne aber die gewaltigen Töne halten nicht alle aus. Doch der Abend klingt ein paar Ecken weiter am romantischen Stadtplatz versöhnlich ruhig bei einem Glas Rioja aus.

Auch der Skipper darf mal wieder an den Herd, muß dazu aber erst rund 50 Meilenweiter westwärts segeln. Diese teilen sich in 33 Meilen nach Cedeiro, wo DAISY wiederum hinter dem Wellenbrecher preiswert ankert und ca. zwanzig  Meilen Richtung  La Coruna. Zu einem verspäteten Lunch bereitet er Pfannkuchen. Sie sind gerade rechtzeitig verzehrt, um die Hände frei zu haben für die Vorbereitung der Fender und Leinen zum Festmachen in der nagelneuen Marina Coruna. Am 14. August 2009 gegen 1800 ist sie dort fest vertäut. Kleiner Schreck in der Rezeption. Als die junge Senorita hinter der Glasscheibe den Schiffsnamen hört, weiten sich ihre schwarzen Augen: DAISY? Hier ist eine Senora, die auf das Schiff wartet. Blond, Hotpants und einen verbundenen Arm? Si senor. Psst! Silencio por favor! Das Mädel grinst verständig. Und Gabriella tritt auch nicht mehr in Erscheinung.

Am Abend findet der Skipper tatsächlich sein Lieblingslokal in der Stadt. Es wird ein Abschiedsmahl, denn von hier treten Hedwig und Konrad die Heimreise an. Gerlinde, Phillip und der Skipper ziehen tags drauf, nachdem die Geschwister an Land gegangen sind,  den günstigen Liegeplatz in der Bucht vor Mera der teuren Marina vor. Im Casa Argentina gibt es ein köstliches Muschel-Dinner mit klassischem Streichertrio direkt vor dem Tisch. Ein perfekter Abend. Die lange Reise über die Biskaya nach Brest steht bevor.

La Coruna - Brest

Am Sonntag den 16. August 2009 um 14.15 startet der Skipper unter einem von Wolken verhangenen Himmel die Hauptmaschine. Anker auf!  Um 14.40 stehen Groß. Genua und Besan. Es weht aus NW mit 3 Bft was zu 4,5 kn über Grund taugt. Um21.40 gibt es Hähnchen provencial mit Reis und Salat. Gegen Mitternacht fälltdem Wind ein, aus NE zu wehen, sehr schwach und auf der Biskaya. Bald muß dieMaschine wieder herhalten. Erst Vormittags gibt es wieder bisschen Himmelskraftund dann nachmittags wieder und zwar aus SE.  

In diesem Wechsel tingelt die DAISY über die berüchtigte Biskaya und den Golfdu Cascogne. Das tollste Etmal sind 116 sm das mieseste 75. Am Ende muss nochheftig aufgekreuzt werden, um überhaupt die Breite von Brest zu schaffen.Segeln pur im Gezeitenseegang der das Schiff gewaschen hat. Der Lohn: einefunkelnagelneue Marina direkt am Stadtkern von Brest. DAISY fand sogleich einenschönen Längsseitsplatz und wurde von einer überaus charmanten Marinera (!) aufenglisch begrüßt. Das war am 20.08.09 um 19.45 Uhr.  

Brest feierte den letzten Tag seiner Sommerfestwoche. Tausende von Besuchern,Budenzauber und riesige Rock-Show-Bühne. Weil es so schön war blieb DAISYgleich eine zweite Nacht, bis die ganze ‚Wäsche gewaschen war.  

Brest - Dartmouth
 

22.08.09. Wieder ist es 14.15 als der Skipper den Motorschlüssel dreht. Diesmal weht en schwächlicher SW. Mit Besan und Genua schafft es die Dame immerhin auf 5,7 kn. Abe im Canal du Four muß wieder der Ford ran. Mit ein paar Pausen arbeitet er durch die ganze Nacht. Erst morgens schiebt der Wind wieder etwas an. Kurz nach zwölf steht DAISY in der Mündung des Drieux-Flusses. Zwischen eindrucksvoll zerklüfteten Klippen und Felsenschnurrt sie in den Fluss hinauf. Um 15 Uhr weist ein hilfsbereiter Marinero vom Hafen Lezardrieux dem Skipper eine Boje vor den Stegen des kleinen Yachthafens zu. Kostet 32 Euro und die Duschen kosten extra, wie Phillip nachdem ersten Dinghi-Einsatz feststellen muss.  

Ausgreifender Landgang in und um dieses malerische bretonische Städtchen. Zum Abschluß Celtic-Bockbier aus Gläsern, die einem Horn nachgeformt sind. Dinner an Bord: Entenleber mit Pasta und gemischten Salat. 

24.08.09 Mit dem ablaufenden Wasser verschwindet auch die DAISY aus dem Hafen. Um halb elf ist sie weg. Gegen 12 sind Groß, Genau und Besan gesetzt, doch der Wind pausiert mal wieder. Erst nachmittags läuft es richtig gut ohne Diesel. Guernsey kommt in Sicht und um 19.45 liegt DAISY fest an einem Schwimmsteg ohne Landzugang in St. Peter-Port, wie sie es halt immer macht, wenn sie hier ankommt. Diesmal war es wieder genau der letzte verfügbare Platz. Die LORDPORTAL aus Southampton legt sich zu ihr ins Päckchen. Baujahr 1976 ein sehr stabiles GFK-Boot.  

Tags drauf wird das Fort-Museum besichtigt und vermittelt erhellende Einblicke in die Historie dieses unabhängigen Gemeinwesens. Weil es so günstig und angenehm ist hier verplempert die Crew einen weiteren Tag auf dem Eiland. Eine Busfahrt in den rauen Norden zu den Grand Roques vervollständigt die Impressionen. Und ein Dinner beim Chinesen macht den Tag rund.  

Genug gefaulenzt. Um 08.40 brummt die Maschine los. 10 Min später fest an der Tanke. 325 l laufen in den Tank für 192 Guernsey-Pfund. Um 10.30 Uhr liegt unter Vollzeug Kurs Dartmouth an. 322° auf über neun Knoten steigt das Speedometer. Um 19.20 werden bereits die Segel geborgen. Man kann die Küste ahnen, sie haben sich eingenebelt. Aber niemand ahnt, was die DAISY in dem Flusshafen erwartet! Zwischen Kingswear und Dartmouth drängen sich Hunderte oder Tausende Schiffe. Alle Stegplätze dick mit Päckchen von Schiffen bepackt. Drei Schiffe an einer Boje. Ankerlieger überall. Und DAISY legt sich auch noch dazu. Niemand sagt was, die Fähren kurven tapfer um die Gäste herum. Und schon geht die Knallerei los: Feuerwerk! Man feiert die Royal Regatta. Hier soll die DAISY zwei Wochen bleiben! 

 

Artistenangesehen werden.

Schon amn ächsten Tag vermittelt die Hafenpatrol einen Bojenplatz weiter Flußaufwärts. Zu dritt an einer Boje, Der rote Gaffelkutter aus solidem Holz »Coet May« von Bob leiht seine gastliche Backbordseite. Die Marinaleute versichern, dass sich am Montag alles entspannen würde. Dann gäbe es auch einen richtigen Stegplatz. Na fein. Hier muß also der Generator heftig arbeiten. 

Es heißt Abschied nehmen. Phillip findet den Bus nach Totnes und die Bahn nachLondon. Tags drauf auch Gerlinde und der Skipper. Christoph übernimmt dasSchiff; nutzt es mangels Crew als Ferienwohnung in einer der schönsten RegionenBritanniens.


Dartmouth - Edinburgh - Eckernförde


Freitag  11.09.2009 um 19.30 Uhr -  Der Skipper ist zurück an Bord. Herrliches Spätsommerwetter. Nach einem gemütlichen Essen mit Christoph im Station-Restaurant in Dartmouth kehren die beiden per Dinghi zur DAISY zurück. Sie liegt dort, wo der Skipper sie verlassen hatte, an der Boje im Päckchen mit der »Coet May«. Das Schlauchboot hat ein wenig Wassergenommen und die Frischwasserpumpe der Daisy scheint defekt, ansonsten zeigt sich das Schiff reiseklar. Der ganze Trubel der Royal Regatta ist vorbei. Es gibt viele freie Liegeplätze.

 

Tags drauf verlegt der Skipper die DAISY an den Gästesteg. Er macht das allein, Christoph hatte es eilig mit seinem Auto auf den Kontinent zu kommen. Dann prüft der Skipper die Frischwasserpumpe reinigt die Kohlen des E-Motors. Sie arbeitet zunächst mal normal. Die beiden Toiletten bekommen neue Deckel auf die Schüsseln. Sieht piekfein aus. Der Marine-Ausrüster in Kingswear erweist sich wieder als spitzenmäßig sortiert.

Pünktlich um 12.00 steht Wolfgang aus Erlangen aufdem Schwimmsteg. Er kennt die DAISY und den Skipper von der Etappe London –Dublin in 2007. Edgar aus Nimwegen von der roten Ketsch »L’Amitié« kommt an Bord und erzählt, dass er nach Portugal in die Wärme will. Das hätte den Skipper der Daisy nachdenklich machen sollen. 

Mit ersten Versorgungseinkäufen fließt der Nachmittag dahin. Zum Dinner kehren Wolfgang und der Skipper im Restaurant »Dolphin« ein. Gar nicht übel für britische Gourmet-Verhältnisse, finden beide. Gegen 18.00 stößt Walter aus Garching bei München dazu. Herzliches Wiedersehen. Palermo – Trogir war seine letzte Etappe auf der Daisy. Zurück an Bord: Das Schlauchboot wird verstaut. Es gibt zwei schnelle Fähren über den Dart-River und die weitere Strecke wird sich am Wind, hart am Wind abspielen. Da ist es besser, wenn das Vordeck frei bleibt. Am Sonntag, 13.09.2009 gegen halb drei kommt Michael aus Xanten an Bord. Die Crew ist komplett.

Am Montag geht die Arbeit nach einem länglichen Frühstück los. Kein mächtiger Antrieb, der Himmel ist bedeckt. Es weht aus NE mit ca. 15 kn. Erst um 11.06 geht die Maschine an. Bald liegt die zauberhafte Mündung des Dart mit ihren uralten zinnengesäumten Befestigungsanlagen achteraus. Um 11.43 verstummt die Maschine. Mit dem 1. Reff im Groß und 2/3 der Fock kommen 4,5 kn nach 110°heraus. Bald werden es 5 und mehr Knoten. Der Wetterbericht spricht von NE 5 –7 und möglicherweise 8.

Sicherheitshalber und um mehr Speed zu machen wird die Kutterfock gesetzt. Um13.30 kommt auch das Besansegel dazu. Um 18.00 wird gerefft. Um 22.00 stellt der Skipper beim Wachantritt NNE mit 22 – 25 kn fest.  Das Groß ist nun im 2. Reff , 1/3 Fock, Kutterfock und gerefftes Besansegel. Wachrhythmus drei Stunden für drei Mann.

Am Dienstagmorgen lässt der Wind deutlich nach. Der Himmel bleibt bedeckt, den ganzen Tag. Um 21.30 wird Dinner serviert: »Pasta sugo bolognese« nennt Walter seine köstliche Schöpfung. Gegen 23.00 steht Daisy vor dem Hafen Newhaven Marina. Stockfinster. Direkt angrenzend an den Fährhafen zeigt sichein besetzter T-Schwimmsteg der Marina. An den landwärtigen Kopf des T-Stücks könnte man vor Buganker und Hecktrosse gehen. Dahinter liegen viele Schwimmstege, die dicht an dicht besetzt aussehen.

Schon ist Daisy klar zum Anlegen. Wolfgang am Anker, Michael auf der Heckplattform. Der Anker fällt, das Schiff läuft achteraus auf den Steg zu. Da erschallt eine Stimme aus dem Dunkel: »There is a sixty-feet-berth in the inner harbour«. Der Hafen erweist sich als bestens organisiert. Der Mitarbeiter erklärt dem Skipper den Weg zu dem »very comfortable« Liegeplatz. Es geht in einer S-Kurve durch die Steganlage. »At low-water you stick in the mudd but is only mudd. Its up to you«.

Der Anker kommt hoch. Der beschriebene Platz wird genommen. Nach 164 nm hat die Crew eine optimal ruhige Nacht verdient. Um 23.50 liegt Daisy wohl vertäut stb-längsseits ganz hinten in der Marina. Nachtruhe nach einem Gläschen Roten. Der Wetterbericht kündigt eine Herausforderung an: NE 5 – 6 – 8 Bft. Da Daisy eine Luv-Küste vor sich haben wird auf dem Weg nach Dover, alles halb sowild.

Morgens um 08.45 keine Luftdruckänderung. Um wenigstens ein Stückchen weiter nach Osten zu kommen, wird Ablegen beschlossen. Hafengeld 34,50 GBP bezahlt. Nur der Wind, der macht nicht mit. Trotz mancher Tricks wird die Daisy im Hafen gnadenlos verweht. Aus diesem Loch bei diesem Wind? Keine Chance. Daisy wechselt nur die Stegseite. Eingeweht. Der Wetterbericht wird nun deutlich: Gale-Warning, Dover NE 8 expected later Plymouth NE 8 expected soon.

 

Bisschen eng: Newhaven, UK

Nun gut. Der Skipper zerlegt die Frischwasserpumpe, die immer wieder gehustet hat, reinigt sie und setzt sie wieder zusammen. Nun arbeitet sie erstmal wieder einwandfrei. Newhaven muss man nicht gesehen haben. Wirklich nicht.Aber die Stadt gibt sich Mühe, Heimat darzustellen. Die Leute vom Yachthafen sind überaus freundlich und hilfsbereit. Britannien eben. Noch mal 34,50 GBP. 

Ein Tag ist verloren. Uschi, die in Dover zusteigen möchte, befindet sich schon auf dem Weg nach London. Sie hat eine Freundin dort, die sie eh schon lange mal besuchen wollte. Der Skipper hat beim Bezahlen Dan angefordert, den guten Geist des Hafens. Er kommt mit einem Motorboot, als Daisy zum Ablegen klar ist. Es weht immer noch recht munter. 09.20 Ablegen. Daisy geht achteraus ins Hafenbecken. Dan drückt mit dem Motorboot den Bug der Ketsch durch den Wind. Das war’s dann.

 

Halbe Kraft voraus und in eleganten Kurven hinaus ins Fahrwasser. Ausfahrtsignal jetzt rot, natürlich. Es wird 10.15 bis Daisy denHafen hinter sich hat und die Maschine verstummt. 2 Reffs im Groß, Genua undein Reff im Besan, so fängt der Segeltag an. Daisy bleibt hart am Wind denganzen Tag. Es muss gekreuzt werden. Der NE lässt einen Kurs genau parallel zurKüste nicht zu. Der Sturm kommt nicht, noch nicht.

Gegen Mitternacht steht Daisy vor der Hafeneinfahrt von Dover. Die Einfahrtserlaubnis wird erteilt. Aber was ist das? Die rote Lampe an steuerbord? Wir sind doch in Europa! Gegen den Lichtsmog an Land und im, von Strom und Wind aufgewühlten Wasser und im Schatten der Hafenmauer ein irritierendes Bild. Aber ein rotes Feuer steht tatsächlich in der westlichen Einfahrt einlaufend an steuerbord. Jetzt aber mit Schmackes durch den Querstrom, dann auf die vergleichsweise schmale Einfahrt zur Marina. Um 00.40 liegt Daisy nach 74 nm fest am Hammerhead B stb-längsseits wie von der diensthabenden Hafenmeisterin per VHF empfohlen.

Dieser Freitag, der 18.09.2009 wird ein Hafentag. Erst mal richtig ausschlafen. Vormittags kommt Uschi an Bord. Mittags wandert die ganze Crew zum Dover-Castle hinauf. Fast sonniges Wetter. Perfekte Museums-Show in den Geheimen Tunnels und oben in der Burg bei King Henry II. oder war es der IV.? und seinem Hofstaat. Die Gemächer sind möbliert, den Originalen nachempfunden und bevölkert mit Darstellern, die das Mittelalter vergegenwärtigen. Die 12 GBP pro Kopf haben sich gelohnt, findet der Skipper.

Der wilde Sturm ist vorüber. Eher überhaupt kein Wind mehr. Am 19.09.2009 wird um 10.15 Diesel gebunkert. 165 Liter. Die Maschine läuft den ganzen Tag. Vorbei an der Themsemündung bei diesigem, windlosem Wetter erreicht Daisy Harwich. Um 18.55 liegt sie stb-längsseits an der Halfpenny-Pier nachdem ihr Giles mit seiner kleinen Slup Platz gemacht hatte. Dafür kommt er an Bord - ein lustiger hagerer Kauz, der mit seinem Schiffchen tatsächlich den Kanal gequert hat - und bleibt zum Dinner. Es gibt gebackenes Huhn mit Reis und Paprika.

Tags drauf ablegen bei Seitenwind N 3. Klappt. Aber um den River-Orwell hinauf zu segeln ist der Wind zu wenig und kommt aus der falschen Richtung. Gegen 10.40 passiert Daisy die Schleuse in den Hafen von Ipswich und 10 min später liegt sie wieder einmal in der Neptune-Marina bb-Längsseits.

Ipswich lohnt den Besuch. Eine lebendige Stadt, die sich hübsch herausputzt. Hier kommen die Bord-Fahrräder wieder zum Einsatz. Es wird eingekauft, Wäschegewaschen. In einem indischen Restaurant gibt es ein exotisches Dinner, weil das urige Lord-Nelson-Pub erst zu später Stunde öffnet.

Montag, 21.09.2009 – Hartlepool heißt das nächste Ziel, es liegt ein längerer Schlag vor dem Bug. Die Sonne lässt sich blicken und der Luftdruck ist gestiegen. Frühstück, Wäsche und Fahrräder verstauen. Um 11.55 geht der Motor an. Hochwasser. Die Schleuse ist offen. Schnelle Flußfahrt auf dem River Orwell mit dem Ebbstrom. Schon dies ein erinnernswertes Erlebnis.

Um 13.00 verstummt die Maschine per Abstellzug. Besan, Groß im 1. Reff und Genua übernehmen den Vortrieb. Daisy segelt das Orwell-Delta hinaus. SW 3 – 4ist angesagt. Hält aber nur bis 20.50.  Es gibt Pasta Carbonara zum Dinner, während die Maschine brummt. Dann um 01.40 gibt es wieder Wind satt. W-SW 5-6 wird angesagt und kommt auch. Raumer Wind. Genua, gerefftes Groß und Besansegel bringen Daisy auf über sechs auch mal sieben Knoten.

Um 04.00 übernimmt Wolfgang die Wache. Daisy läuft automatisch gesteuert nach 320°. Windaus W - SW. Gegen 06.00 nimmt der Wind noch zu. Und die Krängung. Um 06.30 holt Wolfgang den Skipper aus der Koje. »Die Genua ist zerrissen«. Schneller kriegt man den nicht an Deck. Die Genua, die beste von den dreien, bzw. ihr Rest, die an Bord sind, von oben bis unten entzwei. »Eine größere Welle ist in die Genua eingestiegen, das hat sie zerlegt.« Warum wurde sie nicht gerefft, warum nicht gefiert oder der Kurs geädert, um die Krängung zu verringern? Schulterzucken. Wolfgang hat auch den deutschen Hochseeschein.

Die Kutterfock wird geheißt. Die Genua, bzw. ihr Rest, bleibt erstmal aufgerollt.

Um 15.15 schläft der Wind ein. Aber bloß für eine Stunde. Dann wieder eine Stunde segeln und wieder Pause. Dazwischen Dinner: Hähnchenschenkel mit Reis. Und ein Wetterbericht:  W-SW 5-7. Die Wirklichkeit: ab 21.00 kein Wind mehr. Um 07.00 am 23.09.2009 steht Daisy vor Hartlepool.  

Über VHF kommt die Einlauferlaubnis in die Schleuse. Gleich hinter dem »Lock« backbord ein schöner langer Anleger, nach einer Drehung auf dem Teller liegt Daisy stb-längsseits in der Hartlepool Marina. 236 nm stehen auf der Logge. Ein erstklassiger Hafen, nur ein bisschen weit von der hübschen Altstadt entfernt. Aber dafür gäbe es ja Fahrräder an Bord. Erst muss die Genua runter und die zweite angeschlagen werden. Der sympathische Segelmacher Tim Boagey besichtigt den Schaden stirnrunzelnd. Aber sie kann wieder hergestellt werden. Braucht ein paar Tage. Hm. Edinburgh streichen, die neue Crewumd irigieren? Hm. Kompliziert. Nein. »Wir segeln nach Edinburgh und von dort wieder nach Hartlepool. Ganz einfach.« Gibt vielleicht auch einen besseren Winkel zum Wind auf dem Kurs nach Skagen.  

Den Nachmittag verbringt die Crew im Marine-Museum von Hartlepool. Ein absolutes Muss. Um das älteste noch schwimmende Kriegsschiff der Welt hat man eine historische Hafenmeile errichtet mit allem, was im 18. und 19. Jahrhundert einen typischen englischen Hafen bevölkerte. Waffenschmied, Uniformschneider, Schiffsausrüster, Pub, Werftbüro etc. Und dazu eine tolle Museumsshow zum Lebenauf der »Trincomalee« im Einsatz. Die 1817 in Indien gewasserte Teak-Fregatte schwimmt im Dock und kann vom Kielschwein bis zum Oberdeck besichtigtwerden. 

24.09.2009 - Die Gezeit lässt es zu, dass die Daisy um 09.00 den Liegeplatzverlässt, die Schleuse passiert und den Kanal entlang ins freie Wasser hinausläuft. Der ist für sie nur 2 h vor und 2 h nach HW tief genug. Um 09.50  sind Groß und Genua gesetzt, die Maschine verstummt. Wieder hart am Wind. Aber es geht flott voran. Eyemouth heißt das nächste Tagesziel.

Der West frischt ordentlich auf. Genua, Groß und Besan müssen gerefft werden. Fast 14 Stunden läuft DAISY die Küste entlang nach Nordwesten. Um 14.00 muss das Groß noch weiter gerefft werden: Im ersten Reff ist eine Naht aufgerissen. 312° liegen um 22.40 an, bei 5,5 kn SOG. Eine Stunde später steht Daisy vor Eyemouth. Stockfinster.  

Freitag, 25.09.2009 Mitternacht vorbei. Der Skipper weiß um die Klippen zu beiden Seiten der Einfahrt. Vor zwei Jahren kam er hier in der frühen Abenddämmerung bei HW an. Nun war LW vorbei, es wird exakt gepeilt. Daisy steht in schwarzer Dunkelheit ein Kabel vor der roten Lampe und noch immer ist keine Einfahrt auszumachen. Kein Wunder: es geht  trickreich um die Ecke in den Zufahrtskanal. Rein und mit einer 180°-Wende in das Hafenbecken.  

Drinnen gibt es nur 7 oder 8 m hohe Wände und zwei eiserne Leitern zum Festmachen. Zum Schlafen nach den 86 nm seit Hartlepool reicht es. Dummerweise ist es der Platz, an dem die Fischer gewöhnlich Eis nehmen. Um 07.00 weist der Hafenmeister freundlich darauf hin. Um 07.30 legt Daisy ab.  

Blanker Himmel, SW 2. Das kaputte Groß bleibt auf dem Baum. Die aufgehende Sonne beleuchtet die Schottische Küste sehr theatralisch. Noch ein Kap und alles ändert sich: Ein ungeheurer West faucht aus dem Firth of  Forth. Harte, kurze Wellen schlagen der DAISY entgegen. Dagegen aufzukreuzen, das würde zwei Tage dauern bis Edinburgh. Also wird Diesel geopfert. Ein langer Tag.  

Endlich um 17.00 taucht die Mole von Granton auf. Um 18.00 passiert DAISY die Einfahrt. Da steht doch ein Paar auf dem Schwimmsteg. John und Carol Forsyth erwarten die DAISY. In Spanien in Santonya hatte der Skipper John getroffen. Jetzt nehmen sie die Leinen an und John hält schon den Schlüssel für den Hafen in der Hand. Freunde der See! 

Samstag, 26.09.2009  Crew-Wechsel. Uschi geht von Bord. John bemüht sich um ein Hotel für Walter. Vergeblich. Alles ausgebucht. Er bekommt eine Ausweichkoje an Bord. Die Schwestern Brigitte und Gisela treffen ein, dazu Jürgen und Hans-Jürgen. Da Michael auch noch eine Nacht an Bord bleibt, muss Wolfgang für eine Nacht die Kabine mit Hans-Jürgen teilen. Was für ein Problem! Das Großwird abgeschlagen und John bringt es samt Skipper zum Segelmacher. 

Sonntag, 27.09.2009 Mittags ist das Groß fertig, John nimmt den Skipper mit, es abzuholen.

Der Generator macht ein Problem: Temperaturanzeige leuchtet rot, obwohl der Generator nicht heiß ist. Rat des Herstellers: Sensor überbrücken! Und wo bleibt die Kontrolle? Hm, gute Frage. John bringt Walter in Hotel unter. Nachmittags John und Carol an Bord. Zum Dinner Steak mit Spezialkartoffel, Salat.  

Montag,28.09.09 – Der Nordwest hat abgeflaut auf 2 – 4 Bft. 08.15 geht die Maschine an. 08.30 Leinen los. 09.40 Genua gesetzt, Motor aus. 5,7 kn SOG nach 86°. Um 19.00 ist das achtere WC verstopft. Kurs Hartlepool bleibt. 

29.09.2009 Wachrhythmus: 2 Std mit je 2 Personen. Komfortable Crewstärke. 07.00 steht Daisy wieder vor Hartlepool. Zur Unzeit wg. Gezeit. Also Frühstückspause. Der Anker fällt auf 54°41.122 W  001°10.970 E im Vorhafen. Einfahrt wird für 09.45 zugesagt. Als dann der Anker hochkommt, hängt ein Drahtseil drin. Kleiner Kunstgriff erforderlich. 10.20 wird die Maschine abgestellt, Daisy liegtstb-längsseits in der Marina Hartlepool. WC-Schlauch ausbauen. Beim Reinigungsversuch geht er kaputt. Neuen besorgen per Fahrrad. Netter Abend in der schwimmenden Hafenkneipe. So so, die Trincomalee liegt im einzigen Trockendock weit und breit. Das ist jetzt Museum. The local fishermen are not amused about. 

30.09.2009 - Die Genua kommt repariert zurück: ca. 600 GBP. Der Ausrüster bringt den richtigen Schlauch fürs Klo. Generator läuft problemlos. Wetterbericht erzwingt eine neue Planung: Skagen wird gestrichen. Cuxhaven heißt das Ziel. Ein NW mit 9 Bft. ist für die nördliche Nordsee angesagt. Wird direkt aufs Skagerak schwenken. Ergo: Daisy wird südlich der Doggerbank gehen und südlich Helgoland passieren. Die Hafengebühr macht 36 GBP. 13.00 An der Tankstelle gegenüber werden 400 l Dieselgebunkert, dann geht es hinaus.  

Die Genua zieht Daisy nach 96°. Abends bleibt der Wind aus. Zum Dinner zaubern Gisela und Brigitte Hähnchenbrust in Pfirsichsauce und Reis. Die Maschine brummt durch die Nacht bis 23.45. Genua und Besan bringen es auf 3,5 kn. Wetterbericht kündigt dauernd NW 2 – 5 Bft an.

01.10.2009 – Zweier-Wachen im 3-Stunden-Takt. Generator bleibt von selber stehen. Temperaturanzeige! Nun wird sie überbrückt. Von da an läuft der Generator störungsfrei. Etmal um 13.20 enttäuscht: 120 nm. Es wird weiter gesegelt. Eilt es?  

02.10.2009 – Die letzten Wetterberichte laufen ein, dann ist der Funkkontakt weg. Für diesen Tag ist ab 06.00 NW 3-4 ab 12.00 W 3-4 und ab 18.00 SW 3-4 angesagt. Daisy macht unter Genua und Besan  5 – 6 kn daraus.  Etmal 13.20: 130nm. Dogger liegt im Kielwasser.  17.00 kommt der Daisy die KESS CARGO entgegen, wird eineinhalb Meilen südlich von ihr passieren. Genua und Besan ziehen Daisy mit 3-4 kn nach SW. Der Skipper greift zum Mikro, erbittet Wetterbericht. Für den 03.10. werden erst NW 7-8 und später 8-9 für die mittlere und südliche Nordsee angekündigt. Danke! Segel weg, Maschine an. So schnell wie möglich nach Cuxhaven laufen. Kein Stopp in Helgoland. 

03.10.2009 – Die Lichter der Ansteuerung von Helgoland bleiben weit Backbords aber gut zu sehen. Daisy brummt weiter eilig nach SE. Der Wind lässt sehr zu wünschen übrig. Der Computer verkündet: LW Cuxhaven 06.25. Um 05.00 steht Daisy vor der Elbmündung. Um 07.30 steuert der Skipper in das Hafenbecken, in der er die Daisy vor zweieinhalb Jahren fest gemacht hatte. Diesmal ist da entschieden zu wenig Wasser. Also eine Tür weiter in die Marina. Um 08.05 verstummt dort die Maschine.  361 nm seit Hartlepool. 489 seit Edinburgh. Die Crew lädt den Skipper in seine erste deutsche Hafenkneipe seit dem Ablegen in Cuxhaven am 02.05.2007 und seit etwa 38.000 nm. Gasthof Seeblick, gleich hinterm Deich: Matjes Holländisch mit exzellenten Bratkartoffeln. 

Sonntag, 04.10.2009 – Hafentag. Beinah sonnig. Die Damen zum Zug begleiten, Besuch im Ringelnatz-Museum. Dinner im "Seeblick". Vollmond. Spring-Hochwasser im Hafen! Nur watend an Land. 

05.10.2009 – 10.10 Besuch bei TO. Stander abgeholt. 10.55 Maschine an, ablegen.13.45 Einfahrt in die Schleuse des NOK. 14.10 stb. längsseits fest in Brunsbüttel. Frischwasserpumpe ausgewechselt, Hilfe von Werkstatt. Dinner in Brunsbüttel.  

06.10.2009 – Sonniger Strahletag. 08.11 Maschine an. An Tanke verlegt. 174 l Dieselgebunkert. Ab 09.00 Kanalfahrt. 17.00 Schleuse Kiel Holtenau. 18.20 in Kielfest, Platz 26 gegenüber von Schwedenkai. Restaurant an der Brücke „Blauer Engel“. 56,1 nm 

07.10.2009 – Um 08.00 Nieselregen. Telefonanruf vom Hafenamt: Bitte ins Hafenamt kommen und Liegegebühr 22,00 Euro bezahlen. 5. Stock bei Herrn Petersen. Akzeptieren keine Kreditkarte etc. Rechnung nach hause schicken lassen. 09.30 Maschine an und Ablegen. 10.10 Groß Genua und Besan. 11.00 Wind weg um 11.50 wieder da. Segeln an Eckernförder Bucht vorbei nach Schleimünde. 16.40 Maschine an, Segel bergen. 18.00 stb längsseits fest in Kappeln. 37 nm. Bierakademie! 

08.10.2009 – Weiter geht’s die Schlei hinein. Anleger vor der Schleiperle in Arnis. Köstlichen Butt direkt am Fenster vor der Daisy. Werft in Arnis besucht. Sonniger Tag. Weiter ins Gunnebyer Noor. Gegen 16.30 fällt der Anker. 54°34.309 N 009°46.558 E. Maschine aus. Herrliche Stille, mystische Landschaft rundumher. 

09.10.2009 – Sonniger Tag. 09.14 Maschine an. Die Schlei hinaus. Hätte man segelnkönnen? 12.30 draussen. Genua und Besan. Maschine schweigt für zwei Stunden. In der Eckernförder Bucht bleibt der Wind weg. 18.10 fest im Eckernförder Hafen.Crew lädt den Skipper in die Taverne KRETA ein. Es werden Lammkoteletts serviert.  

10.10.2009 um 07.00 geht Wolfgang von Bord. 11.00 Hans-Jürgen und um 12.00 Jürgen. Das Ende einer langen Reise. Der Skipper schleppt 3 Ladungen Wäsche an Land in die Marina-Waschküche. Tags drauf noch mal vier. Erst am Dienstag, 03.11.2009 verläßt der Skipper die Daisy und besteigt den Zug nach München. Allerdings ist er im Dezember wieder an Bord.

 

 

 

 

 

 

 


 

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Jamaika

 

Kontakt:  

Hermann Engl

Seereisender und Autor

0049 15119335910

hermann.engl@t-online.de

 

 

 

 

 

 

 

 

 




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